The Tidal Sleep - Be Water

Review

Vermeintlich zaghaft starten THE TIDAL SLEEP ihr neues Album „Be Water“ mit einer einsamen Akustikgitarre, bevor „Bandages“ die pure Schwermut über dem Hörer ausschüttet. Wer aber möchte, darf sich schon im Opener die ganze Last von den Schultern tanzen. Viel hat sich nicht geändert und gleichzeitig doch so einiges. Aufbauend auf dem allseits bekannt und bewährten Post-Hardcore-Fundament, strecken die fünf Musiker ihre Fühler in alle möglichen Richtungen aus. Die Feinheiten springen den Hörer nicht unbedingt an, dafür lassen sich aber mit jedem Durchlauf neue Ideen und kreative Fragmente entdecken. Die mögen erstmal marginal wirken, haben aber auf „Be Water“ einen enormen Effekt, da sie sich in alle Ecken und kleinen Löcher ergießen und somit den Sound komplett auffüllen.

THE TIDAL SLEEP lassen sich treiben

Dabei geht es noch nicht mal um offensichtliche Ausreißer, wie die spanischen Lyrics in „Sogas“, das Basswummern in „Changes“ oder den beruhigenden weiblichen Gesang im Dialog mit Sprechgesang im abschließenden „Footsteps“. Es geht eher um das scheinbare Anhalten der Zeit in „Words“, wenn die Gitarren im Hintergrund zittern, während der Hörer angenehm kalibriert wird und ihm dann aus der Ferne mit traurigen Akkordeonklängen zugewunken wird. Die Gitarren spielen auf „Be Water“ eine besonders große Rolle, da sie den Sound vollkommen abkoppeln und jedem Song ein fiebriges Flimmern verpassen.

Wenn diese schwirrende Dramatik dann auf massiven Bass trifft und galoppierende Drums den Herzschlag erhöhen, sind THE TIDAL SLEEP genau auf dem richtigen Weg. Die Waagschale neigt sich eher Richtung instrumentaler Post-Rock mit Kante, dem THE TIDAL SLEEP eben noch zugkräftigen Gesang zufügen. Das Gemenge dann zu trennen, bleibt dem Hörer überlassen – wir schlagen aber vor, das Ergebnis wirken zu lassen. Bestes Beispiel ist „Changes“, ein Song der sich auch wunderbar ohne Lyrics hätte behaupten könnte.

„Be Water“ hebt sich damit vom 08/15-Core ab, der so leicht zu fressen und noch leichter zu vergessen ist. „Poisons“ schert etwas aus, drückt mehr nach vorne und beugt sich eher dem tanzbaren Ausbruch, während das folgende „Collapses“ mit einem schon fast doomigen Hauptriff und eindringlichem mehrkehligen Gesang im Einklang mit versöhnlichen Post-Rock-Wellen ausläuft.

Ein Trauerspiel mit Sinn für Details

Den Hang zur Dramatik können, sollen und werden THE TIDAL SLEEP sicher nie ablegen. „Wreckages“ zehrt genau von dieser starken Inszenierung, die an eine tragische Oper oder bildgewaltige Filmmusik erinnert. Woran „Be Water“ hinkt, ist eben genau diese Störrigkeit und die dargebotene Vielfalt. Alleine „Footsteps“ bietet mindestens drei Ebenen, die es zu erkunden gibt. Hinter manchen Ecken lohnt es sich zu suchen, andere Ideen führen wiederum ins Leere und scheinen nicht zu Ende gedacht. Der Kurs fernab der Erwartung, schließt den Hörer auch in erster Instanz etwas aus.

Es lohnt sich allerdings „Be Water“ mehr Zeit zu widmen und sich mit dem vorliegenden Werk zu befassen, denn: THE TIDAL SLEEP gehören zu den Post-Hardcore-Truppen, die keine grell gestalteten Werbeflyer vom Hochhäusern werfen und somit nicht auf Masse ausgelegt sind. Stattdessen gibt es handgeschriebene Briefe, selten mit fröhlicher Kunde und meist mit eher bedrückendem Inhalt. Aber dafür auf Büttenpapier verfasst und zum Aufbewahren für die Ewigkeit.

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27.05.2017

Der metal.de Serviervorschlag

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