Wardruna
Europe 2022/2023

Konzertbericht

Billing: Wardruna
Konzert vom 01.12.2022 | STAGE Theater am Potsdamer Platz, Berlin

Das mystische Viking-Folk-Projekt des ehemaligen GORGOROTH-Schlagzeugers Einar Selvik ist von den internationalen Bühnen kaum noch wegzudenken. Egal ob in den USA oder in Europa: Wenn WARDRUNA einladen, ist das Interesse über die Genregrenzen hinaus groß. Spätestens seit Selviks Engagement bei der Serie „Vikings“ und dem Videospiel „Assassin’s Creed: Valhalla“ hat sich der Norweger einen Namen bei historisch interessierten Mainstreamern gemacht.

Bei all dem Erfolg und Interesse an der Musik von WARDRUNA ist es verwunderlich, dass sie sich so lange Zeit für einen erneuten Auftritt in Berlin gelassen haben. Ganze fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass WARDRUNA die Hauptstadt beehrt haben. Damals hieß es noch stehen im Huxley’s Neue Welt. Am heutigen Abend lassen WARDRUNA das Berliner Publikum in den gemütlich weichen Sitzen des STAGE Theaters am Potsdamer Platz Platz nehmen.

Ohne Anlauf

Vor fünf Jahren haben WARDRUNA dem Publikum einen würdigen Anheizer gegönnt. Damals durfte FAUNs Satyr noch mit seinem Projekt KAUNAN für Selvik und Co. eröffnen. Auf so etwas verzichtet die Band auf der aktuellen Tour. Was angesichts der Ticketpreise (Sitzplätze im Parkett kosten rund 100€) eine kleine Frechheit darstellt. Aber gut, vielleicht spielen WARDRUNA eben länger.

Ohne größeren Anlauf betreten WARDRUNA um 20 Uhr die Bühne und stimmen das Publikum mit dem melancholischen „Kvitravn“ in den heutigen Abend ein. Im Hintergrund hängt der von all ihren Konzerten bekannte, übergroße Vorhang aus weißen Papierelementen. Auf weitere Zierelemente setzt man nicht. Dadurch wirken die fünf MusikerInnen auf der großen (und eigentlich für Musicals ausgelegten) Bühne doch etwas klein und verloren.

Doch anders als bei den KollegInnen von HEILUNG geht es WARDRUNA in erster Linie um die Musik. Mit dem langsam vor sich hin rumpelnden „Skugge“ setzen WARDRUNA ihr Set fort. Und wäre da nicht die wirklich beeindruckende Lichtshow im Hintergrund, würde man eigentlich schon zu Beginn des Konzertes fast einschlafen. Sicherlich haben WARDRUNA nicht den Anspruch von CORVUS CORAX, die das Publikum um jeden Preis ins Schwitzen bringen wollen. Im Gegenteil setzen sie eher auf ruhige, entschleunigende Elemente.

Galerie mit 20 Bildern: Wardruna - Europe 2022/2023 Tour in Berlin

Der Sound macht es (nicht)

Der große Knackpunkt bei WARDRUNA ist allerdings der Sound. Das ist etwas, dass schon damals im Huxley’s beobachtet werden konnte. Hört man sich die einzelnen Stücke auf Platte (oder eben im Stream) an, fällt schnell auf, dass WARDRUNA auf eine große Vielzahl an teils historisch originalgetreu rekonstruierten Musikinstrumenten setzen. Eine Bandbreite, die die fünf MusikerInnen live unmöglich so spielen können. Vor allem, da eine Musikerin nur für den begleitenden Gesang verantwortlich ist.

Die Folge: ein übermäßig großer Einsatz von Backing Tracks, die wie ein bleierner Teppich über jedem Song liegen. So schwer, dass man sich schon fast fragt, was ist jetzt noch live gespielt ist und was irgendwo aus dem Computer kommt. Gerade bei dem oben erwähnten Ticketpreis kommt hier Frechheit Nummer Zwei zum Vorschein. Hinzu kommt, dass die MusikerInnen zum größten Teil an ihren festen Plätzen verankert stehen und sich nur selten Mal im Raum bewegen. Nur bei einzelnen Songs wie dem martialischen „Tyr“ gibt es auflockernde Elemente, als Selvik und ein Mitmusiker zu den Luren greifen.

Hier wird es spannend und aufregend, wordurch WARDRUNA glänzen. Doch dann nehmen sie wieder die vorherigen Positionen ein und spielen die restliche Setlist runter. Interaktionen mit dem Publikum? Fehlanzeige. Nach knapp einer Stunde geht das Licht im Saal zum ersten Mal an und das Publikum hagelt Standing Ovations auf WARDRUNA. Ohne größere Pause geht es gleich in die Zugabe. Natürlich darf der Hit „Helvegen“ nicht fehlen. Nach den darauffolgenden Standing Ovations gibt sich Selvik so gerührt, dass er „spontan“ noch das Stück „Skald“ alleine spielt. Ganz so spontan ist das aber leider nicht, da diese „Belohnung“ anscheinend fester Bestandteil von WARDRUNA-Konzerten ist. Damit endet noch von 21.30 Uhr ein (für den Ticketpreis) recht kurzer Konzertabend, der einen etwas faden Beigeschmack trägt.

09.12.2022

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