
Und wieder eine dieser Brutal-Metal-Noisecore-Bands von jenseits des Ärmelkanals – ob MESHUGGAH solche Epigonen bereits erahnt hatten? Vielleicht nicht, zu sehr scheinen auch die Lobhudeleien auf RSJ nur viel Luft um nichts zu sein, als dass man sie wirklich herbeigesehnt haben könnte. Womit haben wir es hier also wirklich zu tun?
MESHUGGAH tauchten als Referenz bereits auf, des weiteren könnten WILL HAVEN und mit etwas Abstrichen CONVERGE zu Vergleichen herangezogen werden. Brutalste Gitarrenlärmwände, gepaart mit dem genretypischen Geschrei, hin und wieder auch verhalten harmonischen Ausflüge machen aus RSJ noch keine herausragende Gruppe. Dazu kommt, dass sie in Sachen Strukturen und Arrangement noch nicht die Klasse ihrer musikalischen Vorfahren erreichen, zu uneindeutig, zu unfokussiert arbeiten sie auf den Kern hin. Jedoch: Genau dieses Nicht-Zwingende, vielmehr der nur zurückgehaltene Drang nach Unausweichlichkeit zum Ziel hin betont den ungestüm – ich betone, ungestüm und ungeschliffen – experimentellen Aspekt von RSJ umso mehr.
Das Fragment als Grundlage aller Musik scheint es RSJ angetan zu haben, ob nun in den Ein- oder auch Zweiakkordfolgen, die zurückhaltend, aber effektiv Stimmung entwickeln, oder hauptsächlich in den Krachattacken der Saitenfraktion: Äußerst selten werden hier Stimmungs- und Spannungsbögen über die Takte hinweg aufgebaut, wer Entwicklung in der Musik und achtsam eingegliederte Atmosphärenwechsel sucht, ist hier definitiv falsch. Aus dieser Kategorie fällt unter anderem „Monkey See (Monkey Do)“ heraus, das zuletzt, nach schöner Überleitung, in ein vergleichsweise ohrenfreundlich-melancholisches Instrumental mündet.
Ansonsten gewinnt man den Eindruck, dass die Gitarren eher zur Unterstützung des Schlagzeugers dienen als andersherum, so sehr dominieren perkussive Riffs, die bis zur Unkenntlichkeit jedweder Harmonie verzerrt sind; fast möchte ich von akustischer Dia-Show sprechen. Im Gegenzug nimmt sich der Bass für Metal-beeinflusste Musik ungewöhnlich viel Freiraum, bisweilen ist es sogar er, der die Musik aus ihrem monotonen Gestampfe heraus subtil variiert. Den experimentellen Ansatz, den RSJ hier teils andeuten, teils explizit ausspielen, veranschaulicht vor allem „Lo – Di“, ein gut einminütiges Instrumental. Dass sich, über das ganze Album verstreut, gewichtig betonte Themen finden lassen, die andere Bands allenfalls als Brücken genutzt hätten, trägt hierzu auch sein Scherflein bei.
Neben dem eigentlichen, gut eine halbe Stunde dauernden Album, finden sich zwei Konzertaufnahmen, die zeigen, dass die Herren von der Insel auch auf der Bühne ihr Material druckvoll herüberzubringen wissen, und vier Neuabmischungen von früheren RSJ-Stücken, die nach ihrer Neubearbeitung in stilistisch komplett verschiedene Richtungen weisen – nicht unbedingt unverzichtbar, aber ganz nett, gehört zu haben. Immerhin hörenswerter als eins zu eins kopierte Coverversionen von irgendwelchen Klassikern.
Was als Eindruck von „Gain to Nothing“ bleibt, ist zwiespältig: Einerseits drohen RSJ in der Masse der Welle zu verschwinden, denn um dort herauszuragen, fehlt es ihnen einfach an Eigenständigkeit und Akzenten innerhalb des Genres. Andererseits aber offenbaren die experimentelleren Ansätze viel Potential, wenn sie nur richtig ausgebaut werden, wenn ihnen die Desorientierung genommen wird, um die bislang wenn auch gute, so doch chaotische Industrial-Attitüde in zwingende Ansätze zu verwandeln. Dummerweise befürchte ich aber, dass RSJ gerade das nicht im Sinn haben.
Wie dem auch sei, „Gain to Nothing“ dürfte jedem Liebhaber von unbedingter Prügelmusik mit Hang zu Lärmwänden ein Ohr wert sein.

Rsj - Gain to Nothing






























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