The Haunted - The Dead Eye

Review

Huch? Hat hier tatsächlich das neue Album der Vorzeige-Thrasher THE HAUNTED seinen Weg in meinen CD-Spieler gefunden? Einzig das einfache aber prägnante Cover Artwork scheint auf die Schweden hinzuweisen. Denn auf „The Dead Eye“ bewegt sich alles langsamer, melodischer und abwechslungsreicher. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass kaum noch etwas direkt in die Fresse fährt, dass die bekannte THE HAUNTED-Aggressivität (nahezu) gänzlich ausgeblendet wurde, ja, man fast meint, ein Rockalbum der härteren Gangart vorliegen zu haben.

Wenn Bands mit fortgeschrittenem Alter in ihrem Schaffen etwas gemächlicher werden, ist dies kein Beinbruch – solange die Qualität sich nicht dem Tempo des Dargebotenen anpasst. Eingeleitet von einem Intro beginnt „The Dead Eye“ mit „The Flood“ relativ schnörkellos aber stimmungsvoll. Doch schon hier wird ein scharfer U-Turn in ruhigere Gefilde eingeleitet. „The Medication“ packt den Zuhörer mit seinem sehr verbindlichen Refrain. Spätestens beim vierten Lied, „The Drowning“, wird deutlich, dass THE HAUNTED ihre Songs wesentlich unvorhersehbarer gestalten. Dies kann jedoch nur dann als Pluspunkt gutgeschrieben werden, wenn das Material über den Refrain hinaus deutlicher zu packen weiß – und das ist bei „The Dead Eye“ nicht der Fall.

Vielmehr sucht der Hörer – im Wechselbad der Stimmungen und Schwingungen – stets nach dem roten Faden im Album, während er sich durch das teilweise weinerliche Gesangsschema Peter Dolvings, der trotzdem durch seine Variabilität seinen Stempel aufzudrücken weiß, wühlt. Die guten Ansätze zergehen im Gesamteindruck, lassen jedoch für die Zukunft hoffen, dass die Schweden – bei all der „Moderne“ – ihren hier begonnenen rockigen Thrash mit minimal progressiven Ansätzen spannungsvoller vortragen werden. Für die alteingesessenen Fans könnte dies jedoch der Genickbruch sein.

09.12.2006
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