XIV Dark Centuries - Aus uralter Zeit

Review

Deutscher Pagan Metal ist bekanntermaßen seit jeher ein Garant für mythologisch fundierte und sprachlich versierte Texte sowie eine oft tiefgründige, ungewöhnliche Melodieführung mit gekonntem Einsatz traditioneller Instrumente. Ups, da war wohl der Met schon nimmer gut – das waren ja die skandinavischen Bands! Vielmehr ist deutscher Pagan Metal in der Regel durchschnittlicher, überproduzierter Melodic Death Metal mit Wohnzimmerkriegertexten, die im romantisierten ONKELZ-Pathos abgefasst wurden, damit sogar der härteste Brother nach entsprechender Betankung bei den einschlägigen Schlagwörtern mal ’ne halbe Emotion andeuten kann.

Einige Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, wie beispielsweise die mächtigen FALKENBACH unzählige Male bewiesen haben. Die Inflationswelle der Nullerjahre, die vor allem aus Thüringen regelmäßig domestizierte Wicki-Fantasten an die Küste spülte, ist zwar schon länger wieder vorbei. Einige Bands “Aus uralter Zeit” haben jedoch durchgehalten und zelebrieren diesen Stil noch immer. So auch XIV DARK CENTURIES, die sich fünf Jahre nach “Waldvolk” zurückmelden.

XIV DARK CENTURIES – Bewährte Haudegen?

Auf Album Nummer fünf gibt es allerdings kaum Überraschungen. Der Review des inzwischen nicht mehr bei uns tätigen Kollegen Florian zum Album “Gizit Dar Faida” ist nicht viel hinzuzufügen. Die Texte wirken wie aus dem Buzzword-Zufallsgenerator, das Allerweltsriffing und -songwriting wäre nur dann interessant, wenn XIV DARK CENTURIES die erste Band mit germanisch-heidnischer Thematik überhaupt wären. Und selbst dann würde man sich fragen, wie Image bzw. Inhalt und Musik hier zusammenpassen sollen. In der Tat hat man den Eindruck, neun Mal den gleichen Song hintereinander zu hören, wie bereits in der oben genannten Review konstatiert wurde.

Die Atmosphäre hat mit “uralter Zeit” überhaupt nichts zu tun, sondern ist – vor allem bezüglich der Drums – durch die zeitgeistig-gesichtlose Stangenproduktion der Marke “Andy Sneap, aber ohne Budget” im Prinzip nicht mal als solche zu bezeichnen. Schon ironisch, wie die Band im Interview zum Vorgänger noch über die “Oberflächlichkeit der Moderne” und die Ignoranz gegenüber “alten Bräuchen” wehklagt. Dudes, ihr seid musikalisch gesehen Teil des Problems!

“Aus uralter Zeit”? Eher voll im Zeitgeist.

Ganz objektiv ist “Aus uralter Zeit” weder besonders gut noch besonders schlecht: die Definition von Durchschnitt also. Vieles, was XIV DARK CENTURIES besser machen könnten, wurde schon erwähnt. Zusammengefasst wirken die austauschbaren, immer gleich gehaltenen Texte oberflächlich und als wären sie von jemandem verfasst, der germanische Mythologie und Geschichte nur aus einem Videospiel oder von NASENBLUT-Texten kennt. Die Musik besteht aus generischen Einheitsriffs, die selten stören und gleichzeitig nie wirklich hängen bleiben. Der Gesang ist bemüht, wie ein grimmiger Berserker zu klingen, würde aber nicht mal das letzte Einhorn in die Flucht treiben. Dazu kommt ein charakterloser Standardsound, der zwar merklich transparent und druckvoll sein soll, aber streckenweise ganz schon pappt und zischt. Abgesehen davon haben sich die Thüringer in über 20 Jahren kaum ein Stück weiterentwickelt.

Ja, es gibt Fans dieser Richtung und gewiss auch von XIV DARK CENTURIES. Es sei ihnen herzlichst gegönnt und viel Freude gewünscht. Gleichzeitig müssen sich die Thüringer insbesondere bei einer so langen Bandgeschichte damit messen lassen, was im Pagan (Black) Metal seit den Neunzigern außerhalb des deutschsprachigen Raums entwickelt und demonstriert wurde – und dagegen wirken sie wie eine Kirmes-Version. Aber hey: auch wenn wir das Yggdrasil-Motiv schon hunderte Male auf Platten gesehen haben, ist das Artwork dieses Mal ganz stimmungsvoll!

28.11.2025

Redakteur

Exit mobile version