Havok - V

Review

HAVOK gehören zu den besten Bands, die der Thrash in der letzten Dekade hervorgebracht hat. Kennzeichnend für die Gruppe ist, dass sie den Spagat zwischen Konservatismus und Progressivität geschafft haben. Dass sie modern klingen, ohne sich radikal vom Alten abzuwenden. Damit bringen sie eine Frische in das Genre, die an anderen Ecken fehlt. Inzwischen sind sie schon seit einiger Zeit dabei, weist der Albumtitel „V“ auf die Erfahrung des Quartetts aus Colorado hin. Obwohl sie hier etwas experimentieren, wird es nicht so revolutionär, wie das fünfte unbenannte Album einer anderen US-amerikanischen Thrash-Metal-Band. Dafür schafft der Vierer aber wieder den Spagat.

HAVOKS „V“ lässt wenig Langeweile aufkommen

Sie bieten genau das, was man von ihnen erwartet. Giftiger Thrash Metal mit knappen, aber pfeilschnellen und messerscharfen Songs wie ‚Cosmetic Surgery‘, die meistens bei der Vier-Minuten-Marke rumlungern. In ‚Fear Campaign‘ verfallen sie der Versuchung eines klassischen Breaks. All dies wird eingehüllt in einen organischen Sound, der den Hörer ideal in die Konzertsituation versetzt. Gerade die Bassgitarre wird hier nicht versteckt, sondern offen präsentiert. Sehr angenehm.

Bei alldem langweilen sie aber nicht, woran insbesondere das abwechslungsreiche Riffing einen gewichtigen Anteil hat: Mal klingt es mehr nach „Gods Of Violence“, mal nach „Pleasure To Kill“ und dann ist es aber auch Hard-Rock-Kompatibel. Gerade auf der B-Seite schleichen sich einige Überraschungen ein: ‚Dab Tsog‘ kommt ohne Gitarren aus und ‚Panpsychism‘ wird von einer akustischen Klampfe eingeläutet. Und mit ‚Don’t Do It‘ liefern HAVOK ein achtminütiges Finale, welches durch ein überlanges Intro, seiner balladesken Attitüde und sogar cleanen Gesang sich deutlich von den vorhergegangenen Liedern absetzt.

Am liebsten auf die Fresse

Am wohlklingendsten sind die aggressiven Schelten, wie der Opener ‚Post-Truth Era‘ oder ‚Phantom Force‘. Sie reißen den Hörer mit in einem Strudel und erzeugen Phantasien, in denen man zu diesen Tracks seine Umstehenden ordentlich rumschubst. Yeah! Die Midtempo-Songs machen hingegen wenig Spaß, fallen oft vorhersehbar und wenig zwingend aus. Umso trauriger, dass sie gut die Hälfte der Platte stellen.

Wie die meisten anderen Bands haben auch HAVOK mit ihrem fünften Album unüberhörbar eine Routine entwickelt. Sie bieten einen Trademark-Sound, der den Großteil von „V“ ausmacht. Das soll aber nicht heißen, dass den Thrashern die notwendige Aggression fehlt. Diese quillt aus vielen Songs überdeutlich hervor. Zudem verlässt das Quartett seine Komfortzone oft genug, so dass keine Langeweile aufkommt. Allerdings endet dies mitunter recht unterschiedlich. Trotzdem sollte diese Platte bei den meisten Fans der US-Amerikaner gut ankommen.

21.04.2020

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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