Suidakra - Caledonia

Review

„Caledonia“ ist eine äußerst zwiespältige Angelegenheit. Warum verdeutlichen drei Sichtweisen, die man auf sie haben kann:

1.) Hmm…da hängt wohl jemand sein Fähnchen gehörig nach dem Wind, oder? Haben sich SUIDAKRA auf ihrem letzten, durchwachsenen Werk „Command To Charge“ wesentlich moderner und ohne ihre großen Folkmelodien, die Scheiben wie „Emprise To Avalon“ oder „Signs For The Fallen“ einmalig gemacht haben, präsentiert und schwammen damit im Fahrwasser erfolgreicher Kollegen wie SOILWORK, scheinen die Mannen um Bandchef Arkadius anno 2006 mitbekommen zu haben, dass Pagan/Viking Metal mit Folk-Touch groß im Kommen ist. Und schwupps, erscheint „Caledonia“ wieder im Licht älterer SUIDAKRA-Werke, ohne jedoch deren wesentlich schwärzere Prägung angenommen zu haben, während man sich die Eingängigkeit des Vorgängers bewahrt hat. Im ersten Moment möchte man frohlocken, doch schon im zweiten denkt man: „Riecht dies nicht nach purer Kalkulation?“

2.) Sänger und Gitarrist Marcel, der zwischenzeitlich die Band verlassen hatte, ist wieder zurück an Bord. Liegt vielleicht hierin die Ursache der Rückbesinnung auf alte Tugenden verborgen, zumal sich seine warme, cleane Stimme als Kontrast zu Arkadius‘ aggressivem Kreischen wunderbar eignet, um die Hymnen über den schottischen Volksstamm der Pikten und ihren Kampf gegen das einfallende Römische Imperium zu beschreiben? War SUIDAKRAs Weggang vom ureigenen Sound auf der letzten Scheibe nur darin begründet, dass sie ohne Marcels Stimme einfach keine Möglichkeiten hatten, ihre Folk-Ader auszuspielen, weil Arkadius sie gesanglich nicht umsetzen konnte, was in einem wesentlich kälteren Stil endete (man vergleiche auch die Cover dieses und des letzten Albums!)?

3.) Oder haben SUIDAKRA, die in der Presse und im Underground stets gut wegkamen, aber nie durch großartige Verkaufszahlen auffallen konnten, sich einfach erhofft, dass sie durch eine Anlehnung an den angesagten SOILWORK-Sound mehr Platten hätten absetzen können? Mussten sie am Ende jedoch einsehen, dass „Command To Charge“ dies ebenfalls nicht vermocht hat, weswegen man jetzt wieder den ureigenen Stil mit den Errungenschaften des kurzen Genreabstechers vermischt, weil es sich einfach besser anfühlt und die Musik endlich wieder aus dem Herzen und nicht aus dem Geldbeutel kommt?

Fest steht jedenfalls, dass alle, die „Command To Charge“ verteufelt haben, „Caledonia“ eine Chance geben sollten. SUIDAKRA bewegen sich wieder in heimischen Gefilden zwischen rasendem Melodic Death, kraftvollem Heavy Metal, ausladender Pagan-Epik, traditionellen Folk-Elementen und zerbrechlichen Akustikruhepausen. Man merkt, dass sich diese Band dort wohl fühlt, denn die Melodien malen mal ruhige, mal stürmische Landschaften, die erzeugte Stimmung wirkt authentisch und die Spannungsbögen sind, von ein paar platten und uninspirierten Hängern abgesehen, richtig über „Caledonia“ verteilt.

Einzig der Zickzack-Kurs zwischen den Stilen sorgt für Stirnrunzeln, das sich aber hoffentlich mit der nächsten Platte endgültig erledigt hat.

14.11.2006
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