Rhapsody - Symphony Of Enchanted Lands 2 - The Dark Secret

Review

Jaja, so sind die Redakteure heutzutage… Da bettelt man insbrünstig um die neue Rhapsody und lässt sich dann anderthalb Monate bis zum Review Zeit… Schande über mich! Zu meiner Verteidigung kann ich aber sagen dass eben diese Scheibe die anderthalb Monate auch wirklich gebraucht hat, denn das Album zu bewerten gleicht dem Vorhaben das Brandenburger Tor maßstabgetreu aus Lembasbrot nachzubauen.

Bevor wir uns also auf die Suche nach einem Rezensionsansatz für die Platte begeben, halten wir uns erstmal an die groben Fakten. Rhapsody beginnen ihre zweite große Fantasyreise mit neuem Label, ausführlicher Hintergrundgeschichte, einem wieder echtem Orchester, dem bekannt pompösen Chor, Christopher Lee, einem mehr als imposanten Cover und der obligatorischen Bonus DVD für die Leute,die sich die limitierte Edition sichern konnten. Um den ganzen Aufwand zu rechtfertigen, arbeitete man natürlich eifrig an dem Kompositionen, verließ den alten Tralala-Doublebase Pfad, vernichtete den Akzent von Fabio Lione endgültig und zimmerte eine Spielzeit jenseits der 70 Minuten zusammen. Und was kommt heraus wenn man all diese Fakten durch einen riesigen Fleischwolf dreht?

Schwer zu sagen.
Okay, machen wir was neues: Brainstorming zum Thema „Symphony Of Enchanted Lands 2“. Welche Wörter fallen einem hierzu ein, die nicht sowieso schon auf jedes Metal-album zutreffen würden? In erster Linie ‚Soundtrackatmosphäre‘, kurz gefolgt von ‚Prog‘, ‚Zwischenspielen‘, ‚Folk‘, ‚Herr der Ringe‘ und nicht zu vergessen ‚zugepflasterte Songstrukturen‘. Welches Wort kann man nur halbwegs zählen lassen? Richtig, ‚Ohrwürmer‘.
Die sind zwar ohne Zweifel vorhanden, aber immer durch etliche Experimente und mit der Zeit nervigem Gebrabbel von Christopher Lee gestreckt. Außerdem fällt auf dass die Platte ungewöhnlich ruhig ausgefallen ist, selbst wenn Nummern wie ‚The Magic of the Wizards Dream‘ oder das talienische ‚Guardiani Del Destino‘ zu den besten stromlosen Stücken gehören die diese Band jemals verfasst hat und einen unglaublich großen Batzen Atmosphäre und Emotion vermitteln. Aber wo sind auflockernde 1-2-3-und-los Stampfer wie ‚Holy Thunderforce‘ oder ‚Emerald Sword‘? Hier reiht sich ein ausgefallenes anspruchsvolles Bombaststück an das andere ein; was zweifellos die enormen kompositorischen Fortschritte von Turilli und Staropoli nur verdeutlichen, aber für den Hörer ganz schön erdrückend wirkt.

Ersparen wir uns also ein Fazit und bringen wir stattdessen einen Vergleich. Schon vor mehreren Jahren hat Maestro Turilli ständig von den unendlichen Möglichkeiten von Arpeggien in Soli geschwärmt, und im Endeffekt klangen eben diese Passagen völlig identisch mit denen anderer (guter) Metalbands. Was heute aber daraus resultierte kann sich absolut hören lassen, denn die Soli auf SOEL 2 gehören eindeutig zu den besten die ich je bei einer melodischen Powermetalband gehört habe. Kann man das vielleicht auf das ganze Album beziehen? Zuzutrauen wäre es der Truppe zumindest.

Aber bis dahin vertrösten wir uns mit gelungenen Nummern wie ‚Unholy Warcry‘ (nicht zu vergleichen mit der stark gekürzten Version auf der EP), ‚Never Forgotten Heroes‘ oder den abschließenden Knallern ‚Shadows of Death‘ oder ‚Nightfall on the grey Mountains‘. Wer klassische Musik studiert oder aber dem ersten HdR Teil einen neuen Soundtrack zuschneiden will, findet hier genau das richtige Futter für Hunderte unterhaltsame Stunden.
Oder anders gesagt: Wer beim ersten Teil von SOEL nicht nur ‚Emerald Sword‘ und ‚Wisdom of the Kings‘ vergöttert hat, wird auch den zweiten Teil mögen.

12.12.2004
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