Candlemass
"Wir genießen den Moment."

Interview

Mit „Sweet Evil Sun“ zeigen CANDLEMASS auch knapp vierzig Jahre nach Gründung, dass sie den Doom Metal immer noch im Blut haben. Die Mit-Gründerväter dieses Genres machen auch in diesem Jahr weiter das, was sie am besten können und kreieren ihren ganz eigenen Stil. Wir sprachen mit Sänger Johan Langquist, der schon das legendäre „Epicus Doomicus Metallicus“ eingesungen hat, über die neue Scheibe.

Hallo Johan, wie geht’s?

Danke, mir geht es gut. Es ist ein schöner, sonniger Tag hier in Schweden. Ich habe nichts zu meckern außer, dass mein Auto kaputt ist.

Kann man es denn noch reparieren?

Ja, jemand ist da gerade dabei.

Okay, aber mir wurde auch erzählt, dass CANDLEMASS ein neues Album herausbringen, weswegen ich anrufe.

Das stimmt tatsächlich!

Starten wir doch mit dem Schreib- und Aufnahmeprozess, der sich ja über 18 Monate erstreckt haben soll. Was kannst du darüber berichten?

Ich weiß nicht genau, wie lange Leif (Edling) als Hauptsongwriter daran geschrieben hat. Wir haben aber ein paar Monate im Studio verbracht, um alles zusammen zu bringen. Da Leif aber immer am Schreiben ist, kann es durchaus sein, dass er 18 Monate für das Album gebraucht hat.

Also schrieb er alle Texte und Songs alleine?

Ja, so läuft das bei CANDLEMASS. Aber er ist ein sehr guter Songwriter, sodass es keine Probleme damit gibt. Er macht es sehr gut.

Was würdest du denn sagen ist der Hauptunterschied zwischen „The Door To Doom“ und „Sweet Evil Sun“? Wo siehst du Gemeinsamkeiten?

Ich sehe einige Gemeinsamkeiten. Aber Unterschiede… puh, also Leif hat viel mit den Sounds gearbeitet, er arbeitet viel mit alten Sounds. Das könnte ein Unterschied sein. Ansonsten denke ich, wenn du „The Door To Doom“ magst, wirst du auch dieses Album mögen.

Ich habe „The Door To Doom“ vor ein paar Tagen gehört und „Sweet Evil Sun“ heute und ich denke, dass es noch einen größeren Retro-Sound hat.

Ja absolut! Ich bin im Thema des Sounds nicht so drin, ich versuche nur meinen bestmöglichen Gesang abzuliefern. Aber ich mag den Sound des Albums.

Und wenn du einen Song, den er dir zum Singen gibt, mal nicht magst?

Die Band möchte, dass ich mich mit allen Songs wohlfühle, gerade auch das alte Material, das nicht von mir eingesungen wurde. Wir als Band sprechen da viel drüber. Wenn wir im Studio sind und aufnehmen, dann haben wir viel Spaß dabei, verschiedene Gesangsformen auszuprobieren. Wir hatten viel Spaß dabei, die Stücke einzuspielen.

So muss es ja auch sein, denn es wäre hart, wenn wir Dinge machen müssten, die wir nicht mögen. Von daher bin ich froh, dass wir so eine tolle Zeit zusammen hatten beim Aufnehmen der Songs, er war perfekt.

Warum habt ihr „Scandinavian Gods“ als erste Single ausgewählt?

Das war unser Label, die wollten den Song als erstes herausbringen. Ich weiß, dass Leif da nicht so überzeugt von war, aber sie fanden den Song so gut, dass er sein OK gegeben hat.

Klar, ich denke nicht viele Künstler schreiben absichtlich eine Single, sondern müssen nach dem Songwriting eine auswählen, weil es eben so ist.

Ja, so ist das. Ich bin auch Songwriter, ich schreibe nur nicht für CANDLEMASS. Du schreibst einfach Songs und weißt nicht, welcher der beste für eine Single ist, welcher der ist, den die meisten Leute mögen. Das kann auch einer sein, den du nicht am besten findest. Es ist schwer für die Songwriter, eine Single auszuwählen.

War das Feature mit Jennie-Ann Smith von AVATARIUM schon von Anfang an für „When Death Sighs“ geplant?

Das weiß ich nicht, ich glaube wir haben das während der Aufnahmen entschieden. Sie passt einfach zu dem Song, sie hat eine wunderschöne Stimme. Es ist ein perfekter Mix mit zwei Gesangsstimmen auf dem Song.

Ein paar Fragen habe ich speziell für dich, da du ja nach über 30 Jahren zur Band zurückgekehrt bist. Das ist länger, als ich auf der Welt bin.

Oh man! (lacht)

Welche Songs von CANDLEMASS, die du nicht selber eingesungen hast, magst du am liebsten?

Wenn wir live spielen? CANDLEMASS hat so ein großartiges Portfolio, aus welchem man sich Songs aussuchen kann. Ich mag „Well Of Souls“ und „Mirror, Mirror“ sehr gerne. Es gibt einfach so viele Songs, ich mag sie eigentlich alle.

Als wir über meinen Wiedereintritt sprachen wollten sie, dass ich mich mit den Songs wohlfühle, die ich singe. Ich muss bei den alten Songs von Messiah Marcolin mich echt pushen, weil er eher hoch gesungen hat und ich eher tief singe. Aber ich habe kein Problem mit irgendeinem Song.

Ist es denn nie schwierig, die Stücke mit deiner Stimme zu interpretieren?

Naja, wenn ich es zu hoch pushe, werde ich ein wenig verzerrt, aber so ist das eben. Das ist kein Problem in dieser Art von Musik. Ich habe nur Probleme damit, sehr hoch und gleichzeitig klar zu singen. Bisher scheint das Publikum meine Interpretation der Songs gut zu finden.

Sie sind vermutlich auch glücklich, die Songs des Debüts mit seinem Originalsänger zu hören.

Ja, auf jeden Fall!

Ich bin mal gespannt, wie du die Stücke von Alben wie „King Of The Grey Islands“ oder „Death Magic Doom“ singst, die mein Einstieg in CANDLEMASS waren, so wie es „Epicus Doomicus Metallicus“ für die Generation meines Vaters war.

Ja, kann ich verstehen. Die Leute, die jetzt zu den Konzerten kommen, sind teils viel jünger, es ist wirklich gemischt. Sogar Teenager sind im Publikum, entweder alleine oder mit ihren Eltern. Das ist total beeindruckend, denn sie kennen die Texte und singen die ganze Zeit mit. Das ist großartig, wenn man bedenkt, wie alt die Songs sind.

Ja, es kommt die nächste Generation der Fans.

Ja, bestimmt 50-60 Prozent der Fans gehören zur jüngeren Generation.

Wenn du deine Zeit mit CANDLEMASS in den Achtzigern mit heute vergleichst, wie unterschiedlich sind diese beiden Perioden?

Ja, das war damals natürlich eine andere Zeit, weil zu dem Zeitpunkt hatte ich meine eigene Band. Ich weiß nicht, ob du die Hintergrundgeschichte von „Epicus Doomicus Metallicus“ kennst. Ich wurde gefragt, ob ich CANDLEMASS beitreten wollte oder zumindest das Album einsingen möchte. Ich wollte das sehr gerne, aber mein Herz steckte zu dem Zeitpunkt bei meiner alten Band. Aber das war okay für sie.

Du kannst dir vorstellen, wenn du deine eigene Band und deine eigenen Songs hast ist das das, wo dein Herz drinsteckt. So war es in den Achtzigern. Als sie mich 2018 angerufen haben, ob ich richtig einsteigen möchte, war ich frei zu tun, was ich möchte. Ich habe viele Kinder und auch viele Enkelkinder, aber jetzt kann ich wieder leben, als wäre ich 20. Das war perfektes Timing, als ich von ihnen angerufen wurde.

Also bist du gekommen, um zu bleiben dieses Mal?

Wir haben darüber geredet, ja. Wir wollen das so lange machen, wie es Spaß macht. Bei jedem Gig haben wir derzeit eine gute Zeit, so soll es auch sein. Ich denke, wir werden so lange weiter machen, wie wir dieses Gefühl haben.

So soll es ja auch sein.

Ja, ich bin auch ein schlechter Schauspieler. Ich kann nicht vor das Publikum treten und nichts fühlen. Du musst mit deinem Herz und deiner Seele da drin stecken.

Ich fragte, weil CANDLEMASS ja auch eine Weile auf Eis lagen, was ja an Leifs Gesundheitszustand lag. Aber zur Zeit könnte man sagen, dass die Band wieder in voller Stärke zurück ist?

Ja, Leif hat jeden einzelnen Gig seit dem „The Door To Doom“-Album mitgespielt. Ich denke, er hat neue Energie derzeit. Er war kurz davor, die Band zu beenden und wusste nicht, dass Mappe mich angerufen hat, um der Band beizutreten. Ich glaube, er genießt den Moment.

Habt ihr denn eine Tour geplant oder eher Einzelkonzerte?

Derzeit haben wir keine Tour geplant, aber wir wollen viele Gigs spielen im nächsten Jahr, vielleicht so 25 bis 30 Stück. Wir haben noch keinen Terminplan. Ich denke, du kannst uns auf einigen Festivals nächstes Jahr finden. Vielleicht nicht jede Woche, aber einiges ist geplant.

Quelle: Interview mit Johan Langquist
18.11.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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