Six Feet Under - Undead

Review

Autosuggestion ist, wenn man sich nur lange genug einredet, etwas sei so und so. Hinter dem Titel des neuen SIX FEET UNDER-Albums „Undead“ hatte ich eine tiefsitzende autosuggestive Technik und hinter dem Barnes-Mantra, die Band würde jetzt nochmal richtig loslegen, eine mäßig gelungene Selbstaffirmation vermutet. Das ist für eine Band, die zwanzig Jahre besteht und meinem Empfinden nach seit 15 Jahren nichts Hörenswertes auf die Beine gestellt hat, auch bitter nötig.

Das Interessante ist, dass das mit der Autosuggestion geklappt zu haben scheint, zumindest zu überwiegenden Teilen. „Undead“ zeigt die nur noch als Stoner-Death Metal-Truppe bekannte Band zurück bei ihren Wurzeln, also sehr nahe an „Haunted“ (wenn auch spielerisch upgedatet) und mitunter sogar nicht weit entfernt von älteren CANNIBAL CORPSE. Wer hätte das gedacht? Da schleicht sich mit „Formaldehyde“ ein richtig gefälliger, straighter, böser Mitbanger ein, der Opener „Frozen At The Moment Of Death“ geht ohne Schnörkel sofort nach vorne, und auch die weiteren zehn Songs lassen mit einer Mischung aus simplem Death und Thrash trotz deutlicher Ideenzweitverwertung noch alles hinter sich, was SIX FEET UNDER im neuen Jahrtausend verbrochen haben.

Vor allem wird das der Line-Up-Rundumerneuerung geschuldet sein. Gitarrist Steve Swanson, neben Barnes langjährigster Mitstreiter, scheint der Band den Songwritingkern erhalten und gleichzeitig wieder mächtig Pfeffer im Allerwertesten zu haben. Ex-CHIMAIRA-Klampfer Rob Arnold scheint da in puncto Soli die ideale Ergänzung zu sein. Richtig gut tun aber die wilden Doublebassattacken und sogar vereinzelte Blasts (!), mit denen Kevin Talley in der Vergangenheit Kapellen vom Schlag von HATE ETERNAL, DYING FETUS oder MISERY INDEX angefeuert hat und die jetzt auch SFU das THC aus den müden Venen hämmern. Nicht zuletzt ist es auch eine Freude zu sehen, dass Barnes wie in alten „The Bleeding“-Zeiten noch monströs grunzen, schreien und einfach fokussiert und leidenschaftlich klingen kann. Auch die angenehm oldschoolige Produktion ist ein echtes Zeichen, dass sich SIX FEET UNDER hier deutlich positionieren wollen.

Ich würde mir jetzt mittels Autosuggestion gerne einreden, dass „Undead“ das vielleicht beste SFU-Album und wirklich über die ganzen 40 Minuten überzeugend ist. Das ist es nicht. Zum einen bewegen sich die Songs in ihrem Abwechslungsreichtum und ihrem Anspruch noch immer nicht unbedingt in komplexen Bereichen, zum anderen nimmt die Überzeugungskraft eben wirklich mit jedem Track ab. Trotzdem empfinde ich „Undead“ als kompositorisch und technisch weit besser als das lahme „Death Rituals“, das von meinem Kollegen Christian hier vor dreieinhalb Jahren sehr optimistisch bewertet wurde. Das resultiert für mich in einer wohlwollenden Siebener-Wertung.

06.05.2012
Exit mobile version