Mightiest
Mightiest

Interview

Wie Ihr bereits im Review lesen konntet, sind die Herren von MIGHTIEST eine Band, die leider nie wirkliche Aufmerksamkeit durch ihr großes Potenzial erlangen konnte. Da musste natürlich nachgehakt werden, um den Grund zu finden, warum dem so ist. Daher habe ich die Band kontaktiert und nicht nur auf diese Frage Antwort erhalten, sondern auch gleich noch ein wenig virtuell über die Zukunft der Band, aber auch Bier und Metal gesprochen!

MightiestBetrachtet man Eure Discographie, so stellt man fest, dass Ihr seit 94 eigentlich durchgängig Musik veröffentlicht habt. Dennoch habe ich bei Eurer aktuellen Best Of das Gefühl, es würde sich um ein Comeback handeln. Nicht zuletzt dankt Ihr im Booklet der neuen Doppel-CD ja auch Cyclone Empire für die erfolgreiche Wiederbelebung. Sind das letzte Demo und die EP so untergegangen oder habe ich sie tatsächlich einfach verpasst/nicht wahrgenommen?

Von einem Comeback will ich nicht sprechen, allerdings liefen die Dinge bei uns schon seit zu langer Zeit allzu gemächlich. Die Zusammenarbeit mit Cyclone Empire war dabei ein willkommener und nötiger Weckruf aus unserer Lethargie. Das manch einer noch gar nichts von MIGHTIEST vernommen hat liegt mit größter Wahrscheinlichkeit an der Tatsache, dass von den jeweiligen Releases nie mehr als 500 Exemplare die Lande bereisten.

Wenn ich mir ältere Interviews von Bands wie NAGELFAR so ins Gedächtnis rufe, in denen sie Euch als hochinteressante Band erwähnten, oder mich an teilweise euphorische Kritiken zu “Eden`s Fall“ erinnere, dann frage ich mich, warum Ihr dennoch einen recht kleinen Status innerhalb der deutschen Szene habt. Könnt Ihr Euch das erklären? Mangelnde Promo/Pech oder hättet Ihr einfach jemanden umbringen sollen?

Wie bereits erwähnt wurden nie große Mengen von Tonträgern in Umlauf gebracht, an umfangreiche Werbung wollten wir auch keine Gedanken verschwenden, also blieb es bei einigen wenigen Reviews, Interviews, ein bisschen Mundpropaganda hier und da sowie vier rare Auftritte – da kann man schon mal aus den Augen verloren werden, betrachtet man vor allem die Vielzahl an Veröffentlichungen in deutschen Landen (zumindest zu Zeiten von Last Episode und Konsorten). Nun ja, der Status mag dabei recht klein sein, allerdings umso mächtiger!

Trotz Eures langen Bestehens habt Ihr stets nur EPs oder Demos raus gebracht. Obwohl diese ja teilweise Albenlänge hatten, habt Ihr es dennoch nie mit nem “richtigen“ Album versucht. Warum?

„Eden’s Fall“ war ursprünglich als komplettes Album konzipiert. Es muss etwa 1998 gewesen sein, als wir einen Deal mit einem kleinen Underground-Label unterzeichneten. Daraufhin haben wir uns an die Vorbereitung der anstehenden Studioarbeit gemacht, als das Label 1999 – wohl aufgrund finanzieller Engpässe – den Betrieb einstellen musste. Den „Versuch“ gab es also bereits, sollte dann jedoch an widrigen Umständen scheitern… .

Kommen wir einmal zur aktuellen Veröffentlichung – eine Best Of ist nach 14 jährigem Bandbestehen durchaus berechtigt – Wie seid Ihr auf die Idee gekommen?

Um genau zu sein wurde uns diese Idee „angetragen“. Nachdem Cyclone Empire ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundeten, wurde in diesem Zuge konkret auf eine Diskographie abgezielt.

“Bloodyssey 1994-2003“ enthält alle Eure bisherigen Veröffentlichungen bis auf eine Ausnahme: die EP “Sojourn in Rising Darkness“- gibt es einen besonderen Grund dafür?

Die auf der EP enthaltenen Songs wurden der „Whatever ground we may roam“ Promo entliehen, welche sich wiederum auf der aktuellen Doppel-CD auffinden lässt … somit fehlt also keine der bisherigen Aufnahmen, es ist in der Tat alles bislang publizierte Material vertreten.

Inwieweit unterscheiden sich die Stücke auf der CD von den Originalaufnahmen? Es war zu lesen, dass Ihr in den Iguana Studios noch mal neu gemixt habt, was war Euch beim neuen Mix wichtig?

Natürlich war ein Remix/-mastering der alten Aufnahmen unumgänglich. Das Debut-Demo haben wir bis auf ein Remastering „naturbelassen“, während „Eden’s Fall“ die größte Aufmerksamkeit zugewandt wurde. Die betagten Aufnahmen waren grundlegend zu verwaschen, die einzelnen Instrumente nicht differenziert genug, alles ging zu sehr in einem wüsten Mix viel zu dominanter Keyboards unter – es musste schlicht einfach mehr nach Metal klingen! Also rückten wir die Gitarren stärker in den Vordergrund, überarbeiteten einige Passagen des Drumcomputers und auch die Gesänge (oder vielmehr Gekeife und Gekreisch) sollten an Dominanz gewinnen. Das Demo wurde damals ja von Simon und mir praktisch im Alleingang aufgenommen, und trotz unserer Unerfahrenheit und fehlender Kenntnisse/Fertigkeiten haben wir mit wuchtigen Bandmaschinen und Mischpulten gerungen, was sich dann eben auch im Ergebnis niederschlug. Nicht dass wir unzufrieden damit gewesen wären, nur ist man heutzutage reicher an Erfahrung und hat mit Chris ja einen überaus kompetenten Mann in den eigenen Reihen, da ist die logische Konsequenz das Unvermögen der Vergangenheit ein wenig auszubessern ohne dabei die Grundstimmung des Materials zu verändern. Und dies ist uns absolut gelungen, wie ich wohl meine.

Da Eure letzte reguläre Veröffentlichung nun auch schon wieder vier Jahre zurückliegt und Ihr gerade bei Cyclone Empire unterschrieben habt, drängt sich natürlich die Frage nach neuem Material auf: Ist schon was geplant, stehen schon Songs und in welche Richtung werden sie gehen?

Die Arbeit mit Cyclone Empire bereitet uns sehr viel Spaß und natürlich werden wir sie mit neuem Material bezirzen. Konkret heißt das, dass wir in Richtung eines neuen Albums drängen, und dann natürlich mit ausnahmslos neuem Material. Einige Songs stehen in der Tat bereits (auch wenn teilweise schon etwas länger), musikalisch orientieren diese sich wohl am ehesten am Titelsong der aktuellen Diskographie. Wer sich von der Eingängigkeit nach dem ersten kurzen Hören eines Albums losreissen kann und Zeit darauf verwendet MIGHTIEST – Kreationen wieder und wieder zu hören wird entsprechend belohnt und kann immer wieder viele neue Details aus den Songs herausfiltern. Bei genauem Zuhören dauert es demnach lange bis man gelangweilt davon ablassen will – genau das macht MIGHTIEST aus, der Teufel steckt im Detail, haha… !

Wie entstehen denn grundsätzlich die Stücke bei Euch? Ral und Simon scheinen mit jeweils Gitarren, Bass und Keys die Hauptsongwriter zu sein, richtig? Oder wird demokratisch gearbeitet und die Songs entstehen gemeinsam?

Zu Zeiten des ersten Demos war das Songwriting wild gemischt, jeder wollte/durfte mal ran. Mittlerweile entsteht die Basis über Chris und mich, den letzten Feinschliff erhalten die Stücke dann im Zusammenspiel mit den restlichen Recken.

Wenn man nun die Songs im Laufe der Jahre auf vorliegender CD betrachtet: wie würdet Ihr eure Entwicklung selber einschätzen? Sowohl lyrisch als auch musikalisch?

Lyrisch wandeln wir seither auf den selben Pfaden, da ich sämtliche Texte bislang selbst verfasst habe, es gab also keinen plötzlichen Gesinnungswandel. Musikalisch gesehen agieren wir zum einen technisch versierter, was lediglich einen natürlichen Progress bezeugt. Vor allem aber sind die einzelnen Songstrukturen wesentlich vielfältiger und komplexer, ein einzelnes Stück besteht nicht nur aus 3-4 Riffs sondern aus einer Vielzahl davon, die Musik lebt von der enormen Variabilität innerhalb der Lieder.

Erkennt Ihr Eure persönliche Entwicklung in den Songs wieder? Wie sehr hat sich Eure Einstellung, besonders der Musik gegenüber, von 94 bis heute verändert?

Ja klar, nicht nur das musikalische Schaffen, auch der Geist reift mit fortlaufender Zeit. Die Musik war und ist dabei bis heute Mittel und Zweck zur Selbstverwirklichung, ein stimmgewaltiger Ausdruck ideeller und emotionaler Momentaufnahmen, die Einstellung zum eigenen Schaffen hat also Bestand. Was man zur generellen Einstellung gegenüber dem Schaffen anderer nicht unbedingt behaupten kann, doch davon spielt ein anderes Lied… .

Wenn man sich einmal anschaut in welche Richtung sich der (Melodic-) Black-Metal von der Mitte der 90er bis heute entwickelt hat, dann ist dies schon ein erstaunliches Wachstum, oder? Hättet Ihr Euch damals vorstellen können, dass Bands wie DIMMU BORGIR Hallen ausverkaufen und diese Musik mittlerweile fast gesellschaftlich akzeptiert ist. Hättet Ihr jemals gedacht, dass so was möglich ist? Spielen wir mal ein bisschen „was wäre wenn“. Herr Staiger hört Eure Split 95 und kommt auf Euch zu: „Die Musik ist für meine Pläne passend – Euch mache ich berühmt“. Hättet Ihr mitgemacht?

Anfang der 90er hätte natürlich niemand mit solch einer Entwicklung der Dinge gerechnet, Black Metal an sich hatte damals nicht den Hauch einer Intention gesellschaftlicher Akzeptanz. Das diese musikalische Provokation Aufsehen erregen würde stand wohl außer Frage, dass sie aber solch einen Boom auslösen und dieser zudem bis heute anhalten würde war ebenso unglaubwürdig. Was uns betrifft hatten wir bislang nie die Absicht Kapital aus unserem Schaffen zu schlagen, gerade Mitte der Neunziger distanzierte sich Nuclear Blast strikt von einigen norwegischen Szenegrößen, interessierte sich dann aber nach ständig größerer Nachfrage doch für das Genre – die Aussicht auf kommerziellen Erfolg lässt die Gesinnung dann wohl doch wanken. Kurzum, betrachtet man unsere bisherige Entwicklung, sind wir bewusst (!) weit davon entfernt für kommerziell ausgerichtete Firmen von Interesse zu sein und unsere Grundhaltung wird sich auch zukünftig nicht ändern.

Wenn ich zwei und zwei richtig zusammengezählt habe, dann ist Euer Drummer Chris der Besitzer der Iguana Studios. Kann man insofern davon ausgehen, dass MIGHTIEST- Produktionen immer aus diesem Hause kommen werden oder hättet Ihr ein Studio im Auge, in dem Ihr gern einmal aufnehmen würdet? Und um Chris ein wenig die Chance zur Werbung zu geben: Warum ist das Iguana das geilste Studio der Welt?

Mit absoluter Sicherheit werden wir kommende Aufnahmen in den Iguana Studios vollziehen. Chris ist hoch motiviert, versiert in seiner Arbeit, kennt die Finessen und Tücken um das eigene Liedgut bestens und kann unserer Überzeugung nach das Beste aus den Songs rausholen. Er ist ein sozusagen „Vollblut-Studiogetier“, d.h. er widmet sich voll und ganz der Arbeit im Studio. Dazu ist er Metalhead mit Leib und Seele, weiß stets genau wie er sein Klientel zufrieden stellen kann und dabei die Ohren der Hörerschaft zum schlackern bringt! Und wer’s nicht glauben will muss sich schlicht mal entsprechende Referenzen antun (NECROPHAGIST, DEADBORN, UNLIGHT, etc. …).

Im Zuge der “Bloodysee“ würden sich ja auch Gigs durchaus anbieten, eine musikalische Zeitreise mit MIGHTIEST quasi. Ist in dieser Hinsicht etwas geplant?

Natürlich ist es ein großer Wunsch auch endlich mal wieder Live präsent zu sein, in der recht überschaubaren Historie diesbezüglich wollen wir schon noch einige Gigs einreihen. Also Planung ja, aber mit dickem Fragezeichen ob des Wann. Zuerst einmal hat ein neues Werk höchste Priorität!

Auf “ Whatever Ground We May Roam” habt Ihr “Outbreak Of Evil” gecovert, Ihr gebt IRON MAIDEN als Einfluss auf Myspace an, Eure Musik wird im Booklet der neuen Veröffentlichung als „Heavy Metal in the most extreme and blackened way“ beschrieben – würdet Ihr sagen, Ihr seid sehr in den Wurzeln des Metals verankert? Welche Band(s) war(en) für die Gründung von MIGHTIEST ausschlaggebend?

Wir alle haben bereits im frühen Teen-Alter zum Metal gefunden und dieser begleitet unseren Weg mittlerweile seit mehr als zwei Dekaden – die Verankerung ist tiefgründig und sitzt fest! Ausschlaggebend waren mit Sicherheit Erstlingswerke von MAYHEM und EMPEROR, vor allem aber die Stimmung, welche über Black Metal transportiert wird (wurde) – nicht nur die Musik sondern auch die Gesinnung und die Emotionen spiegelten sich wider, was uns schlussendlich diesen Weg einschlagen ließ.

Im Einleitungsschreiben der CD wird sehr nostalgisch, teilweise aber auch provozierend gegen neuere Szeneströmungen geschrieben. Ist Euch Eure 14-jährige Tradition und das Erhalten alter Werte wichtig? Sagt doch bitte unseren Lesern, die sich die Compilation aus dem Netz gezogen haben und leider über kein Booklet verfügen, was Euch derzeit so alles an der Szene ankotzt? Wie habt Ihr überhaupt den Herrn Jaedike dazu bekommen, Euch so eine Liebeserklärung zu schreiben, hehe?

Olli: Das ist dann wohl meine Baustelle. Die Frage soll wohl eher als Witz gemeint sein, hoffe ich zumindest. Jeder, der sich unsere CD herunterlädt, ist ein kleiner Wichser und hat in der Metalszene nichts, aber auch GARNICHTS verloren. Deshalb ist es mir auch scheißegal, wenn er nicht weiß, was ich von der aktuellen Plastikmetalszene halte. Verstehst Du, ich bin seit dem Ende der 80er dabei. Ich KAUFE Schallplatten. Ich gehe auf Konzerte. Ich trinke Bier und bange in der ersten Reihe. Ich sitze nicht daheim am PC, den mir meine Mami bezahlt hat und lade mir megarare 80er Scheiben herunter, für die mein Bafög leider nicht reicht. Das Herz und die Leidenschaft sind verloren gegangen. Die Metalszene unterscheidet sich von keiner anderen Jugendszene mehr…nur der Kleidung- und der Musikstil sind anders….wobei, wenn ich mir einige so genannte „Metal“-Bands der letzten Zeit ansehe- oder höre, bezweifele ich sogar, ob es noch einen musikalischen Unterschied gibt.
Um es kurz zu machen: Der Erhalt der Tradition und der ursprünglichen Werte des Heavy Metal steht bei uns weit oben auf der Agenda…und das sollte es für alle anderen Metalbands auch. Ich denke der Text von Jan ist keine Liebeserklärung. Er benennt die Dinge ganz einfach so wie sie sind. Dazu bekommen habe ich ihn überhaupt nicht. Er hat mir, nachdem ich nachgefragt habe, sofort zugesagt. Ist quasi ein alter Freund der Familie.

Da wir schon bei Traditionen sind: Das Wort “Beer“ taucht in besagter Einleitung mehr als häufig auf. Wie sieht es also aus im Hause MIGHTIEST aus? Rock`n`Roll, Drugs and Sex with new age vampyre-penis lovers?

Olli: Ich denke, dass dieser Spruch teilweise etwas überstrapaziert wird. Vor allem von pickligen 14jährigen, deren einziger Sex darin besteht, dass sie sich auf Toilette mal einen von der Palme wedeln und deren einzige Drogen ein lauwarmes Panaschee nach einer Runde Internetcomputerspielchen sind. Lass es mich so sagen: MIGHTIEST stehen in erster Linie für Heavy Metal und zwar viel Heavy Metal. Danach kommt mit Sicherheit Bier und zwar viel Bier. Wie das mit dem Sex aussieht, dürfte auch klar sein. Wer ein Bandfoto von uns gesehen hat weiß, dass wir auf der Bühne die pure Erotik ausstrahlen.

So, genug der Nerverei meinerseits, ich danke Euch für Eure Antworten. Zum Schluss ist wie immer Platz für abschließende Worte. Prost!

Besten Dank auch an Dich für das sehr begeisterungsfähige und abwechslungsreich hinterfragte Interview! Derweil geht die (Blo)Odyssey weiter, und sobald uns danach ist gibt’s von uns bei Zeiten auch wieder mächtigst auf die Ohren – „for mightiest comes the storm“!

14.05.2008

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