Megaherz - In Teufels Namen

Review

MEGAHERZ – Arschlöcher oder Engelsgesichter?

Um einen Einblick zu bekommen, ob das kommende Album einer Band etwas taugt, entscheidet sich die geneigte Hörerschaft in der Regel dazu die vorab veröffentlichten Singles zu hören. Für das mittlerweile elfte Studioalbum „In Teufels Namen“ der NDH-Urgesteine MEGAHERZ stehen diesbezüglich zwei Songs zur Verfügung, die unterschiedlicher kaum sein können. Der Titel „Alles Arschlöcher“ mag niveaulos klingen, beschreibt aber bestens die aktuell vorherrschende Diskussionskultur sowie egoistisches Gehabe in der Gesellschaft. Wütend, ehrlich – gute Single. Die zweite Auskopplung „Engelsgesicht“ kann dagegen nicht ansatzweise so glänzen. Das Thema allein, die Beschreibung einer optisch attraktiven Frau, die dem armen Mann nur Böses will, ist allein schon langweilig und ausgelutscht genug. Der Songs selbst macht es allerdings noch schlimmer und hinterlässt die Frage, wer diesen Lückenfüller mit eindimensionalem und repetitivem Text zur Single auserkoren hat. Ob nun „In Teufels Namen“ eher ein fettes NDH-Brett oder eine Ansammlung an Banalitäten liefert, ist nach den ersten Eindrücken nicht ganz klar. Wer allerdings ein Ohr riskiert, wird größtenteils aufatmen dürfen.

„In Teufels Namen“ – Genauso wechselhaft wie die Singles

MEGAHERZ zeigen sich auf Album Nummer elf glücklicherweise oft von ihrer kreativen Seite. Der Titeltrack ballert gut, so wie man es kennt, Songs wie „Rabenherz“ oder „Kannst Du Den Himmel Sehen?“ zeigen, dass Melancholie nicht zwangsläufig kitschig sein muss und enormes Live-Potential besitzt und das düstere „Amnesie“ überzeugt mit intensiver Atmosphäre und beklemmendem Text. Unangefochtenes Highlight ist jedoch „Der König Der Dummen“, ein bombastischer Track mit starker Message. MEGAHERZ feuern aus allen Rohren gegen Verschwörungsideologen – diesen herrlichen Text muss man gehört haben.

Darüber hinaus finden sich auf  „In Teufels Namen“ leider auch einige Songs, die das niedrige Niveau der ermüdenden Single „Engelsgesicht“ halten. Allen Voran steht „Freigeist“, eine klassische „Ich lass mir nix vorschreiben“-Nummer, die genauso belanglos daher kommt, wie man es von jeder x-beliebigen Deutschrockband kennt. Dazu spielen die Gitarren noch recht gezügelt, was zum pseudorebellischen Text kaum passen will. Auch „Menschenhasser“ ist lyrisch eher auf dem Level eines EMP-Funshirts anzusiedeln, wenngleich der ironische Unterton und der tanzbare Beat für ein erträgliches Hörerlebnis sorgen.

Tatsächlich stehen die beiden vorab veröffentlichten Songs stellvertretend für „In Teufels Namen“. Die Lieder schwanken teilweise stark bezüglich lyrischer und musikalische Qualität. Nichtdestotrotz bekommen Fans ein solides Album mit fetten Gitarren, kehligem Gesang und makelloser Produktion, sowie man es von MEGAHERZ kennt. Für diejenigen, die nicht genug von ihrer Lieblingsband bekommen können, sei das folgende, eine Stunde dauernde Gespräch zwischen Kollege Oliver Di Iorio und MEGAHERZ-Mastermind Christian „X-Ti“ Bystron wärmstens empfohlen.

10.08.2023
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