Porcupine Tree - Closure/Continuation

Review

Ist es wirklich schon so lange her, dass PORCUPINE TREE ein neues Album veröffentlicht haben? Scheinbar schon. Denn dass allseits gefeierte „The Incident“ wurde schon 2009 veröffentlicht. Dass einem die 13 Jahre so kurz vorkommen, liegt vermutlich auch daran, dass Bandkopf Steven Wilson in dieser Zeit alleine schon fünf Studioalben veröffentlicht hat, die sich von dem Stil PORCUPINE TREES nicht wahrlich weit wegbewegen. Daneben war er außerdem noch in anderen Bandprojekten, wie etwa BLACKFIELD oder der Kollaboration STORM CORROSION mit Mikael Åkerfeldt zusammen. Drummer Gavin Harrison hat die Zeit zudem genutzt, um seine eigene Band THE PINEAPPLE THIEF voranzubringen. Bei all diesen musikalischen Glanztaten ist es fast schon ein Wunder, dass es PORCUPINE TREE  geschafft haben – ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – über zehn Jahre hinweg an den Songs von „Closure/Continuation“ zu arbeiten.

„Closure/Continuation“: Die Meister sind zurück

Umso erstaunlicher dann noch, dass es Wilson, Harrison und Barbieri trotz all ihrer kreativen Outputs vollbracht haben, ein wahres Füllhorn des Progressive Rocks kreiert zu haben. Denn „Closure/Continuation“ ist kein lauwarmer Aufguss von „The Incident“, der lieblos zwischendurch produziert worden ist. Gerade angesichts der letzten Veröffentlichung von Steven Wilson hätte man dies durchaus befürchten können. PORCUPINE TREE beweisen hier jedoch zum wiederholten Male. warum sie als eine der größten, besten und einflussreichsten Progressive-Rock-Bands des 21. Jahrhunderts gefeiert werden. Der fehlende Bass von Colin Edwin wurde mal eben von Steven Wilson selbst eingespielt, wodurch die Songs eine ganz neue, fast schon rocklastige Dynamik entwickeln.

Damit zeigen PORCUPINE TREE zudem, was RUSH einst vorgemacht hat: Man braucht nicht ein ganzes Ensemble, um sauberen Progressive Rock zu erschaffen. Es ist am Ende doch die Leidenschaft dreier Ausnahmemusiker, die großes hervorbringen kann. Bis in jeden Winkel hinein ist diese Energie auf den einzelnen Songs zu spüren. Daneben erweist sich „Closure/Continuation“ als angenehm abwechslungsreich und immer wieder überraschend. „Of The New Day“ ist eine wunderschöne, unter die Haut gehende Prog-Ballade, während „Rats Return“ abermals beweist, welch immensen Einfluss PORCUPINE TREE auf die Musik von OPETH hatte. „Dignity“ hingegen ist ein melancholisches Meisterwerk, wie es nur PORCUPINE TREE schreiben können. Und „Chimera’s Wreck“ ist ein wahres Feuerwerk für jeden Progressive-Fan.

PORCUPINE TREE auch zu dritt unschlagbar

Man könnte ja annehmen, dass eine Band wie PORCUPINE TREE über die letzten 13 Jahre hinweg irrelevant geworden ist. Schließlich haben sich in diesem Zeitraum gleich mehrere Bands in den Progressive-Pantheon gespielt: HAKEN, BETWEEN THE BURIED AND ME, COHEED AND CAMBRIA, LEPROUS, RIVERSIDE oder DEVIN TOWNSEND PROJECT, um mal eine Auswahl zu nennen. Dennoch beweisen PORCUPINE TREE aus dem Schatten heraus, dass sie noch lange nicht zu dem alten Eisen gehören und die Szene immer noch mit Leichtigkeit anführen können. „Closure/Continuation“ ist nicht nur ein starker Anwärter auf das beste Progressive-Rock-Album des Jahres, es ist auch eines der besten Alben ihrer Karriere geworden. Das liegt auch daran, dass sie sich – ganz wie bei „Fear Of The Blank Planet“ – auf das wesentliche reduziert haben und keine allzu großen Experimente wagen und unnötige Längen verursachen. Mit eigentlich sieben Stücken (zehn, wenn man die Special Edition berücksichtigt), ist „Closure/Continuation“ zwar kurz, aber dafür nie langweilig.

04.07.2022
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