Üebermutter - Unheil!

Review

Sowas passiert, wenn Mädchen und Popstars erwachsen werden – na, zumindest annähernd erwachsen. Luci van Org ist zwar schon lange im Erwachsenenalter, hat aber sichtlich und hörbar Spaß daran, wie ein Kind mit Bauklötzen, mit einer Menge Klischees zu spielen und sie mit Provokationen visueller und textlicher Art auf den Stand von 2008 aufzumöbeln.

ÜEBERMUTTER ist ein gut durchdachtes und noch besser durchgestyltes Bandprojekt, in dem Luci van Org zu „harten“ Klängen mit Nina-Hagen-hafterrrrr Stimme die Prrrrobleme derrr moderrrnen Gesellschaft an den Pranger stellt, von Kindesmissbrauch über fehlende Gleichberechtigung, sexuelle Unfreiheit und das Festhalten an traditionellen Rollenvorstellung von Mann und Frau bis zu kriegerischen Grundeinstellungen des Menschen. Das klingt auf den ersten Blick viel pädagogisch-schulmeisterlicher und vor allem moralapostolischer, als es in Wirklichkeit ist – denn Texte von Luci van Org, und das war auch schon zu Zeiten von LUCILECTRIC so, sind immer ein Feuerwerk an sprachlichem Witz und bitterbösestem Sarkasmus, bei denen man nie weiß, wie sie nun tatsächlich gemeint sind.

Luci van Orgs Band, ihre Unheilsarmee sozusagen, liefert zu diesem textlich interessanten, aber auch verstörenden und nicht recht zu durchschauendem Konzept ein Klangfundament, das hörbar von Neuer Deutscher Härte beeinflusst ist. Zu brettharten Gitarren, passenderweise von Gitarrist Stefan Brettner gespielt, und stampfendem Schlagzeug gesellen sich kühl-industrielle Synthesizersounds mit Ohrwurmpotenzial und ein zwar durchschaubares und einfach strukturiertes Strophe-Refrain-Songwriting, das aber mit genug netten Effekten und Details von seiner Einfachheit ablenkt.
Den großen Stich landen ÜEBERMUTTER zwar ausschließlich mit dem Ohrwurm „Heim und Herd“, aber auch Songs wie der Opener „Mädchen Teilzwo“ (der augenzwinkernd, aber ernsthaft mit dem LUCILECTRIC-Titel „Mädchen“ spielt), „Brenne!“, die Ballade „Wein‘ mir ein Meer“ oder das abschliende „Unheil!“ mit publikumswirksamem Mitsingrefrain sind wiedererkennbar und interessant. Die restlichen Stücke fallen qualitativ leider ab und sorgen dafür, dass „Unheil!“ als Album nicht das hält, was die Single „Heim und Herd“ verspricht.

Dass „Unheil!“ in der Metalszene einen schweren Stand haben wird, liegt zum einen daran, dass ÜEBERMUTTER weder die gängigen Metalklischees irgendeines Subgenres bedienen, sondern „nur“ die musikalische Ausdrucksform des Metal nutzen, zum anderen auch ganz klar an der durchwachsenen Qualität des Albums. Wer auf Ästhetik Marke RAMMSTEIN und Songs im MIA-Stil steht, es auch softer gerne mag und auch gegen offensichtliche Chartaffinität nichts einzuwenden hat, wird mit der Platte einiges anfangen können – für traditionelle Metaller und Kitschhasser ist „Unheil!“ aber nichts, wage ich zu behaupten. Ich find’s ungewöhnlich und interessant.

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27.03.2008

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1 Kommentar zu Üebermutter - Unheil!

  1. doktor von pain sagt:

    Grober Unfug, weg damit!

    1/10