Rotten Sound - Apocalypse

Review

Die Zeit gibt es wahrscheinlich her, dass es aktuell gewissermaßen im Trend liegt, die womöglich schon aus gewisser Perspektive bereits im Gang befindliche Apokalypse zu besingen. Dass das im Jahr 2023 auch ROTTEN SOUND mit ihrem achten Album mit dem eindeutigen Titel „Apocalypse“ tun, verwundert insofern nicht, als dass die finnischen Spezialisten für ausgewählten Krach schon immer einen klaren Hang zur Sozial- und Gesellschaftskritik hatten und diesen auch weiterhin pflegen. Schon beim ersten Durchlauf fällt auf, der neue Output ist selbst für deren Verhältnisse kernig und markant geworden, nicht nur weil er mit gut 20 Minuten außerordentlich kurz ausfällt.

Kurz und knackig

Schon lange arbeitet das Quartett inzwischen mit demselben Kern-Line-Up, wobei 2021 lediglich Neubasser und Backgroundsänger Matti Raappana hinzugekommen ist. Diese Konstanz hört man dem achten Album der Jungs aus Vaasa hinsichtlich der musikalischen Reife auch deutlich an. Während der Opener „Pacify“ noch in 42 Sekunden sämtliches Mittagessen vom Teller bläst, verstehen es ROTTEN SOUND auf „Apocalypse“ wohl so gut wie zuletzt auf „Cycles“ chaotische Brutalität und treibende Stampfparts zu verbinden. Der Titeltrack, „Digital Bliss“ oder „Denialist“ sind Musterbeispiele für eine solch spürbare Wucht.

Einschneidend gut gelungen ist dazu auch wieder das grundsätzliche Soundgebilde der Finnen, das zum einen durch seine organische Produktion auf Lebensechtheit setzt und auf der anderen Seite auf den urtypischen ROTTEN-SOUND-Kern, der inhaltlich etwas mehr auf Death Metal denn auf Punk verweist. Das heißt, Mika Aalto an den Gitarren sägt fast schon dem Niveau von klassischen Elchtodkapellen, während das Songwriting diese Noten, zu satten Grindcore-Schwingern ummodelt. Über die Klasse von Keijo Niinimaa an den Leadvocals braucht man an dieser Stelle keine ergänzenden Worte zu suchen – weiterhin einer der absoluten Meister seines Fachs.

„Apocalypse“ ist das Auge des Sturms

Wen es nun nicht ärgert, dass die „Apocalypse“, sogar unter Sonderbetrachtung des Grindcorefachs, außerordentlich kurz ausfällt, der darf sich, trotz stets stabiler Albumqualität von ROTTEN SOUND, auf ein Solches aus den oberen Etagen der Diskographie freuen. Laut Niinimaa darf das Album hinsichtlich seines Arbeitstitels als eine Art Warnung, das Ruder doch noch herumzureißen, fungieren. Das stimmt musikalisch nicht. „Apocalypse“ ist weder die endzeitliche Einöde, noch der toxische Fallout oder der erhobene Zeigefinger im Voraus. Viel mehr ist es das Auge des Sturms

30.03.2023
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