Sanguis
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Interview

Nach langer Zwangspause haben SANGUIS also endlich mit "Ascension" einen neuen Longplayer unter das Volk gebracht. Und dieser hat es in sich! Sänger Umbra nahm sich die Zeit um mit mir über das Album, musikalischen Fortschritt und Tradition zu quatschen.

SanguisGrüß dich Umbra. In den letzten vier Jahren ist es um SANGUIS ja verhältnismäßig still geworden. Nun seid ihr mit neuem Label und der Hammerscheibe “Ascension” im Gepäck mit einem kleinen Paukenschlag zurückgekommen. Was hat sich in den vier Jahren nach “Infernum Infinitum” getan?

Gruß zurück. Zunächst danke für das Kompliment. Nach „Infernum Infinitum“ hat sich recht viel getan; die wichtigste Veränderung war sicher der Ausstieg von einem Gründungsmitglied (Aries) und die daraus resultierenden Besetzungswechsel, beziehungsweise die Aufstockung mit einem zweiten Gitarristen (Necrodeath). Leider fällt auch eine zweijährige Durststrecke in diese Zeit, denn „Ascension“ wurde eigentlich schon 2006 fertiggestellt und lag dann ewig auf Eis. Aber jetzt sehen wir nach vorne.

Ich habe in einem anderen Interview von euch herausgelesen, dass der Weggang der Band von Supreme Chaos Records nicht unbedingt reibungslos vonstatten ging. Ich möchte dir jetzt sicherlich an dieser Stelle keine Hasstiraden oder Interna entlocken, vielleicht reichen ein paar Worte der Klärung zu diesem Thema?

Es gibt zu diesem Thema nichts mehr zu sagen. Wir sind jetzt bei “Bloodred Horizon Records” und sind mit unserem neuen Label sehr zufrieden. Supreme Chaos Records und Robby wünschen wir weiterhin alles Gute.

Zu guter Letzt habt ihr bei dem noch recht jungen Label “Bloodred Horizon Records” unterschrieben. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Was gab euch den Ausschlag dort zu unterschreiben?

Es war uns wichtig, ein Label zu finden, bei dem wir uns gut mit den handelnden Personen verstehen und welches motiviert ist. Mit “Bloodred Horizon Records” haben wir den perfekten Partner gefunden. Azazel und Jens kannten sich schon bevor wir bei seinem Label unterkamen und nach relativ kurzer Zeit entschieden wir uns für eine Zusammenarbeit.

Lass uns zu “Ascension”, eurem aktuellen Album, kommen. In meinen Augen klingen die Songs sehr geschlossen und reif. Hat das Material die recht lange Zeit in deinen Augen einfach gebraucht um zu reifen?

Naja, wie weiter oben schon erwähnt haben die Songs gar nicht so lange „gereift“. Ich denke, die Beschreibung trifft trotzdem ganz gut zu, was die Geschlossenheit und die Reife anbelangt. Dies rührt aber weniger von einer langen „Ausfeilphase“ her als eher von einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Gitarristen. Necrodeath hat von Beginn an mit komponiert und den Songs seine Note verpasst. Die Songs sind sehr natürlich entstanden und gewissermaßen in einem Guss.

Das Songmaterial ist recht schnörkellos und geht im Prinzip auf Anhieb ins Ohr, was ich an dieser Stelle allerdings keineswegs negativ betrachte. Bewusstes Vorgehen, dem Hörer ohne Umschweife auf den Boden der musikalischen Tatsachen zu holen?

Wir haben nicht bewusst versucht, die Songs in eine gewisse Richtung zu bringen. Wir haben der Sache freien Lauf gelassen und einfach abgewartet, wohin es uns führt. Mit genauen Vorstellungen schränkt man sich meist selber ein – dies gilt es zu vermeiden.
Wir streben aber stets danach, die Songs nachvollziehbar zu halten, sie nicht zu kompliziert oder verschnörkelt werden zu lassen. Ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit muss jedoch gewährleistet bleiben, sonst nützen sich die Lieder schnell ab. Ich denke, dieser Spagat ist uns gelungen.

Für mich klingt “Ascension” in gewisser Weise nach einem gelungenen Spagat zwischen Tradition und Fortschritt. Soll heißen: Man hört die Ursprünge, nordisch geprägter frühneunziger Black Metal klar heraus, wenngleich sich die Eigenständigkeit wie ein roter Faden durch die Songs zieht. Wie bewertest du diesen Vergleich? Für was steht in deinen Augen SANGUIS Anno 2008?

Ein sehr schöner Vergleich. Es ist aber immer sehr schwer für einen Musiker, die Eigenständigkeit der eigenen Band zu beurteilen. Natürlich ist man bestrebt, etwas Neues zu schaffen, nicht nach unzähligen anderen Bands zu klingen. Bei der Vielzahl an Kapellen ist das sowieso schon ein recht schwieriges Unterfangen geworden, ohne in seltsame Experimente abzudriften. Für uns ist dieser Bezug zum Ursprung immer wichtig gewesen und wir haben ihn, wie du selber ansprichst, auch erhalten. Daneben gilt es natürlich auch, neuere Aspekte einzubringen.
Für Sanguis 2008 bedeutet dies zum Beispiel auf Corpsepaint und sonstige Black Metal-typische Symboliken zu verzichten und auch lyrisch andere Themen zu behandeln. Dies soll keinesfalls bedeuten, dass wir diese Dinge mit fehlender Entwicklung gleichsetzen, es war für uns einfach nicht mehr passend.

Wie wichtig ist für dich persönlich der musikalische Fortschritt? Wie schwer ist es, gerade in Anbetracht musikalischer Selbstverwirklichung, dabei nicht seinen Ursprung ad acta zu legen?

Fortschritt ist eine sehr subjektive Sache. Man sollte eher Entwicklung sagen. Musikalische Selbstverwirklichung muss dem in keiner Weise entgegen stehen, denn „Fortschritt“ muss nicht zwingend Veränderung bedeuten. Für uns, wie schon in der letzten Frage angedeutet, bedeutet der Ursprung, bedeuten die Wurzeln sehr viel. Ich denke, man wird das bei uns immer heraushören. Man muss seinen Ursprung nicht ad acta legen um sich weiter zu entwickeln.

Wo wir gerade beim Thema “Ursprung” sind: Ihr habt “Ascension” eine Coverversion von Immortals “Unsilent Storms in the North Abyss“ beigefügt. Eine Huldigung an alte Zeiten?

Natürlich. Ein geniales Lied, eine – zu dieser Zeit – geniale Band. Wir spielen dieses Lied schon seit vielen Jahren live und so war es nur eine Frage der Zeit es auch aufzunehmen.

Wie sind die bisherigen Resonanzen für das Album ausgefallen? Inwieweit beschäftigst du dich überhaupt mit dem ganzen Drumherum?

Alle Reviews, die ich bis jetzt gelesen habe, waren großteils sehr positiv. Lediglich bei der Coverversion scheiden sich die Geister – aber wir haben uns ja auch an einem echten Klassiker vergriffen…Natürlich interessiert mich das Drumherum. Man hat etwas geschaffen und möchte natürlich wissen, was geneigte Hörer davon halten. Niemand kann mir erzählen, er veröffentlicht eine CD und interessiert sich dann nicht dafür, was die Hörer davon halten, auch wenn einige das behaupten…

SANGUIS feiern im nächsten Jahr ihr zehnjähriges Bandjubiläum. Eine doch recht lange Zeit in der so manches vorgefallen sein muss. Gehe doch bitte ein bisschen auf deine persönlichen Höhe- und Tiefpunkte in der bisherigen Biografie der Band ein.

Zehn Jahre… wie die Zeit vergeht! Einzelne Ereignisse hervorzuheben fällt schon ein bisschen schwer, da wirklich verdammt viel passiert ist. Allgemein gesagt muss man alle Konzerte als Höhepunkt nennen, live spielen ist einfach das Beste am (Black) Metal. Natürlich waren manche Konzerte besser als andere, aber alles in allem ist es die weiten Reisen und schlaflosen Nächte einfach wert!
Der Tiefpunkt waren eigentlich die Jahre, in den „Ascension“ auf Eis lag, niemand sich der CD annehmen wollte und wir auch keine Konzerte spielten. Absoluter Stillstand – das schlimmste, was passieren kann.

Österreichs (Black-)Metal-Szene gilt als eine sehr attraktive, wenngleich nur wenige Kapellen aus dem extremen Metal einen wirklichen Durchbruch verzeichnen konnte. Nichtsdestotrotz bietet der Underground so manche Perle, und in regelmäßigen Abständen kommen immer wieder Hammeralben aus unserem Nachbarlande. Wie wichtig und beständig ist in deinen Augen der heimische Underground?

Ja, unsere Szene ist nicht besonders groß und viele „Stars“ haben wir auch nicht zu bieten. Leider habe ich zusätzlich den Eindruck, dass die Black Metal-Szene (nicht nur in Österreich) eher kleiner als größer wird. Vor 7-8 Jahren gab es jede Menge zum Teil sehr gute Bands, die heute nicht mehr existieren. Auch bei Konzerten trifft man immer weniger Leute an. Jene Bands aber, die sich gehalten haben, liefern dafür in regelmäßigen Abständen sehr gute Alben. Ich würde also folgendes über unsere Szene sagen: „Klein aber fein“.

ABIGOR haben mit „Fractal Possession“ gezeigt, inwieweit sich das Phänomen Black Metal musikalisch entfremden kann ohne die eigentlichen Werte dieser Stilrichtung vermissen zu lassen. Ist es in deinen Augen wichtig, den schwarzmetallischen Geist musikalisch zu verfremden um ein neues Level an Extremität zu erlangen?

Schwer zu beantworten. Ein neues Level an Extremität zu erreichen ist mittlerweile ein Kunststück geworden. Man kann dies wohl auch nur noch mit „Experimenten“ bewerkstelligen, wo ich dann meistens den Bezug verliere. Es gibt ja schon viele Ausritte in solche Sphären, ich kann damit jedenfalls nicht viel anfangen und inwieweit solche Werke dann noch Black Metal sind ist sicher eine sehr subjektive Sache.
Auch sehe ich nicht unbedingt ein Ziel darin, neue Levels der Extremität zu erreichen; SANGUIS streben jedenfalls nicht danach.

Was können wir in Zukunft von SANGUIS erwarten? Wie schaut es mit Bühnenpräsenz aus?

Da „Ascension“ nun schon wieder einige Jahre auf dem Buckel hat, haben wir natürlich schon wieder neue Songs auf Lager. Über den Sommer werden wir uns dem Schreiben widmen, da wir für die Festivals in diesem Jahr leider etwas zu spät „zurückgekommen“ sind. Deswegen haben wir leider keine Möglichkeit mehr, hier live präsent zu sein. Im Winter werden wir aber definitiv wieder live spielen, konkrete Pläne gibt es aber noch keine. Wir streben eine Tour an, Gespräche laufen, und wir werden sehen, was sich in dieser Beziehung ergibt. Auf jeden Fall brennen wir darauf, endlich wieder vermehrt auf der Bühne zu stehen!
Vielen Dank für das Interview!
UMBRA
www.sanguis.at
www.myspace.com/sanguisaustria

17.07.2008

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