Korpiklaani - Ukon Wacka

Review

„Ukon Wacka“ nennt sich das siebte Album der finnischen Nordmänner von KORPIKLAANI seit dem Jahr 2003. Ein unglaublich effektiver Output, den die sechs Finnen da in den letzten Jahren vorweisen. Böse Zungen behaupten ja, dass diese Arbeitswut auf der Angst des baldig wieder vorbei seienden Folk-Wahns basiert, die folkige Melkkuh quasi noch ein wenig ausgenutzt werden muss. Solche Behauptungen lassen wir an dieser Stelle unkommentiert, man darf die Veröffentlichungsflut aus dem Hause KORPIKLAANI aber trotzdem nicht unterschätzen. Irgendwie klingt mir der Vorgänger „Karkelo“ noch in den tauben Ohren, schon steht der Nachfolger „Ukon Wacka“ an.

Konzepttechnisch und stilistisch hat sich natürlich auch auf der neuen Scheibe nichts verändert. Treibende Riffs, verspielte Akkordeons und Violinen und der rauchig-reibende Gesang von Fronter Jonne – das sind seit je her die Markenzeichen der Musik von KORPIKLAANI. Und das wird auf „Ukon Wacka“ konsequent fortgesetzt, wobei die Eingängigkeit und Partytauglichkeit zu keiner Sekunde vernachlässigt wird. Die zehn Songs werden durchgehend in derbem Finnisch vorgetragen und können durch die Unverständlichkeit irgendwie mehr punkten, als wenn man sich die Songs in plattem Englisch vorstellen würde…

Wie gesagt, im Hause KORPIKLAANI ist alles, wie es schon immer war, was die eingefleischten Folk-Fans natürlich immens freuen wird, alles in allem wird es mir, ebenfalls seit Langem KORPIKLAANI-Anhänger, langsam aber etwas zu eintönig. Während der Opener „Louhen Yhdeksäs Poika“ zwar gleich gehörig für Stimmung sorgt, sind die zugrundeliegenden Songstrukturen einfach zu monoton, zu simpel aufgebaut. „Tequila“ ist die thematisch wie musikalische Fortsetzung von „Vodka“ – witzig, eingängig, aber wenig zwingend. Auch „Päät Pois Tai Hirteen“ und „Korvesta Liha“ trifft ein ähnliches Schicksal. Die Songs haben zwar Tempo und Melodie zu bieten, sind aber im Großen und Ganzen zu wenig variabel und abwechslungsreich gestaltet. Dem Waldmann sei Dank gibt es im Gegenzug dazu aber auch gelungene Titel wie der stimmungsvolle Titeltrack „Ukon Wacka“ und das getragen-melancholische „Koivu Ja Tähti“. Das absolute Highlight der Platte ist aber definitiv der sechsminütige Rausschmeißer „Surma“, der mit schnellen Tempi- und Rhythmuswechseln und einer aggressiven Intonation zu überzeugen weiß, trotzdem aber nie auf die Melodiösität vergisst. Genau so sollten KORPIKLAANI anno 2011 klingen! Das obligatorische, rein instrumentelle „Vaarinpolkka“ darf an dieser Stelle getrost übergangen werden…

Was soll man nun in letzter Konsequenz über „Ukon Wacka“ sagen? Natürlich klingen KORPIKLAANI irgendwie wie immer: gut, stimmig, aggressiv, eingängig. Im Großen und Ganzen nutzt sich dieses Konzept langsam aber stetig ab. Wieß schon „Karkelo“ erste Abnutzungserscheinungen auf, schrammt fast die Hälfte der Songs auf „Ukon Wacka“ nur noch knapp an der durchschnittlichen Belanglosigkeit vorbei. Höhepunkte, die in Zukunft auf KORPIKLAANI-Konzerten für Mitgröl-Passagen sorgen werden, sind zwar wieder enthalten, ein weiterer solcher Output könnte die finnischen Jungs aber in eine extreme musikalische Sackgasse führen. Noch ist die Zeit für heftigen, alkoholisierten Folk-Rock aber reif und deswegen wird auch „Ukon Wacka“, zum Teil zurecht, seine Käufer finden. Viel Spaß beim nächsten Lagerfeuerfest! Das nächste Mal aber bitte eine Spur mehr, denn sonst wird’s knifflig?!

21.01.2011
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