Memoriam - To The End

Review

MEMORIAM haben in den letzten fünf Jahren genau so viele Alben veröffentlicht wie BENEDICTION und BOLT THROWER in den letzten zwanzig. Okay, BOLT THROWER gibt es schon ein paar Jährchen nicht mehr, aber trotzdem eine respektable Leistung der Briten, welche auf ihre alten Tage noch einmal ihre gemeinsamen Stärken in einer weiteren, beispiellosen Karriere zementieren wollen. „To The End“ ist nun schon Album Nummer vier und die Frage ist: hat sich außer dem Wechsel von Nuclear Blast zum jungen Label Reaper Entertainment noch etwas getan?

„To The End“ – Death Metal bis zum Ende

Auf den ersten Blick nicht viel: MEMORIAM stehen immer noch für Death Metal, der allen Fans der ehemaligen Bands der Mitglieder gefallen sollte. Personell gibt es eine kleine Veränderung: Andy Whale ist als Drummer wegen seiner Schulterprobleme ausgestiegen. Neu dabei ist nun Spikey T. Smith, welcher natürlich auch kein Unbekannter ist, sondern mit Frank Healy bereits in den Achtzigern zusammen bei SACRILEGE aktiv war.

MEMORIAM starten recht klassisch mit einem walzenden Stampfer in die kommenden 45 Minuten Todesblei. „Onwards Into Battle“ wurde schon vorher als Single ausgekoppelt und funktioniert als diese nur bedingt, da der Song als Opener wunderbar einleitet, aber wenn danach nichts mehr kommt, bleibt man etwas ernüchtert zurück. Mit „This War Is Won“ folgt aber eine flotte Nummer, die die Hörer*innen wach rüttelt.

MEMORIAM werden zeitweilen politisch

Die zweite Single „Failure To Comply“ bezieht sich recht deutlich auf die Unruhen des vergangenen Jahres in den USA, auf den Mord an George Floyd und die darauf folgenden Massenproteste. Karl Willets bezieht sich in seinem Text auf Erzählungen und Videoaufnahmen einer Freundin, welche an den Protesten teilnahm. Generell sind MEMORIAM im Allgemeinen und Willets im Speziellen ja dafür bekannt, sich textlich auch reale Themen zu verwerten. Nicht nur dadurch hat „Failure To Comply“ eine angenehm rotzig-punkige Schlagseite.

Natürlich bleiben aber auch die halbfiktiven Kriegsthematiken weiterhin Bestandteil der Band, schnellere Stücke wechseln sich immer wieder mit dem sprichwörtlichen Panzer ab, der einen überrollen soll. Manchmal, wie in „Each Step One Closer To The Grave“, braucht der Panzer aber doch etwas zu lange, um das Gaspedal endlich durchzudrücken. Dafür drückt das herrlich dissonante „Mass Psychosis“ mit seinem brutal-groovigen Bassspiel umso mehr.

„To The End“ – MEMORIAM sind nicht zu stoppen

Es war goldrichtig von BOLT THROWER, nach dem genialen „Those Once Loyal“ kein weiteres Album mehr herauszubringen, da sie sich ja immer selber übertreffen wollten. Kein MEMORIAM-Album kommt da bisher ran, was aber nicht bedeutet, dass die bisher veröffentlichten Alben nicht mindestens gut waren, auch wenn „The Silent Vigil“ mit guter Produktion eine ganze Ecke besser wäre. „To The End“ hingegen ist fett produziert, bietet keine Ausfälle, aber ist auch kein absolutes Killeralbum, da war „Requiem For Mankind“ noch mit etwas größerer Hitdichte gesegnet. Nichtsdestotrotz bleiben all diese Floskeln Meckern auf sehr hohem Niveau, welches wohl nur der übermächtigen Vergangenheit der einzelnen Bandprotagonisten anzukreiden ist.

19.03.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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