The Black Dahlia Murder - Everblack

Review

Was ein Pisswetter. Der Sommer lässt gehörig auf sich warten, schickt lieber ein paar finstere Wolkendecken gen Deutschland. Und dann das: „In Hell Is Where She Waits For Me“ – prasselnder Regen, der Albumtitel „Everblack“ und das Cover vor Augen. THE BLACK DAHLIA MURDER hätten den Einstieg kaum passender wählen können, aber keine Sorge, denn die Amis sind nicht urplötzlich unter die Meteorologen gegangen sondern müssen anno 2013 die schmerzlichen Abgänge von Shannon Lucas (Drums) und Ryan Williams (Bass) verarbeiten.

Keine allzu rosige Ausgangslage, wenn man bedenkt, dass vor allem am Schlagzeug eine vakante Stelle geräumt wurde, die zuvor bestens besetzt war. Tatsächlich liegt das Schicksal von „Everblack“ aber nicht – wie ich zugegebenermaßen dachte – in den Händen und Füßen des Neu-Drummers Alan Cassidy (ex-ABIGAIL WILLIAMS), denn letztlich kam alles anders und irgendwie auch unerwartet. Wie eine Urgewalt bellt Trevor Strnad nach dem abflachenden Regenprasseln in’s Mikro, die Gitarren ackern dazu im Uptempo-Bereich und atmen einige zunächst eher subtile und düstere Melodien. Diese Überleitung klingt abgehackt? So does the album.

Während „Goat Of Departure“ zu Beginn noch ordentlich thrasht, bilden sich beim TBDM-Fan nach und nach einige Stirnfalten ob der Ideenlosigkeit „ihrer“ Truppe. Das sollte vor allem jedem bewusst werden, der die Vorab-Kostprobe „Into The Everblack“ schon kritisch kommentiert und bestenfalls noch ein paar wohlige Worte für den atmosphärischen Keyboard-Mittelpart (äußerst gelungen) übrig hat. THE BLACK DAHLIA MURDER wirken gehemmt, verhaspeln sich hektisch nach Ideen ringend in einem schwachen Midtempo-Song, den sie mit „On Stirring Seas Of Salted Blood“ auf dem Vorgänger „Ritual“ schon ähnlich schwach vorformuliert hatten. „Raped In Hatred By Vines Of Thorn“ stellt dann zumindest einen Lichtblick im immerschwarzen Sumpf dar, eben weil die Jungs und vor allem Ryan Knight/Brian Eschback an den Gitarren hier ihre Stärken in Sachen Melodieführung und Songstruktur ausspielen können. Ansonsten wirkt der Kreativpool der Band bestenfalls bemüht, verliert sich wie in „Phantom Limb Masturbation“ oder „Their Beloved Absentee“ zu häufig in Alibi-Riffschieberei, kann sich hier aber immerhin einige nette Soli rausleiern.

Die Problematik von „Everblack“ liegt aber nicht nur allein darin. Ziehen THE BLACK DAHLIA MURDER mal das Tempo an, fehlt es meistens an den Harmonien, die Alben wie „Nocturnal“ oder „Miasma“ ausgemacht haben. Es lassen sich kaum Leitmotive feststellen, nach denen man vorgeht, vieles klingt nach Stückwerk. Ehe mit „Map Of Scars“ noch ein richtig geiler Rausschmeißer ein kleines Feuerwerk im Dunkeln abfeuert, ertappen sich „Blood Mine“ und „Every Rope A Noose“ dabei, wie sie am Hörer nahezu gänzlich vorbeirauschen.

Somit ist „Everblack“ die erste faustdicke (Negativ-)Überraschung im mittlerweile recht fortgeschrittenen Jahr. Was THE BLACK DAHLIA MURDER einst ausmachte, waren technisch durchaus anspruchsvolle Riff-Collagen gepaart mit fantastischen Melodiebögen, allerfeinsten Drumsalven (Shannon Lucas‘ Erbe wurde trotzdem in beste Hände gegeben) und Trevors einzigartige Vocals. Diese sind zwar abermals äußerst eindrucksvoll, können den insgesamt ernüchternden Eindruck aber nur beschwerlich mithilfe einiger ordentlicher Songs zu einer eher nach unten tendierenden 6/10 retten. Schade!

27.05.2013
Exit mobile version