Kreator - Pleasure To Kill

Review

1986 ist ein gutes Jahr für Thrash-Fans. „Master Of Puppets„, „Reign In Blood„, „Peace Sells…But Who’s Buying„, „Darkness Descends“ – die Liste der in diesem Jahr erscheinenden Alben, die zukünftig Klassikerstatus genießen sollten, ist lang. Doch abseits der genannten Klassiker aus dem US-Raum, tut sich auch in deutschen Landen einiges. Mit „Pleasure To Kill“ veröffentlichen KREATOR nicht einfach nur ihre zweite Platte, sondern eine der wichtigsten Ruhrpott-Thrash-Scheiben überhaupt.  Anfänglich noch als SLAYER-Kopie belächelt, stehen Mille Petrozza und seine Mitstreiter fortan auf eigenen Füßen.

„Pleasure To Kill“ ist pure Aggression

Das Intro „Choir Of The Damned“ wiegt den unwissenden Hörer in falscher Sicherheit. Wer allerdings mit dem KREATOR-Debüt „Endless Pain“ vertraut ist, wird von dem anschließenden Thrash-Massaker wohl kaum überrascht. „Ripping Corpse“ ist der totale chromatische Wahnsinn. Statt gemäßigter zu werden, steigern KREATOR den Aggressions-Level ihrer Kompositionen eher noch weiter. Doch das soll nicht heißen, dass „Pleasure To Kill“ keine Weiterentwicklung darstellt. Da ist zum einen die Produktion.  Für ihre zweite Langgrille bekommen KREATOR von Noise Records nicht nur ein richtiges Budget zur Verfügung gestellt, sondern werden zudem nach Berlin geschickt, um mit Harris Johns aufzunehmen. Der Produzenten-Guru hat zu diesem Zeitpunkt bereits HELLOWEEN und GRAVE DIGGER zu erfolgreichen Karrierestarts verholfen.

Der Reiz des Ungehobelten

Für KREATOR hat Johns eine klare Vision: Er will die ungebändigte Gewalt ihrer Songs für die Ewigkeit festhalten. Dafür lässt er die Band alle Tracks live einspielen. Einzig der Gesang und ein paar Gitarren-Overdubs werden nachträglich hinzugefügt. Wie schon beim Debütalbum stehen Energie und Authentizität über technischer Perfektion. Nicht immer ist jedes Solo im richtigen Timing, nicht immer sind die Drum-Breaks vollkommen gerade. Doch genau in dieser ungehobelten Attitüde liegt der Reiz der Platte, denn die Power mit der die jungen KREATOR ihre Songs darbieten, ist auf „Pleasure To Kill“ von der ersten bis zur letzten Sekunde spürbar. Und trotz aller Rohheit bei der Produktion, sorgt Harris Johns dafür, dass das Album aufgeräumter klingt als sein Vorgänger. Das Schlagzeug tönt nicht mehr wie eine Blechbüchse und die Gitarren haben zumindest ein Mindestmaß an Bass verpasst bekommen.

KREATOR setzen sich ab

Doch nicht nur in Sachen Produktion stellt „Pleasure To Kill“ einen Fortschritt dar. Auch beim Songwriting zeigen sich KREATOR gereifter als auf ihrem Debüt. Bei „The Pestilence“ gibt es ein ruhiges Gitarrenintro, während „Riot Of Violence“ nach dem Solo in eine fast schon als melodisch durchgehende Bridge mündet. Ebenso zeigen das Riffing und ein griffiger Refrain in „Under The Guillotine“ das wachsende Gespür der Band für Eingängigkeit. „The Pestilence“ wiederum ist ein erster Anklang an die Komplexität späterer KREATOR-Stücke.  Mille, Ventor und Bassist Rob Fioretti präsentieren sich 1986 weitaus weniger eindimensional als zuvor.

Mit ihrem zweiten Studioalbum setzten KREATOR sich ganz klar von den deutschen Konkurrenzbands ab und es beginnt der kometenhafte Aufstieg der Band zu Deutschlands größtem Thrash-Act. Wer teutonischem Geknüppel auch nur ein klein wenig abgewinnen kann, kommt um „Pleasure To Kill“ nicht herum.

09.05.2018

"Irgendeiner wartet immer."

Exit mobile version