Vendetta - Brain Damage

Review

Wow! „Ein wahrer Thrash-Metal-Sturm prasselt auf den Hörer ein!“ So ist es jedenfalls laut Begleitzettelchen; ein solches liegt ja bekanntlich den meisten Promos bei. Und was man da noch so alles zu lesen bekommt. Da hält sich vorliegendes Schreiben ja noch gar vornehm zurück. Ansonsten treffen da Schneidbrenner-Soli auf Nackenbrecher-Riffs oder es werden Schädelspalter-Songs mit Hasenfick-Attacken garniert. Da überlegt man sich irgendwann mal, wie sinnvoll es tatsächlich ist, nen Schneidbrenner in den Boxen zu haben, wie hinderlich ein gebrochener Nacken sein kann oder wie lebensverneinend ein gespaltener Schädel. Und was Hasenficken angeht… wer macht denn so was?

Da ist man mit einem Thrash-Metal-Sturm im Grunde besser bedient, auch wenn ein Sturm im Wohnzimmer der gemütlichen Atmosphäre gewiss abträglich sein kann. Ich sage nur: „Das Bild hängt schief.“ Wie man zu den durch Thrash hervorgerufenen drastischen Veränderungen der Großwetterlage auch stehen mag, muss man zugeben, dass anno 1988 die Jungs von VENDETTA durchaus ein wenig stürmisch unterwegs waren, wie das hier betrachtete Re-Release belegt. Dabei stand der Vierer wohl immer ein wenig im Schatten des allseits bekannten Dreigestirns der deutschen Szene. Dies lag vielleicht daran, dass man weniger mit dem Brecheisen an die Sache heranging. VENDETTA waren damals gewiss nicht so schnell und hart wie KREATOR und Co., dafür aber an abwechslungsreicherem Songwriting interessiert. So beginnt der Opener „War“ mit Funkbass und geht dann über ein Quasi-VOIVOD-Stadium zu einer flotten Nummer über, die ein wenig in die NUCLEAR ASSAULT-Richtung schielt. Dabei mag der sozialkritische Text vielleicht ein wenig bemüht wirken, hat dafür aber Charme. Mit „Conversation“ lugen erneut die Kanucks von VOIVOD zu „Dimension Hatröss“-Zeiten um die Ecke, während „Precious Existence“ sogar Eigenarten von in Thrash gekleideten FLEETWOOD MAC aufweist. Auch technisch waren die Jungs Ende der Achtziger auf einem bemerkenswerten Level; vor allem der Bass, der zudem produktionstechnisch nicht zu einem Lückenbüßer degradiert wurde, beweist die spielerischen Fähigkeiten. Man höre in diesem Zusammenhang besonders auf die bassgeblubberte „Ode an die Freude“ zu Beginn des sehr ansprechenden Instrumentals „Fade To Insanity“. Immer wieder blitzen einprägsame Melodien und erinnerbare Riffs auf. Leider sind einige der Songs dann aber zu eigenwillig und allzu überfrachtet gestaltet und wirken dann selten wie aus einem Guss. Der Rote Faden kommt den Deutschen zwar nie völlig abhanden, aber ab und an scheint man sich durch die Songs mühsam hindurch zu kämpfen.

Dennoch sollte gerade eingefleischten Thrashern, die einen Gutteil ihrer Zeit immer noch in den Achtzigern leben, diese Wiederveröffentlichung bestens gefallen, zumal die Produktion immer noch sehr „Old School“ daherkommt, sprich keine sonderliche Auffrischung erfahren hat. Zumindest ist die Platte bestens als Anheizer für das im August anstehende neue Album geeignet. Gelingt es VENDETTA bei diesem, das Songwriting zu straffen und können sie die Songs konsequenter umsetzen, dann steht uns tatsächlich ein Thrash-Sturm bevor.
Vorher würde ich aber noch mal bei Kachelmann anfragen…

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02.08.2007

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