The Ruins Of Beverast - Foulest Semen Of A Sheltered Elite

Review

Diese Review erschien zuerst im Rahmen des Specials „Weltschmerz: Unsere liebsten Doom-Perlen„.


Ja ja, kein richtiger Doom, keine reine Lehre – wissen wir. Aber immerhin sind THE RUINS OF BEVERAST mit ihrem letzten Album „Blood Vaults“ (2013) ja doch noch deutlicher zur Doom-Metal-Band geworden, und immerhin ist auf „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ von 2009 der Übergang dorthin ziemlich schön herauszuhören.

Die Geschichte des Meilenwald – die Geschichte von TROB

Aber von vorne: Nach dem viel zu frühen Ende der Black-Metal-Legende NAGELFAR gründet deren Schlagzeuger Alexander „von Meilenwald“ Frohn sein neues Projekt THE RUINS OF BEVERAST, zunächst nur für sich und niemand anders – es bedarf der Überredung von Ex-NAGELFAR-Bassist und Ván-Records-Labelchef Sven „Sveinn von Hackelnberg“ Dinninghoff, damit das erste Ergebnis „The Furious Waves Of Damnation“ als Demo den Weg in die Öffentlichkeit findet.

Es folgen die beiden Alben „Unlock The Shrine“ (2004) und „Rain Upon The Impure“ (2006) sowie zwei geradezu göttliche Splits, einmal mit URFAUST, einmal die mittlerweile legendäre „Gott in uns“-LP mit DEATHGATE ARKANUM, NIHIL NOCTURNE und ANTI. Bis hierhin schwebt der Doom zwar in allen Veröffentlichungen von THE RUINS OF BEVERAST irgendwo im Hintergrund mit im Raum herum, aber es wird wohl kaum jemand widersprechen, wenn man alle TROB-Veröffentlichungen bis einschließlich 2007 entschlossen in die Black-Metal-Schublade legt … wenngleich die ob des genreunüblichen Gehalts ein wenig überquellen mag.

„Foulest Semen Of A Sheltered Elite“: Der Wendepunkt zum Doom

2009 dann der Wendepunkt in der Bandhistorie: „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ steckt mit den Pfoten immer noch im Black Metal, aber zwei weitere, bei THE RUINS OF BEVERAST schon immer unter der Oberfläche schlummernde Elemente machen sich deutlicher, machen sich hörbarer: der Doom Metal und der Ambient. Das Ergebnis ist ein Album, an dessen Kategorisierung sich die Schubladenfanatiker seit jeher die Zähne ausbeißen, „Blackened Ambient Doom Metal“ ist da wohl noch das Sinnvollste, was es diesbezüglich zu sagen gilt.

Das Wunderbare an diesem Album ist aber nicht (nur) seine stilistische Eigenwilligkeit – nein, es ist auch die Art und Weise, wie Mr. von Meilenwald mit diesem in bester TROB-Tradition fast 80-minütigen Brocken alles abdeckt, was ein Hörer von einem solchen Album erwarten können wollte. Atmosphäre? Check! Eingängigkeit? Auch check! Gänsehaut-Momente? Aber wie, CHECK! Ein interessantes, lyrisches Konzept, das sich mit der Musik ergänzt? Jap, check! (Inhaltlich geht es um eine atheistische Betrachtung des Alten Testaments, was sich durchaus nicht nur in den Texten widerspiegelt.)

Oder anders gesagt: „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ ist ein Album, das man am besten am Stück hört, im abgedunkelten Wohnzimmer, womöglich über die besten Kopfhörer, die man so finden kann. Vielleicht als LP – der wunderbar atypische, eigenwillige, irgendwo sumpfige, aber feiner als früher bei THE RUINS OF BEVERAST austarierte Sound wird es danken. Andererseits wird man bei knapp 80 Minuten mindestens dreimal zum Wenden aufstehen müssen – vielleicht doch lieber die CD, bevor die ganze Atmosphäre zum Allerwertesten fährt.

Nicht nur Atmosphäre – auch Hits!

Aber „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ ist auch ein Album, das stumpf so voller Hits ist, dass man jedes einzelne der Stücke auch alleine genießen kann. (Von den drei rein ambienten Zwischenspielen „Alu“, „Transcending Saturnine Jericho Skies“ und „Therial – Baal – Theriak“ vielleicht mal abgesehen.) Aber ansonsten? Der Opener „I Raised This Stone As A Ghastly Memorial“ mit seinem Klargesang zum Niederknien und seinem intensiven Ambient-Doom-Part im Mittelteil und das abwechslungsreiche „Kain’s Countenance Fell“ sind nicht umsonst bis heute fester Bestandteil des THE RUINS OF BEVERAST-Livesets. (Übrigens war „Foulest Semen Of A Sheltered Elite“ generell das Album, für das Alexander von Meilenwald sein Projekt um eine Live-Mannschaft erweitert und erste Konzerte gespielt hat.) „God’s Ensanguined Bestiaries“ – das einzige Stück auf dem Album, das noch deutlich eher nach Black denn nach Doom Metal klingt – wäre ebenso zu nennen, und jeder Zähflüssigkeitsfanatiker (die es unter Doom Metallern ja geben soll), der bei dem schleppenden Aufbau des 12-Minuten-Monsters „Mount Sinai Moloch“ oder dem 15-minütigen Rausschmeißer „Arcane Pharmakon Messiah“ nicht vor Ehrfurcht auf die Knie sinkt, der soll doch weiter glauben, Drone sei abgedreht.

Perfektion!

Viel bleibt nicht mehr zu sagen – besser geht eine Melange aus Black Metal, Ambient und Doom Metal eigentlich nicht. Sie geht kaum eingängiger, sie geht kaum intensiver, sie geht kaum atmosphärischer. Ein 80-Minuten-Album, bei dem man, lässt man sich auf die Platte ein und kann man grundsätzlich auf schleppendes Zeug, keinen einzigen Moment wegdriften wird. Zumindest nicht wegdriften sollte, denn man wird etwas verpassen. Zum Glück hat auch metal.de damals schon gewusst, was in dem Album alles steckt – wenngleich sich Ex-Kollege Hysteriis vorwerfen lassen muss, nur die 9/10 gezückt zu haben. Dieses Album verdient die Zehn, Punkt.

31.07.2017
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