Horrorscope - The Crushing Design

Review

Welch’ unseliger Krach dringt denn da an Frau J.’s sensibles Gehör?
Und was um Gottes Willen geschieht hinter dieser Türe?
Satanische Messen? Sexuelle Ausschweifungen?

Aufgeregt und in gerechter Empörung legt Frau J. ihr bürgerliches Ohr an die Bohlen der versifften Türe ihres Nachbarn. Ein Graus … doch sie kann nicht an sich halten, sie MUSS durch das Schlüsselloch linsen.
Der Drang ist nicht mehr auszuhalten … und so sieht sie letztlich hindurch.
Sie gewahrt einen zottligen Kerl, der vor seiner Stereoanlage steht, den Kopf wie im Delirium herumwirft und um allem die Krone aufzusetzen erblickt sie doch tatsächlich eine Flasche Bier, die die in die Luft gereckte Faust des Wahnsinnigen umschließt. Das kann nur der Untergang des Abendlandes sein. Ein Werteverfall, der seinesgleichen sucht.

Entschlossen klopft Frau J. an die Türe, will sie doch dieser infernalischen Kakophonie Einhalt gebieten. Doch der tumbe Irre bemerkt sie nicht einmal. Mit wachsendem Groll beobachtet sie ihn noch eine Weile durch’s Schlüsselloch, dann packt sie ein heiliger Eifer und sie reißt die Türe auf, um der moralischen Verderbtheit pflichtbewusst ein Ende zu setzen. Doch da trifft sie der Schall aus den wummernden Boxen frontal und die stählerne Wahrheit treibt ihr einen gewaltigen Bolzen ins verquere Hirn und brennt alle Bigotterie in einem Augenblick metallischer Gerechtigkeit hinfort.

Und just diesen Augenblick haben die Polen von Horrorscope auf ihrem Cover festgehalten. Die blutverschmierte Hand all derjenigen ist zu sehen, die uns schmähen.
Und für all diejenigen ist auch diese verdammt prächtige Platte. Eine feine Maulschelle nämlich, die so richtig gut sitzt. Old School Thrash at its best. Aus Polen kommen eben nicht nur superböse Todesbleigurgler sondern auch mächtig versierte Dreschkönige.

Dass Horrorscope dabei so innovativ sind wie Steinschlossgewehre im Jahre 2005 sollte keinen Fan grundsolider Thrash Kost wirklich stören. Diese fett produzierte Scheiblette katapultiert den geneigten Hörer gleich in die glorreichen Tage zurück, in denen uns noch die alten Helden wie Testament („Hunger“ hat mächtig viel Testament Riffing), Metallica (melodiöser Chorus von „One Minute Queen“), Exodus (das schnelle „Black Is Black“), Forbidden („Killed By Permission“) und Slayer (Schluss von „Paranoico“) mit ehernen Songs verwöhnten.
Horrorscope fahren gleich zu Beginn das volle Brett, wissen aber dennoch, ihre Songs fein abwechslungsreich zu gestalten und haben ein paar Riffs am Start, die für eine monatelange Dauererektion sorgen dürften. UND : Endlich wieder Lead Klampfen … wie hab’ ich euch in den letzten Jahren vermisst! Danke, Jungs! Ein weiteres Plus : der Sänger. Endlich ein Typ, der sich nicht durch alle Keller röchelt, sondern ein echter Shouter, der sogar ein bisschen was von Chuck Billy’s Charisma und Russ Anderson’s Ausdruckskraft besitzt (auch wenn er wesentlich tiefer zuwerke geht) und auch vor melodiösen Vocallines nicht zurückschreckt. Mit „Between Two Hearts“ haben die Jungs sogar ne Halbballade am Start, die gar nicht peinlich ist, sondern fein nach Annihilator Manier nach vorne losrockt und streckenweise sogar Pantera Flair versprühen kann.

Thrasher müssen hier zuschlagen!!!

Und an euch Miesepeter da draußen :
Tja, wer ist schon so bekloppt, bei nem Metaller durch’s Schlüsselloch zu linsen?

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08.03.2005

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