Green Machine
"Wir kommen aus der Bierstadt und haben auch auf der Bühne viel mit dem Einbecker Bier zu tun. Und deshalb dachten wir uns, "Beer Metal" wäre vielleicht sinnvoll."

Interview

Die Stadt Einbeck im Süden von Niedersachsen ist unter anderem bekannt für ihre jahrhundertelange Brautradition und ihr gleichnamiges Bier. So leitet sich zum Beispiel auch der Begriff „Bockbier“ vom Namen der Stadt ab. Kein Wunder also, dass GREEN MACHINE von dort stammen und ihr aktuelles Album mit einer kühlen Hopfendusche auf den Namen „Beer Metal“ tauften. Die Band existiert seit 2011 und hat bisher Auftritte in u.a. Paczków (Polen), Kiel, Hamburg, Hannover, Magdeburg, Braunschweig und Kassel zu verzeichnen. 2012 wurde die erste Demoaufnahme veröffentlicht und zwei Jahre später erfolgte mit Unterstützung der Wacken Foundation die erste EP „Eat Your Heart Out“. Am 12.11.2021 wurde dann auch dem ersten Full-Length-Album „Beer Metal“ der Deckel mit einem lauten Zischen abgerissen. Aus diesem feierlichen Anlass schnappten wir uns Sänger Tassilo zum Plausch über diese akustische Bierdusche.

Mit Tassilo von Seelen von GREEN MACHINE über „Beer Metal“

Hi Tassilo, lass uns über euer neues Album quatschen. Wie kam es denn zum Beispiel zu dem Titel „Beer Metal“?

Das lag eigentlich auf der Hand. Wir kommen ja aus der Bierstadt Einbeck und mussten immer erklären, was wir für Mucke machen. Und da gab es dann die Idee, sich einfach sein eigenes Genre zu schaffen. Wahrscheinlich gab es das aber auch vorher schon. Ich denke mal, dass man zum Beispiel TANKARD wahrscheinlich auch irgendwie als „Beer Metal“ bezeichnen könnte. Also wir kommen aus der Bierstadt und haben auch auf der Bühne viel mit dem Einbecker Bier zu tun. Und deshalb dachten wir uns, „Beer Metal“ wäre vielleicht sinnvoll. Es gab noch ein paar andere Ideen, aber die hat sich durchgesetzt.

Ist ja auch auf jeden Fall einprägsam. Wenn man TANKARD nimmt, ist das ja schon Thrash Metal und sie haben Bier als wiederkehrendes Thema. Aber als eigene Bezeichnung seid ihr da wahrscheinlich die ersten.

Ich glaube RED FANG wurden auch mal so bezeichnet. Aber das ist ja schon eher so Stoner Rock. Weiß nicht, ich habe gedacht, das passt einfach. Bierstadt = „Beer Metal“. Wir haben uns auch mal versucht auf einer Seite im Internet anzumelden, auf der sämtliche Metal Bands vertreten sind. Da haben wir gesagt: „Hier, wir sind Beer Metal“. Und sie haben dann gesagt: „Nee, leider seid ihr kein Metal. Ihr seid nicht hart genug.“

Schon hart so eine Aussage.

Ja, dann ist es so. Ist nicht schlimm. Muss jeder selber wissen.

Was ist denn eigentlich eure Lieblingsbiersorte?

Ja das wäre dann auf jeden Fall „Brauherrn“, das Einbecker Bier. Da gibt es noch ganz viele verschiedene Sorten. Ich trinke zum Beispiel gerade „Einbeck Dunkel“. Ansonsten gibt es da noch ein Bier aus Tschechien, ich komme nur gerade leider nicht auf den Namen. Aber meine Oma kommt aus Tschechien, deshalb kann ich das auch ganz gut trinken. Vielleicht ist das genetisch bedingt. Budweiser war es glaube ich. Oder Staropramen.

Eure musikalischen Einflüsse würden mich auch interessieren. Was ich auf dem Album jetzt für mich rausgehört hatte, waren ganz stark VOLBEAT und ein bisschen BLACK STONE CHERRY

Auch schön! Hmm, wenn du das für dich hörst, dann ist es für dich so. VOLBEAT hören wir öfter. Vielleicht hat das auch ein bisschen mit dem Gesang zu tun. Was war noch mal der Hit von  BLACK STONE CHERRY ? „Blame It On The Boom Boom“?

Jap.

Finde ich auch nicht schlecht. Das Lustige ist, dass jeder in der Band aus einer anderen Richtung kommt. Unser Schlagzeuger ist mehr so der RAMMSTEIN und DEICHKIND-Freund. Und unser Bassist ist mehr so der Goth-Rocker. Der würde dann eher so mit END OF GREEN oder THE 69 EYES antworten. Unser Gitarrist steht mehr so auf Hardcore und Post-Hardcore-Bands, THE HELLACOPTERS und ESKIMO CALLBOY. Und ich komme mehr so aus dem 70s-Rock. Viel THE DOORS, DANZIG finde ich ganz geil, aber auch METALLICA und CLUTCH. Also das ist dann wahrscheinlich so der Mix aus all diesen Einflüssen, der dann wohl unseren Sound macht.

Stimmt, jetzt wo du es sagst, hört man zum Beispiel CLUTCH doch schon raus.

Total interessant. Das ist ja jetzt auch das erste Mal, dass wir uns so richtig Reviews reinholen. Unsere erste Veröffentlichung von 2014 (die EP „Eat Your Heart Out“) haben wir einfach so selber veröffentlicht. Und jetzt haben wir uns zum ersten Mal darum gekümmert Reviews zu bekommen. Und was die Leute schreiben, ist immer unterschiedlich. Mal VOLBEAT und bei anderen ging es mehr so in die Punk-Richtung. Das ist schon wirklich interessant.

An VOLBEAT musste ich halt auch wegen dem Gesang und dem Rhythmus denken. 

Ist ja kein schlechter Vergleich. Vor allem, wenn man von den ersten drei Alben spricht.

Auf jeden Fall sehr interessant, dass ihr so viele unterschiedliche Einflüsse habt. Und eure erste EP wurde ja von der Wacken Foundation gesponsert. 

Ja genau. Da hatten wir uns beworben und sie haben uns dann ein zinsloses Darlehen gegeben und dann konnten wir die Platte aufnehmen und pressen lassen. Und das haben wir dann zurückgezahlt. Das war ganz cool, wir haben dann nachher beim Bandcontest gespielt und gewonnen. Und mit dem Preisgeld war das Geld dann schwupps wieder drin.

Schon eine coole Möglichkeit, um jungen Bands ein wenig Starthilfe zu geben.

Ja, wir waren dann glaube ich auch noch drei Jahre in Folge Volontäre bei der Wacken Foundation. Da waren wir dann von Dienstag bis Sonntag auf dem Wacken Open Air unterwegs und haben auf den Zeltplätzen Pfand eingesammelt. Das war echt cool.

Wo wir eben bei euren Einflüssen waren: Ist euer Name eigentlich von KYUSS inspiriert? „Green Machine“ war ja glaube ich ein Song oder ein Album von ihnen.

Ja, das ist glaube ich der geilste KYUSS-Song. Das ist sowas wie deren „Ace Of Spades“, wenn man es so ausdrücken möchte.

Ah, also dann kommt es tatsächlich aus der Richtung?

Es ist ja oft so, dass man sich irgendwann zusammensetzen und der Sache einen Namen geben muss. Da standen ein paar Sachen zur Auswahl. Ich hatte mir dann was überlegt, da ich als Sänger ja instrumental nicht so viel zu tun habe. Deshalb bin ich dann manchmal für die Kreativarbeit zuständig und das war halt einfach das, was am geilsten geklungen hatte. Also das Bier ist grün, wir haben einen grünen Superhelden auf der Bühne und es hat sich dann so ergeben, dass der Name und das Thema sich miteinander verwoben haben. Das ist dann ganz natürlich gewachsen. Aber genau, prinzipiell ist es der Song von KYUSS. Wobei wir jetzt aber von KYUSS nicht so viele musikalische Anleihen haben.

Aber wenn das ganze Drumherum so gut zusammenpasst, ist das ja auch schon eine gute Wahl.

Eine Farbe im Namen ist ja immer gut. DEEP PURPLE, PINK FLOYD, BLACK SABBATH, ORANGE GOBLIN, RED FANG, THE WHITE STRIPES. Scheint zu funktionieren.

Prägt sich halt gut ein. Du sagtest ihr habt auch einen Superhelden auf der Bühne. Ist das dann euer Maskottchen? Quasi euer Eddie?

Ich sage immer Totem oder Spirit Animal. Aber vom Prinzip her ja. Das hat sich auch irgendwie so entwickelt. Wir haben viel in der Umgebung von Einbeck gespielt. In den ganzen Häusern der Jugend und so. Und dann haben wir uns halt einfach irgendwann so ein Green Lantern-Kostüm geholt und er kam auf die Bühne und hat Bier verteilt, mit einem 5-Liter-Fass rumgespritzt und die Stimmung mit Pogo angefacht. Das hat sich dann alles immer weiter entwickelt. Mittlerweile haben wir ein Teil von seinem Kostüm selber gebaut und auf dem Cover ist er ja auch drauf. Da beten wir ihn quasi an und er kommt aus einer Flasche. Das waren ursprünglich immer andere Leute aber jetzt ist es jemand festes. Und der ist auch bei ein paar Songs dabei und growlt oder shoutet. Er ist auf jeden Fall ein fester Teil der Band und tatsächlich quasi unser Maskottchen.

„Komm vorbei, da und da musst du schreien.“

Ist er denn auch Songwriting beteiligt oder ist das wirklich nur auf die Bühne bezogen?

Naja wir sagen halt: „Das ist dein Part. Mach, was du denkst.“ Und dann macht er, was er denkt. Beim Songwriting wird halt hauptsächlich. Vieles kommt von unserem Gitarristen und Bassisten. Die bringen dann die Riffs mit und unser Schlagzeuger ist so versiert, dass er immer etwas Geiles draus baut. Und wenn der Song fertig ist, schreibe ich halt so einen Dummy-Text und dann wird überlegt, worum es inhaltlich geht und dann verwursten wir das einfach. Zum Schluss, wenn es ein Feature-Song mit dem „Green Warrior“ ist, sagen wir: „Komm vorbei, da und da musst du schreien.“

Du sagtest ja, dass ihr in Einbeck  so ein bisschen in den Jugendzentren unterwegs gewesen seid. Habt ihr denn in Einbeck auch so eine richtige alternative oder  Metal-Szene?

Also die Musiker-Szene in Einbeck ist schon immer ziemlich groß gewesen und auch abwechslungsreich. Unsere Proberaumnachbarn machen so Deutsch-Pop-Rock. Und die Proberaumnachbarn auf der anderen Seite machen eher so Classic-Rock. Hardcore ist auch dabei und ein paar Rapper. Mit denen haben wir auch ein Feature gemacht. Das ist aber schon ziemlich alt und gibt es glaube ich nur bei YouTube. Also die Musiker-Szene ist schon sehr fidel aber so eine richtige Metal-Szene gibt es nicht. Die wäre dann glaube ich eher in Göttingen oder im Harz.

Jetzt ist es ja durch Corona leider momentan wieder ziemlich schlecht mit Live-Auftritten. Habt ihr denn trotzdem schon irgendwas in der Planung?

Wir haben während der Corona-Zeit ja über Crowdfunding das Album rausgebracht. Ist ja irgendwie auch bescheuert. Da kommt nach zehn Jahren endlich das erste Album und du kannst nicht mal eine Release-Party machen. Aber wir wollten das jetzt unbedingt machen und haben im Zuge der Crowdfunding-Kampagne ein paar Privatkonzerte gespielt. Eines davon war im August, das war eine ziemlich geile Gartenparty. Die Konzerte, welche wir jetzt eigentlich im Januar 2022 spielten wollten, wurden auf April verlegt. Und im April ist ja auch Gründonnerstag. Und da hatten wir vor Corona eigentlich ein Konzert etabliert. Weil bei unserem Wirt des Vertrauens im Nachbardorf haben wir Gründonnerstag mit zwei anderen Bands gefeiert und wollten das jetzt eigentlich jedes Jahr machen. Weil es ja schließlich Gründonnerstag ist und wenn Gott dir einen Feiertag gibt, musst du feiern. Auf jeden Fall müssen wir noch eine Release-Party für unser Album machen und das wird dann wahrscheinlich im April passieren.

Ich drücke euch auf jeden Fall die Daumen. 

Wir hatten auch über so Streaming-Sachen nachgedacht, aber das ist halt auch so halbgeil. Manche können das vielleicht großartig aufziehen, aber wir möchten halt lieber live spielen.

Gesunder Durst und experimentierfreudig – GREEN MACHINE

Du sagtest ja auch, dass ihr schon mit Rappern zusammengearbeitet habt. Könnt ihr euch auch für das nächste Album wieder etwas mit Musikern aus anderen Genres vorstellen?

Ja auf jeden Fall. Wir haben da schon diverse Pläne für die nächsten Songs.

Bastelt ihr denn auch schon wieder an neuen Songs? Ich meine, das Album ist ja erst recht frisch raus, wollt ihr da vielleicht kreativ erst mal durchatmen?

Wir haben halt nicht so viel geprobt in letzter Zeit und das ist ja das, was einen motiviert. Es ging halt einfach nicht. Wegen Corona und weil wir ja auch berufstätig sind und noch andere Sachen zu tun haben. Was schade ist, aber wenn es wieder so richtig los geht mit dem Proben, dann gibt es auf jeden Fall noch etliche Songideen.

Wie kam es denn dazu, dass ihr euch zusammengefunden habt? Per Zufall oder kennt ihr euch schon länger?

Ich kannte die alle gar nicht. Wir hatten vorher auch zwei Gitarristen und der zweite Gitarrist ist dann irgendwann ausgestiegen. Über den bin ich dann dran gekommen. Den kannte ich persönlich und habe mit ihm Bier getrunken und abgehangen. Grundsätzlich wurde das Ganze dann aber über unseren anderen Gitarristen über das Internet gegründet. Der hatte dann halt gefragt, wer Bock auf Mucke hat und dann haben sich die Leute gemeldet, die jetzt auch dabei sind. Und dann haben wir einfach losgelegt. Also relativ unspektakulär. Aber wie gesagt, in Einbeck kennt auch jeder Musiker jeden. Deswegen ist es auch umso cooler, das diese Konstellation jetzt schon seit zehn Jahren besteht und offensichtlich auch so weiterbesteht.

Mit welchen Bands würdet ihr denn gerne irgendwann mal auf Tour gehen? Eventuell auch von den größeren Namen? 

Also ich würde auf jeden Fall gerne mal mit THE SWORD, VALIENT THORR, CLUTCH auf Tour gehen. Aus Deutschland wären das dann glaube ich MOTORJESUS, das fände ich ziemlich fett. Ich habe so das Gefühl, das könnte vielleicht so ein bisschen passen. Ich würde sagen, das sind so meine Favourites. Das wäre dann so meine Wunschliste, die anderen haben vielleicht noch andere Wünsche.

Alles klar, dann hätte ich jetzt auch keine Fragen mehr. Hat Spaß gemacht.

Ey, mir auch.

Dann mach’s mal gut. 

Hau rein!

 

Quelle: Tassilo von Seelen via Zoom
09.01.2022
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