Six Feet Under - Graveyard Classics 2

Review

Himmel Herrgott! Warum müssen erfolgreiche Rezepte eigentlich immer bis zum Gehtnichtmehr ausgereizt werden? „Graveyard Classics“ war cool. Das muss jeder zugeben. Aber rechtfertigt der durchschlagende Erfolg von „T.N.T.“ – garantiert jede Metal-Dorf-Disco hat die SFU-Version im Standardprogramm und die Fans verlangen besagtes Stück sowieso auf jedem Gig vehement – nun ein komplettes AC/DC-Coveralbum?
Schwer zu sagen, zumal es sich nicht mal um eine Greatest Hits-Zusammenstellung der Australier handelt, sondern lediglich um ein einziges Album, das von Barnes und seinen Kumpanen auf ihre Weise interpretiert worden ist. Dass die Wahl dabei auf das bestverkaufte Rock-/Metal-Werk aller Zeiten, „Back In Black“, gefallen ist, dürfte niemanden überraschen. Im Prinzip ist diese Idee nämlich ganz nett, denn es gab meines Wissens nach im Hartwurstsektor noch nie den Fall, dass eine Combo ein komplettes Album einer anderen adaptierte. Trotzdem will das Resultat nur bedingt gefallen. Gründe:
1.) AC/DC zu covern stellt keine leichtes Unterfangen dar, denn deren Musik ist so simpel, dass sie nicht viel Eigeninterpretation erlaubt. Aus diesem Grunde wird auf „Graveyard Classics 2“ einfach jede einzelne Note der Vorlage nach runtergespielt und man bemerkt schon beim ersten Durchlauf eine gewisse Lieblosigkeit und Uninspiriertheit, die sich durch die Tracks zieht. Einzig der Gesang erlaubt Variationsmöglichkeiten. Und genau hier liegt der Zwilling des eben beschrieben Hundes begraben.
2.) Vermochte es Brian Johnson auf dem Original mit seiner Stimme neben dem effektiven Young-Riffing Akzente zu setzen und Jahrhundertnummern wie „Back In Black“, „Hells Bells“ oder „Given The Dog A Bone“ zusätzlich zu veredeln, kommt das Geblaffe von Chris Barnes auf die Dauer einfach zu monoton rüber, um wirklich etwas reißen zu können. Hier sieht man mal, was Angus und Co. mit Johnson nach dem viel zu frühen Ableben von Bon Scott für einen Glücksgriff getätigt haben. Ohne den passionerten Kappenträger wäre das musikalische Fundament nur die Hälfte wert.
Eigentlich kann ich diesem Werk hier nur einen positiven Aspekt zugestehen: Vielleicht werden so heutzutage noch ein paar Death Metal-Jungspunde auf solch alte Göttergaben aufmerksam. Ansonsten wäre es besser gewesen, es wäre bei der ersten Ausgabe von „Graveyard Classics“ und der unbestrittenen Party-Hymne „T.N.T.“ geblieben. So bekommt alles einen lieblosen und monetären Anstrich.

06.10.2004
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