Ghost - Meliora

Review

Die Maskerade der schwedischen Band GHOST geht mit „Meliora“ in die dritte Runde – wenn man denn die vor zwei Jahren unter dem leicht abgewandelten Bandnamen GHOST B.C. veröffentlichte, erstaunlich gelungene Cover-EP „If You Have Ghosts“ auslässt. Den Namenszusatz kann das Sextett mittlerweile wieder weglassen, die Masken haben sich geändert, der Sänger vermeintlich auch (Papa Emeritus II. wurde durch Papa Emeritus III. „abgelöst“). Statt Nick Raskulinecz produzierte der in Popkreisen renommierte Klas Åhlund. Ansonsten bleibt aber vieles gleich.

Zunächst einmal wirkt das neue Album kürzer, und man wundert sich nach dem ersten Durchlauf: Schon vorbei? Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Schweden neben dem obligatorischen Intro und Outro gleich zwei kurze Interludien gepackt haben („Spöksonat“, „Devil Church“), die das Album zusätzlich unterteilen – das Album ist im Gegenteil sogar einige Minuten länger als das Debüt. Mit dem zweiten Durchgang schälen sich die einzelnen Songs heraus, offenbaren ihren ganzen Melodiereichtum und Charakter. Und dass „Meliora“ einige Melodien zu bieten hat, steht außer Frage – allerdings auch rockige Momente: Bei „From The Pinnacle To The Pit“ und „Cirice“ mag das noch ein wenig untergehen, da sich die Songs weniger durch die Gitarren als vielmehr durch den verzerrten Bass beziehungsweise die stampfenden Standtoms auszeichnen. „Absolution“ hätte aber auch auf „Opus Eponymus“ stehen können. Selbst der sich durch seine Vokalharmonien auszeichnende Opener „Spirit“ hat ein ziemlich rockiges Untergerüst.

Letztlich waren es bei GHOST aber doch immer die Melodien und die Gesangslinien, die im Vordergrund standen – und das hat sich auf „Meliora“ selbstredend nicht geändert. Poppigkeit und einschmeichelnde Melodien sind also auch anno 2015 kein Argument mehr, den Stab über der Band zu brechen. Wer diese Elemente nicht mag, hat dies bereits seit der ersten Single getan.

Natürlich klingt das hauptsächlich von Akustikgitarren, Geigen und Gesang getragene „He Is“ wie die Untermalung eines feuchten Sommertraums auf einer schwedischen Weide, nur dass die leichtbekleideten Protagonisten Teufelsmasken tragen. Und „Absolution“ führt teilweise das Erbe des Achtziger-Jahre-Stadionrocks fort – was auf entsprechend großen Bühnen ziemlich gut funktionieren dürfte. „Mummy Dust“ wiederum zeichnet sich durch seinen raunenden Gesang aus, bis im Refrain die Gitarren ganz aussetzen. Aber auch diese Songs gehen als originäre GHOST-Stücke durch – abgesehen davon, dass sie ziemlich gelungen sind.

Letztlich ist „Meliora“ nicht ganz so konsequent eingängig wie das Debüt und nicht ganz so opulent wie „Infestissumam“ und kann beide Alben in meinen Augen auch nicht übertrumpfen – was vielleicht daran liegt, dass die Schweden am Ende der Scheibe nicht noch einen Kracher platziert haben. Aber was heißt das schon: Das Album und vor allem die einzelnen Songs fügen sich nahtlos in das bisherige Werk ein und dürften live genauso gut funktionieren wie die bereits bekannten Hits. „Meliora“ ist also ein schönes Stück Musik sowie eine gelungene Fortführung der Ghost’schen Tradition und Maskerade.

18.08.2015

- Dreaming in Red -

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