The Black Dahlia Murder - Verminous

Review

Auf die Botanistenmörder rund um Trevor Strnad ist eigentlich Verlass: Bereits seit zwei Jahrzehnten (Die Band feiert Jubiläum dieses Jahr, sollte man 2000 als Gründungsjahr annehmen, je nachdem, wo man schaut, ist auch 2001 als Gründungsjahr datiert) gibt es toll komponierten, gut nach vorne gehenden (Melodic) Death Metal im Takt von zwei bis drei Jahren auf die Ohren. Gefühlt haben THE BLACK DAHLIA MURDER die Welt auch schon dreimal betourt, also was bleibt noch zu erreichen, was noch zu schaffen in der Karriere? Mit „Verminous“ schreiben die US-Amerikaner Studioalbum Nummer neun, und wirklich große Überraschungen hat man auch schon auf den Vorgängern nicht recht erwartet, wenn man ehrlich ist. Der neue Frühling kam definitiv mit den Neuzugängen Alan Cassidy am Schlagzeug und auch Gitarrist Brandon Ellis zur Band. Gerade in der Leadarbeit und den Soli hört man definitiv Einfluss des „Neuankömmlings“ heraus. Das heißt aber nicht, dass die bekannten THE BLACK DAHLIA MURDER-Trademarks dabei draufgehen.

„Verminous“ versprüht Gift, Groove und Melodie

„Verminous“ wird also den geneigten Fan weder großartig fordern oder gar überraschen, aber durchaus zufriedenstellen. Es gibt immer noch „Shred“, immer noch hochinfektiöse Riffs in den Refrains und Strophen und immer noch atmosphärisch-dunkel schmeichelnde Melodien. Also nichts neues im Westen? Punktuell doch: Mehr Groove und mehr Wert auf sich im Ohr festsetzende Leads wird stellenweise gesetzt, womit wieder ein wenig mehr die melodische und eingängige Seite im Sound durchkommt, die seit dem Debüt eigentlich mit jedem folgenden Release ein wenig ins Hintertreffen getreten ist. „Godlessly“ bietet fein strukturiertes Geballer feil. „Removal of the Oaken Stake“ ist Storytelling-Death-Metal im atmosphärischen Gewand und stampft eher im Midtempo voran, wartet aber auch mit schnelleren Parts und Melodie auf. „Sunless Empire“ und „The Wereworm’s Feast“ sind von eingangs schon erwähnter Melodie und auch Black Metal deutlich beeinflusst und lassen teilweise an „Nocturnal“-Zeiten zurück denken, gerade was eine gewisse melancholische Schlagseite der Songs angeht.

Die Band schaltet auch gern mal einen Gang zurück wie anfangs von „The Leather Apron’s Scorn“ – um später dann umso gemeiner zuzuschlagen. Kleine Schmankerl wie Bassinterludien oder Black-Metal-Zitate runden die ganze Geschichte dann geschmackvoll ab. Sehr viel straightere – und im Vergleich zum restlichen Material auch abfallende – Songs wie „Child Of Night“ und „How Very Dead“ trüben den Eindruck ein wenig, sind sie bei der hohen Songwritingqualität von THE BLACK DAHLIA MURDER doch ein wenig Stangenware.

THE BLACK DAHLIA MURDER sind wie das Ungeziefer – nicht wegzubekommen

Der Rausschmeißer „Dawn of Rats“ wird vom akustischen Tropfsteinhöhlen-Instrumental „A Womb in Dark Chrysalis“ eingeleitet und versteht sich als Highlight zum Schluss fast wie eine kleine Hymne im Kosmos von THE BLACK DAHLIA MURDER: Dramatische Leads, hohe Geschwindigkeit, Eingängigkeit und eine epische Note.

Qualitativ hochwertiges Material mit minimalen Änderungen am Sound durch die Karriere als feste Bank. Was schon bei Bands wie BOLT THROWER prächtig funktioniert hat, können auch THE BLACK DAHLIA MURDER von sich behaupten. Insgesamt stagnieren THE BLACK DAHLIA MURDER mit „Verminous“ auf hohem Niveau, schaffen es aber durch chirurgisch-präzise kleine Änderungen im Sound, das Material spannend genug zu halten, um nicht abzufallen. Von den Festival- und Clubbühnen sind Sie immer noch nicht wegzudenken und bieten auch mit „Verminous“ wieder einmal professionell umgesetzten, abwechslungsreichen und spannenden Death Metal, ohne großartige Revolutionen im Songwriting nötig zu haben. Klar hat man ein neues Album der Amerikaner mal mehr oder weniger gern, aber einen Totalausfall haben THE BLACK DAHLIA MURDER nicht wirklich in ihrer Diskographie abgeliefert. Auch „Verminous“ reiht sich eher in der oberen Etage ein, wobei Scheiben wie „Nocturnal“ oder „Ritual“ wahrscheinlich auch zukünftig qualitätstechnisch nicht mehr erreicht werden. Trotzdem: Auf die nächsten zwanzig Jahre!

07.04.2020
Exit mobile version