Heidevolk - Velua

Review

Tiefe, sagenumwobene Wälder in den Niederlanden? Obwohl viele jetzt schon das „Pustekuchen“ auf den Lippen haben mögen, besingen die holländischen Folk-/Pagan-Metaller HEIDEVOLK genau das auf ihrem nunmehr fünften Album „Velua“: die Veluwe, das größte zusammenhängende Waldgebiet des Wohnwagenlandes mit ihren alten Geschichten und letzten Geheimnissen. Das klischeetriefende Logo mit den metgefüllten Trinkhörnern ist darüber (offenbar endgültig) verschwunden – so als wolle man den das Umschlagbild zierenden Geschöpfen, Geistern und Gehölzen die volle Aufmerksamkeit garantieren.

Leider aber entpuppt sich die ansprechende Aufmachung als Mogelpackung. Das Sextett aus Arnheim präsentiert seine altbekannten Stilmittel – der omnipräsente zweistimmige Klargesang als Markenzeichen, begleitet von schmeichelnden Gitarrenläufen und Streichern, dazu der gemäßigt metallische Unterbau – nämlich in weitgehend glattgebügelt-unspektakulärer Ausführung. Ärgerlich! Die Lieder, allesamt auf vier bis fünf Minuten zurechtgestutzt, sind nur selten aufregender und normabweichender als das, was Förster Friedrich mit der vollautomatischen Pflanzmaschine fabriziert.

Ab und an – bei „Winter Woede“ und „In Het Diepst Der Nacht“ – gehen die sechs Tulpenknicker zwar minimal aggressiver zu Werke als beim Rest des zu gleichförmigen Materials, dennoch findet sich nirgendwo die unbehagliche Düsternis eines nächtlichen, unbekannten Waldes; von der HEIDEVOLK gut zu Gesicht stehenden relativen Härte des 2012er-Vorgängers „Batavi“ ist wenig geblieben. Das wäre zu verschmerzen, wenn denn der avisierte naturmystische Schleier diesen Platz komplett eingenommen hätte. Doch wo ist das Rauschen des Waldes, das Gezeter der Gnome, das Tänzeln der Feen? Zu Beginn von „Richting De Wievenbelter“ ist es mal eine knappe Minute zart zu vernehmen, hier und da gelingen zudem ein paar halbwegs ausdrucksvolle Augenblicke (das packend-feierliche „De Hallen Van Mijn Vaderen“ soll nicht unter den Tisch fallen), aber das bleibt auf die fast einstündige Laufzeit gesehen zu lückenhaft, lässt dem grauen Dudeldurchschnitt zu viel Raum. Sowohl Härte als auch Atmosphäre hätten eine Verdichtung nötig gehabt.

Zur ersten Garde ihres Fachs gehörten HEIDEVOLK zwar nie, aber eine Schippe mehr Dynamik und Gefühlsechtheit hatte man sich von „Velua“ doch erwarten können. Na ja, wenn man seit einem Jahrzehnt beziehungsweise fünf Alben stets mit der gleichen Formel in kleinster Variation arbeitet, treten lähmende Routine und damit einhergehende Abnutzungserscheinungen wohl fast zwangsläufig auf.

18.03.2015
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