Slayer - World Painted Blood

Review

In den letzten Jahren hatten die Veröffentlichungen der Thrash-Metal-Legende SLAYER oftmals einen faden Beigeschmack. Fans wie auch Kritiker vermissten die legendäre Aggressivität, Songs, die auf den Punkt gebracht sind und natürlich die kompromisslose Vorgehensweise der Band aus Kalifornien. Konnte das Vorgängeralbum „Christ Illusion“ wieder einiges an Boden wett machen, so überzeugt der Nachfolger, das neue Album „World Painted Blood“, noch ein Stück mehr.

Man kann zwar nicht behaupten, dass SLAYER mit „World Painted Blood“ ein neues „Reign In Blood“, „South Of Heaven“ oder „Seasons In The Abyss“ geschaffen haben, allerdings merkt man den Stücken deutlich an, dass SLAYER wieder Blut geleckt und ihre Phase des unkoordinierten Ausbruchs hinter sich gelassen haben. Nicht, dass sich die Truppe nun wieder dumpf auf alte Erfolgsrezepte konzentriert hat, im Gegenteil. „World Painted Blood“ ist eine Gratwanderung zwischen klassischem Songwriting im Stil der Meisterwerke und den dazugelernten Komponenten der letzten Jahre.

Bereits der Opener „World Painted Blood“ weist die Richtung der Scheibe an. Das Stück erweist sich als perfekter Opener einer Platte, die mit einer Menge Überraschungen aufwartet. Thrash-Fans werden sich hier die Nackenhaare aufstellen, und ein wohliger Schauer folgt nach den einleitenden Riffs des Duos King/Hannemann. Bei Minute eins setzt der Gesang von Tom Araya ein, und wer jetzt noch nicht den Regler der heimischen Anlage aufgedreht hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Die Nummer wird zügig vorangetrieben und zwingt den Nacken, in Bewegung zu bleiben. Definitiv ein Song, der seinen Einzug in das Liveset der Band finden wird.

Eine Ecke schneller wird es mit „Unit 731“, welches in bekannter Manier runtergezockt wird. Und wem das noch immer zu langsam war, der sollte sich „Snuff“ nach einer kühlen Flasche Bier geben. Ein weiteres Highlight bildet das cool groovende „Beauty Through Order“, welches Tom Araya von seiner melodischen Seite zeigt. „Hate Worldwide“ ist ein typischer Nackenbrecher, der auch von „Divine Intervention“ oder „Seasons In The Abyss“ hätte stammen können.

Vom Songwriting her etwas ungewöhnlich kommt „Public Display Of Dismemberment“ aus den Lautsprechern geschallt. Die Nummer ist extrem hektisch und nur schwer zu packen. Solide, aber keine Granate. Der Midtempobanger „Human Strain“ erinnert von der Struktur her an SLAYER-Veröffentlichungen aus den 80ern. Allerdings hat man einen vergleichbaren Track der Truppe noch nicht gehört. Animiert ebenfalls, den Kopf zum Takt hin und her zu schleudern. Um den ganzen Modern-Thrash-Gruppen der heutigen Zeit zu zeigen, wo der Hammer hängt, haben sich SLAYER wohl die Übernummer „Americon“ einfallen lassen. Das Stück ist sehr modern geschrieben und hätte auch aus dem Hause SLIPKNOT und Co. kommen können. Extrem gelungen, überzeugend und einfach nur geil eingeschrien. Vor allem kommt hier Schlagzeuger-Urgestein Dave Lombardo zum Zug, der die Doublebass ordentlich hämmern lässt. Das Stück gehört mit zu den Überfliegern der Platte und wird keinen Thrash-Maniac kalt lassen.

Zurück von der Moderne in bekannte Gefilde führt „Psychopathy Red“. Hier beweisen die Musiker, dass sie es noch locker draufhaben, in Höchstgeschwindigkeit zu agieren, was vor allem auf die Gitarrenarbeit zutrifft. Genial wird es wieder mit „Playing With Dolls“, welches Genie und Wahnsinn in sich vereint. Genie, weil der Track einfach grandios geschrieben ist, abwechslungsreich, vertrackt und dabei doch so schnell in die Birne geht. Wahnsinn, weil SLAYER hier ein Monster erschaffen haben, welches einfach nicht mehr aus den Gedanken weichen will. Der krönende Abschluss wird von „Not Of This God“ eingeleitet, welches noch mal alle Register zieht. Die brachiale und pfeilschnelle Nummer zeigt alle Facetten von SLAYER auf und tritt auf Umwegen in die Fußstapfen von „Angel Of Death“, hört es Euch an.

Mit „World Painted Blood“ haben SLAYER ihr erstes richtiges Highlight im neuen Jahrtausend erschaffen. Auf den ersten Höreindruck mag man den Eindruck gewinnen, dass es zwar haufenweise gute Nummern gibt, aber die altbewährten Alben nicht erreicht werden können. Falsch gedacht! „World Painted Blood“ hat das Zeug, in einem Atemzug mit den Klassikern der Band genannt zu werden. Um die beiden Höchsnoten neun und zehn zu erreichen, hat es zwar nicht ganz gereicht, durch solche Übernummern wie „World Painted Blood“, „Beauty Through Order“, „Americon“ und „Playing With Dolls“ hat sich das Album jedoch die gehobene Bewertung verdient. SLAYER sind zurück, treten Arsch und werden ihre Fans nicht enttäuschen.

11.10.2009
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