Memory Garden - 1349

Review

Es ist nicht zu leugnen, seit der Wiederauferstehung von SORCERER im Jahr 2015 mit dem grandiosen „In The Shadow Of The Inverted Cross“ und den nicht weniger genialen Nachfolgern, ist die Nachfrage nach epischem Doom Metal wieder erheblich gestiegen, ganz besonders in der skandinavischen Ausprägung. Neben den gerade genannten Vorreitern konnten hier auch DEAD KOSMONAUT mit Per „Hellbutcher“ Gustavsson (NIFELHEIM) am Mikro einige Ausrufezeichen setzen, wobei diese mindestens mit einem Bein im klassischen Heavy Metal verwurzelt sind. Die perfekte Zeit also für die, ebenfalls aus Schweden stammenden, MEMORY GARDEN um mit „1349“ ihr erstes Album seit dem 2013 erschienenen „Doomain“ zu veröffentlichen.

MEMORY GARDEN – Mehr Epik, weniger Zeitlupe

Während SORCERER sich in erster Linie dem klassischen Epic Doom, teils noch epischer als CANDLEMASS, gewidmet haben und DEAD KOSMONAUT eher eine melancholische Version des NWOBHM spielen, positionieren sich MEMORY GARDEN irgendwo dazwischen. Nicht immer im Zeitlupentempo, dafür mit häufigen (nicht cheesigen) heroischen Power-Metal-Passagen, aber immer mit der typisch skandinavischen Traurigkeit im Hintergrund, schafft sich die Formation um Sänger Stefan Berglund und Gitarrist Simon Johansson (u.a. WOLF) ihre eigene kleine Nische.

Das Konzeptalbum um den ersten Ausbruch der Pest in Europa (mittlerweile historisch überholt, da der Erreger vermutlich bereits deutlich früher erstmals auftauchte) beginnt relativ klassisch mit einem vergleichsweise kernigen Riff und bereits recht starken Leads. Im Refrain von „Shallow Waters“ zeigt sich zwar schon ein gewisses Gespür für Eingängigkeit, wobei der Opener in keiner Weise spektakulär sondern eher solide daherkommt.

Solide ist auch im weiteren Verlauf von „1349“ ein Wort, dass dem Hörer immer mal wieder durch den Kopf geistern könnte, gerade bei den ersten Durchläufen der Platte. Die Schönheit der teils etwas verschachtelten Songs offenbart sich nicht immer sofort, was aber zumindest in Sachen Langzeittauglichkeit hoffnungsvoll stimmt. Dann sind da aber immer wieder diese Göttergaben, wie das grandiose Ende des bis dahin eher unspektakulären „Distrust“ und den durchgängig einfach nur fantastischen Nummern „The Flagellants“, „The Empiric“ und dem Rausschmeißer „Blood Moon“.

Genau diese Songs sind es dann auch, die letztlich dafür sorgen, der Platte noch einen und noch einen Durchgang zu gönnen und auch die Stärken des übrigen Materials erkennen zu lassen. Gerade Frontmann Berglund kann hier immer wieder glänzen, sei es durch sein leicht angerautes Organ in markigen Passagen oder einfach nur purer Epik in den leisen Momenten.

Kann mit großartigem mithalten – „1349“

Zugegeben, anfangs machte „1349“ nicht den Eindruck, als ob es mit großartigem wie „Lamenting Of The Innocent“ von SORCERER mithalten könnte, aber das Album verdient mehr als eine Chance, wächst es doch mit der Zeit ungemein. Auch Liebhaber von klassischen Tönen, denen Doom oft zu träge ist, sollten hier ein Ohr riskieren. Freunde von SOLSTICE und Co. sowieso.

Auch MEMORY GARDEN sorgen also mit ihrem neuesten Output dafür, dass der Epic Doom wohl eines DER wieder erstarkten Genres der letzten Jahre sein dürfte. Und wer immer noch von einer neuen CANDLEMASS-Platte mit Messiah Marcolin am Mikro träumt, sollte definitiv auch mal die Alternativen checken.

18.12.2021

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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