Pestilence - Resurrection Macabre

Review

Die Holländer PESTILENCE waren eine der ersten richtigen europäischen Death-Metal-Bands und prägten mit ihren Alben, allen voran „Consuming Impulse“ sowie „Testimony Of The Ancients“, nachhaltig den Stil dieses Genres. Die Zeichen standen auf Sturm, aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Wir schreiben das Jahr 1993. PESTILENCE, die todesmetallischen Senkrechtstarter, veröffentlichen das extrem experimentelle „Spheres“, auf welchem sie verstärkt Jazz und Fusion in ihren Stil mit einfließen lassen. Dieser drastische Wandel wurde seitens vieler Fans nicht toleriert. Die anschließende Tour mit CYNIC wurde zum Desaster. Enttäuscht gaben die Holländer 1994 schlussendlich auf, und es schien, als ob dies das endgültige Aus für diese Band bedeuten würde. Doch erstens… na lassen wir das. Inzwischen wissen wir es besser, PESTILENCE sind wieder zurück, und „Resurrection Macabre“ zeigt dann auch mal gleich eindrucksvoll, wo es langgeht.

Von vornherein stellen die Mannen um Urgestein Patrick Mameli klar, das es wieder zurück zur alten Schule geht. Der gute Mann scheint wieder ordentlich Blut geleckt zu haben, anders lässt es sich kaum erklären, wie die schon etwas älteren Herren so vehement die Keule schwingen. Wer sich eine direkte Fortführung von „Spheres“ erhofft hat, wird enttäuscht werden. Vielmehr liegt der progressive Death Metal in der Schnittmenge aus „Consuming Impulse“, „Testimony Of The Ancients“ und ja, auch ein wenig „Spheres“.

Verlernt haben PESTILENCE nichts, die brutalen, wütenden Hymnen klingen sogar noch heftiger als früher, und auf seltsame Weise auch überraschend frisch, unverbraucht. Die progressive Komponente ist wieder etwas in den Hintergrund gerückt, dafür drücken die Herrschaften ordentlich auf die Tube. Das könnte auch damit zu tun haben, dass mit Ausnahme von Schlagzeuger Peter Wildoer, welcher nicht nur teils übelst blastet sondern auch so einige tolle Wirbel auf Lager hat, die komplette „Testimony Of The Ancients“ Besetzung zu Werke geht. Verglichen mit diesem Meisterwerk sind die Soli im Schnitt allerdings weit kürzer. Die Riffs sind unverkennbar PESTILENCE, und Mameli growlt einfach nur herrlich tief. Und die Atmosphäre ist einfach nur verdammt düster.

Es wird also wieder mehr geholzt bei den Holländern, dazu passt auch der drückende Sound. Wirkliche Frickelorgien finden sich keine, und trotzdem wird der aufmerksame Hörer zweifelsohne feststellen, dass hier ausnahmslos herausragende Musiker ihre Instrumente auf hohem Niveau malträtieren. Das mörderisch brutale und gleichzeitig authentisch wirkende „Resurrection Macabre“ stellt ein wirklich gelungenes Comebackalbum der Legende dar, wer hätte das nach satten 15 Jahren Pause gedacht? So ist PESTILENCE wieder einmal eine Erschütterung der Death-Metal-Welt gelungen, dieses Mal aber auf absolut positive Art und Weise.

17.03.2009

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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