Sonic Syndicate - Confessions

Review

Folgender Satz ist dem Promo-Text zum neuen SONIC-SYNDICATE-Album „Confessions“ vorangestellt: „Aware that the bands “new start” may cause a lot of listeners to raise their eyebrows the band doesn’t fear the changes nor the future.“ Das klingt weitaus weniger trotzig als beunruhigend. Weniger nach Kampfansage als nach Warnung: „Vorsicht, wir sind jetzt anders auf eine Art und Weise, die auch den verbliebenen harten Kern endgültig vergraulen könnte.“

Eine Umbenennung wäre angebracht gewesen

„Confessions“ wird als Neustart inszeniert und sicherlich, nachdem man von Nuclear Blast gedroppt wird, kann die Neufindung schon einmal vonnöten sein. Warum diese Krise SONIC SYNDICATE zwang, „ihren Kurs signifikant zu ändern“ und nun gitarrengefütterten Breitwand-Pop zu spielen, erschließt sich nicht. Die Schweden haben mal eine Art melodischen Death Metal gespielt, später war es eingängiger Metalcore, oft von elektronischen Beats dominiert, aber irgendwo doch noch metallisch angehaucht. „Confessions“, das macht schon das Cover klar, hat damit nichts mehr zu tun und man darf sich ernsthaft fragen, ob unter diesen Umständen nicht eine Namensänderung angebrachter gewesen wäre.

Dann wäre „Confessions“ zwar immer noch ein schlechtes Album, aber immerhin würde man dem ein oder anderen Altfan die bittere Enttäuschung ersparen, die er beim Anhören der neuen Platte seiner einstigen Lieblingsband empfinden muss. Das neubenannte Produkt hätte man dann im (virtuellen) Plattenladen unter dem Label „für Fans von NICKELBACK, 30 SECONDS TO MARS und 3 DOORS DOWN“ einordnen können und dann, ja dann, wäre das mit dem Neustart womöglich zumindest kommerziell geglückt.

Lieblos produzierte Pop-Stangenware

Qualitativ aber liegt ihm Hier und Jetzt eine Platte voll lieblos produzierter Stangenware vor, die nicht auf die Charts schielt, sondern sie leicht psychopathisch anstarrt. Billige Synthesizer, programmierte Drums, unterirdische Lyrics und eine schon freche Vorhersehbarkeit – SONIC SYNDICATE 2016: „Waking up all on my own / No missed calls I’ve on my phone / Maybe I should take another drink / ‚Cause when it knocks me out you’re still in my dreams.“ Keine Lyric-Videos, bitte. Das vielspurigen Gitarrenfundament besteht nicht mehr aus Riffs sondern aus undefinierbar verschwimmenden Power-Akkorden. Das hätte man auch programmieren können. Jeder einzelne Song ist auf maximale Eingängigkeit getrimmt, was die penetranten Melodien nur noch schneller wieder aus dem Gedächtnis verschwinden lässt.

Die SONIC SYNDICATE, wie wir sie kannten, sind nicht mehr und so gerne man ihnen einen erfolgreichen Neustart wünschen würde, so unfair wäre dieser angesichts eines Albums wie des so programmatisch betitelten „Confessions“.

14.10.2016
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