Pestilence - Testimony Of The Ancients

Review

Blast From The Past

Mit Sängerwechseln ist das ja immer so eine Sache, das kann voll in die Hose gehen oder aber einer Band auch einen extra Push bescheren. Und wenn man „Testimony Of The Ancients“ unter diesem Aspekt betrachtet, dann war bei PESTILENCE ganz klar Letzteres der Fall. Erstmals stand hier Bandgründer und -chef Patrick Mameli am Mikro, der Martin van Drunen abgelöst hatte. Dieser war bekanntlich nach „Consuming Impulse“ (1989) nicht gerade im Guten aus der Band ausgestiegen. Mameli hatte zwar bereits das erste Demo eingesungen, aber die wahre Feuertaufe stand nun erst an.

„Testimony Of The Ancients“ offenbart schon beim ersten Durchlauf zwei markante Eigenschaften. Es ist die wahrscheinlich zugänglichste Platte von PESTILENCE. Und zwischen den einzelnen Songs findet man immer diese sehr gelungenen Zwischenspiele oder Intros. Und was zunächst nach einer unpassenden Zerstücklung der Scheibe klingt, entpuppt sich ganz rasch dann doch als eine perfekte Einheit.

PESTILENCE mit ihrer eingängigsten Scheibe

Nach einem kurzen Intro geht es mit „The Secrecies Of Horror“ gleich mal zackig und knackig zur Sache. PESTILENCE hatten den Thrash-Anteil im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Scheiben etwas nach oben geschraubt und setzten hier vor allem auf einprägsame und markante Eingängigkeit. Damit waren die Jungs ähnlich unterwegs wie SEPULTURA zu jener Zeit, zäumten das Pferd aber eher von der anderen Seite (also vom Death zum Trash) her auf. Und Mameli ersetzte van Drunen wirklich nahtlos am Gesang, dieses Kompliment muss man sich auch erstmal erarbeiten.

Weiter geht es Schlag auf Schlag. Der schwere Midtempo-Schlepper „Twisted Thruth“ überzeugt auch mit seinen auflockernden melodischen Parts. „Lost Souls“ ist ein echter Kracher vor dem Herrn und serviert ein fulminantes Ende. „Land Of Tears“ kommt herrlich flott auf den berühmten Punkt und hat wieder einen regelrecht ruhigen und melodischen Teil zu bieten, der einen unweigerlich an spätere DEATH erinnert. Mit „Prophetic Revelations“ geht es nach einem dezenten Auftakt wieder ab mitten durch die Hecke. Dezente Keys im Hintergrund und Tempovariationen machen diesen Song absolut abwechslungsreich. Der Quasi-Titeltrack „Testimony“ ist ein feiner furztrockener Banger, der ein feines Solo beinhaltet und prima auf den Punkt kommt.

Mit „Stigmatized“ haben PESTILENCE letztlich auch einen exzellenten Rausschmeißer gewählt. Hier prügeln, deathen und thrashen sich die Jungs noch mal punktgenau durch die komplette Bandbreite dieses Werks. Und dann noch diese Überleitung zum verträumten und beruhigenden Outro, großes Tennis, wie die gesamte Scheibe!

Durchaus komplex, aber stets einprägsam und nachvollziehbar

Der größte Hit der Scheibe ist dann aber vermutlich doch „Presence Of The Dead“. Dieser Song hat alles und kann alles, Punkt. Vom höchst gelungenen Aufbau über die feine Abwechslung bis hin zu den durchdachten Strukturen passt hier ganz einfach alles. Jede Menge markante Parts und ein eingängiger Refrain runden diese kleine Kunstwerk ab. Und mittendrin findet man plötzlich wieder so ein fast schon beruhigendes melodisch verträumtes Stück. Das alles macht „Presence Of The Dead“ zur Kirsche auf einer verdammt leckeren Sahnetorte.

„Testimony Of The Ancients“ ist durchaus komplex, aber aufgrund des geradlinigen Songwritings stets bestens nachvollziehbar. Und die Produktion drückt herrlich. Das Album hat zwar den von Scott Burns bis zur Perfektion ausgereizten und urtypischen Morrisound-Klang, ist aber dennoch aufgrund der musikalischen Darbietung ziemlich einzigartig. Generell sitzt hier jedes Riff, alles wirkt wohl durchdacht, ohne verkopft zu sein.

PESTILENCE präsentierten 1991 mit diesem Meisterwerk ihre mit Abstand eingängigste Scheibe. Kein Mittelmaß oder gar Ausfälle, ausschließlich Treffer. Und sollte es 2021 auch zu „Testimony Of The Ancients“ eine Jubiläumstour geben, dann gibt es nur ein Motto: Ab in die erste Reihe und Abschädeln!

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17.04.2019

Der metal.de Serviervorschlag

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9 Kommentare zu Pestilence - Testimony Of The Ancients

  1. royale sagt:

    kann ich nur zustimmen.

    9/10
  2. Bluttaufe sagt:

    Klassiker, läuft immer noch regelmäßig.

    9/10
  3. Läuft immer wieder. Beim mp3-Player hab ich allerdings die ganzen Zwischenstücke weggelassen, so dass die Scheibe flüssiger läuft. Ansonsten gibt´s da nichts zu meckern.

    9/10
  4. der holgi sagt:

    Mochte die Consuming lieber, mir war damals nach dem Weggang von Martin das alles dann doch zu artig. Wobei das schon ne geile Scheibe ist, keine Frage, aber wie gesagt, im Gegensatz zur Consuming war/isses mir doch zu flauschig.

    8/10
  5. Nether sagt:

    Ich geh da noch einen Schritt weiter als der holgi und finde sowohl „Malleus Maleficarum“ wie auch „Consuming Impulse“ wesentlich besser. Als damals „Testimony of the Ancients“ erschien, war ich mega enttäuscht. Mittlerweile hat sich das etwas relativiert, ein Liebling von mir ist die Platte aber immer noch nicht. Zu glatt, zu zahm, zu gebremst. Obendrein würde ich einen van Drunen immer und überall einem Mameli vorziehen.
    Eine Bewertung erspar ich mir, weil es auf eine komplett subjektive 4/10 rauslaufen würde.

    1. Nether, der Gesang von van Drunnen ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, keine Frage. Bei der Platte mag ich aber vor allem die fiesen Gitarren und herrlichen Doublebass-Attacken. Da muss selbst ich ohne Haare bangen, haha. Und wie weiter oben geschrieben, die CD ohne Zwischenstücke hören, dann knallt die ordentlich rein.

    2. Nether sagt:

      Ich kenn viele, die begeistert sind von der Platte. Mir hat sie nie was gegeben. Ich bin aber auch kein Freund von dem, was Death nach 1990 veröffentlicht haben.

      1. ClutchNixon sagt:

        Das perfekte Pestilence Album, aber ich verstehe warum man das nach den Vorgängern nicht mochte, respektive mag. In Sachen Death ist die Human tatsächlich auch die Platte, welche bei mir am häufigsten rotiert.

        9/10
      2. Nether sagt:

        Mit der „Human“ war es bei mir das gleiche Spiel. Ab da verloren Death bei mir die Relevanz.