Love Your Witch - Radio Fantasia

Soundcheck November 2025# 14

LOVE YOUR WITCH offerieren der Zielgruppe „Radio Fantasia“ und damit die fünfte Studio-LP in sieben Jahren. Das deutet bereits an, dass die drei Herren nicht nur in Zeitlupe denken und handeln. Das Programm auf „Radio Fantasia“ bestätigt die Annahme akustisch. „Stoner Thrash“ heißt die Musik offiziell und ganz abwegig ist es nicht.

Da man aber trotz oder gerade aufgrund einschlägiger subkultureller Bildung daran scheitern mag, die genannten Genres zu einer eindeutigen Gestalt zusammenzubauen, sei klargestellt: „Radio Fantasia“ hat nichts von Angelripper im Blümchenhemd oder Baloff am Kaktus. Die Songs von LOVE YOUR WITCH sind eher Hippies mit temporärem Espresso-Problemchen als Thrasher mit Hang zur Sportzigarette. Das Stoner-Element überwiegt.

„Radio Fantasia“ unterhält zu Hause

Und sinnvoll ist der Mix auch, wenngleich auf den ersten Blick vielleicht überraschend. Denn erstens sorgt variierendes Tempo für Dynamik. Und zweitens ist Stoner Rock bzw. Stoner Metal ohnehin die punk-fueled Variante des gemächlichen Doom.

LOVE YOUR WITCH unterhalten mit ihrer Interpretation durchweg, bisweilen beeindrucken sie. So zum Beispiel durch „Galactic Order“, das ansatzlos aus allen Rohren feuert, bis es das Tempo drosselt und in der Mitte dem heiligen Iommi die Aufwartung macht. Oder in Form von „Butterfly“, das anfangs DANZIGs „How The Gods Kill“ als vagen Schatten vorbeiziehen und am Ende die QUEENS OF THE STONE AGE in die Paillettenhose gleiten lässt.

Aber LOVE YOUR WITCH begeistern garantiert live

In der Gesamtschau sind die drei Kollegen aus Tel Aviv weniger Punk bzw. einen Hauch besser erzogen als die ZIG ZAGS, straighter als SLIFT und weiter draußen als SLOMOSA. Oder: wie HIGH ON FIRE ohne deren barbarische Zerstörungswut. Und damit ist ihre Darbietung –  ist „Radio Fantasia“ – gut. Aber wenn LOVE YOUR WITCH das Ding im kleinen Club bei ’ner Milliarde Grad auf die Bierkisten-Bühne bringen, dann sieht das garantiert noch mal anders aus. Dann ist das super. Jede Wette. Denn für das Konzert ist solche Musik vorgesehen. Dann erst bewegt sich das Ganze in Richtung (liebenswerte) Hexerei.