Suidakra
Suidakra

Interview

SUIDAKRA sind jedem, der sich ein wenig in der deutschen Metal-Landschaft auskennt ein Begriff. Umso erstaunlicher ist es, daß diese Band mit ihren bisherigen hochklassigen Werken zwischen Folk, Black und Death Metal keinen großen Blumentopf gewinnen konnte. Da paßt es nur zu gut ins Bild, daß ihr neues Werk "Command To Charge" überraschend modern aus den Boxen dröhnt und bis auf wenige folkige Parts kaum noch Parallelen zur SUIDAKRA-Vergangenheit beinhaltet. Über das Warum und die Gründe für das bisherige Ausbleiben des mit jeder Platte herbeigeschriebenen Durchbruchs steht uns der rothaarige Frontmann Arkadius Rede und Antwort.

Servus! Wie geht es kurz vor der Veröffentlichung des mittlerweile sechsten Albums?

Sehr gut. Die Dinge laufen bestens, wir haben ein neues Album am Start, zahlreiche Gigs und in knapp 1,5 Wochen geht es auf Tour, was will man mehr?! Zwar gibt es die eine oder andere kritische Stimme, aber das juckt uns nicht, da wir mit dem neuen Album mehr als zufrieden sind.

Es heißt „Command To Charge“, was auf tausend verschiedene Arten übersetzt werden kann. Welche ist die richtige?

Du hast Recht man kann es sowohl im militärischen, als auch übertragenden Sinn verstehen. Für uns war weniger das Militärische bedeutsam. Wir haben uns für den Titel entschieden da „Befehl zum Angriff“ die Stimmung innerhalb der Band gut widerspiegelt. Es haben sich im Laufe der Jahre viele Dinge wie z.B. das Line-up, das Label oder das Studio geändert. Zudem sind uns negative Sachen widerfahren. All dies hat die Band verstärkt und das wollten wir mit diesem Titel zum Ausdruck bringen

CTC klingt moderner als alles, was ihr bisher gemacht habt. Wie kommt’s?

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zu einem muß man ganz klar sehen, daß zwischen dem neuen Album und dem letzten zwei Jahre liegen, in denen sich viel getan hat. Zum einen haben wir einen neuen Gitarristen und Sänger, mit dem wir endlich die Möglichkeit haben, ganz andere Songstrukturen zu schreiben. Zum anderen hat sich natürlich auch der Geschmack der Bandmitglieder in dieser Zeit verändert. Wir sind alle sehr offen was Musik anbetrifft, und da wir nie eine Kopie unserer eigenen Alben schreiben wollten, sind meines Erachtens alle SuidAkrA-Veröffentlichungen anders ausgefallen. So auch das neue Werk.

Alte Black Metal-Einflüsse sucht man vergebens. Hört ihr diese Art von Musik nicht mehr?

Wie bereits angedeutet haben sich unsere Musikgeschmäcker verändert. Black Metal gehörte in unseren Anfangtagen zu einem der Einflüsse SuidAkrAs, jedoch nahm er im Laufe der Zeit ab. Wir haben uns musikalisch anders orientiert, da meiner Meinung nach den meisten Black Metal-Bands die Atmosphäre der Anfangstage verloren gegangen ist. Es wäre einfach zu langweilig für uns, immer nur einen bestimmten Musikstil zu hören. So würden wir uns selber Grenzen setzen und das ist nicht in unserem Sinne.

Dafür finden sich immer mehr Elemente, die auch bei Bands wie Soilwork zum Tragen kommen. Haben sich eure musikalischen Einflüsse dorthin verschoben?

Soilwork würde ich jetzt nicht an erster Stelle nennen. Aber es stimmt schon, daß sich unser Stil in den letzten Jahren eher weg vom Black Metal, später über Death hin zum modernen Melodic Death Metal entwickelt hat. Also, wie du siehst, kann man nie vorhersagen, wohin die Reise in Zukunft gehen wird .

Daß Suidakra am Werk sind hört man aber immer noch an den (trotzdem seltener gewordenen) Folk-Einflüssen. Werden diese auch irgendwann verschwinden?

Das kann ich dir jetzt leider nicht beantworten, da wir keine konkreten Pläne für die Zukunft haben. Wenn wir der Meinung sind, daß es neue, inspirative Möglichkeiten im Folk Bereich gibt, werden wir diese weiterhin nutzen. Wir wollen uns nicht selber kopieren. Das ist der entscheidende Punkt beim Songwriting.

Ihr habt einen ganz speziellen Highland Bagpipe Dudelsack bei den Aufnahmen eingesetzt. Was macht ihn so besonders?

Ich weiß nicht, ob es jetzt so etwas Besonderes in diesem Genre ist, allerdings ist es für uns etwas ganz Besonderes. Da wir seit Beginn Folkelemente in unsere Musik involvierten, war es von Anfang an reizvoll, einen Dudelsack einzubauen. Leider hat sich uns nie die Möglichkeit geboten, dies umzusetzen, da wir niemanden kannten, der einen Dudelsack spielen konnte. Ein paar Monate vor den Aufnahmen zum neuen Album ist Marcus im Internet auf ein Forum für Dudelsack-Spieler gestoßen. Er schreib einen an. Er heißt Axel und sagte zu. Die Sache war unter Dach und Fach.

Vor sieben Jahren erschien euer Debüt „Auld Lang Syne“, doch immer noch seid ihr eine Art Geheimtipp. Woran liegt’s? War eure ältere musikalische Ausrichtung kommerzieller Selbstmord, weswegen diese Stilkorrektur notwendig wurde?

In unserem Fall kann ich leider nicht von Stilkorrektur sprechen. Von den Anfangstagen der Band bis heute schreiben wir genau die Art von Songs, die wir selber gerne hören. Wir haben uns nie an irgendwelchen Trends orientiert und versucht, etwas zu kopieren, was gerade populär ist. Ich denke, daß es verschiedene Ursachen für den „ewigen Tip“ gibt. Was wir beobachten konnten ist, daß es in Deutschland für uns immer schwierig war, weil wir eine deutsche Band sind. Ich denke, die gleichen SuidAkrA-Alben einer schwedischen Band hätten mehr Erfolg gehabt. Zum anderen ist das Schubladendenken, gerade in Deutschland, sehr weit verbreitet. So ist es für unsere Musikrichtung, die sich nicht gerade leicht einordnen läßt, besonders schwer. Man kann es vielen Leuten nicht recht machen und es wird immer Leute geben, die es besser wissen und alles nur schlecht reden. Aber das ist uns egal… Wenn es den Leuten gefällt, ist es eine geile Sache – wenn nicht, ist es auch ok!

Oder liegt euer im Vergleich zu anderen immer noch kleinerer Name darin begründet, daß ihr nicht immer Glück mit den Labels hattet? Nach drei Alben bei Last Episode – ein Label, über das man wohl keine Worte mehr verlieren muß – habt ihr jetzt schon nach zwei weiteren Alben Century Media verlassen und seid bei Armageddon untergekommen. Warum?

Wir als Band waren im Laufe der Zeit mit der Promoarbeit von Century Media unzufrieden. Wir wollten unter keinen Umständen, daß „Command To Charge“ ähnlich wie das „Signs For The Fallen“-Album untergeht. Century Media konnten uns jedoch nicht garantieren, daß sie mehr für uns tun würden. Also war es für beide Parteien das Beste, getrennte Wege zu gehen. Bevor wir ein neues Label suchten, entschlossen wir uns, das Album zunächst in Eigenregie zu produzieren. Nach den Aufnahmen konnten wir so das fertige Produkt anbieten. Armageddon Music schien in unseren Augen das richtige Label zu sein. Also unterschrieben wir den Deal. Bisher leisten sie klasse Promoarbeit und wir sind sehr zufrieden. Alles andere wird sich im Laufe der Zeit zeigen.

Habt ihr Angst, als „ewiges Talent“ zu enden?

Ich denke, daß sind wir bereits seit einigen Jahren, wenn man bedenkt, daß man uns 2000 schon den großen Durchbruch prophezeit hat und dies dann Album für Album wiederholt wurde. Es reicht halt nicht, nur gute Musik zu machen und geile Reviews einzufahren. Was man braucht, sind manchmal Vitamin B und die richtigen Connections. Das hatten wir leider nicht, also schauen wir mal, wie es denn weitergeht!

Auch das Cover deutet auf eine neue Ära bei Suidakra hin. Weg sind mystische Gemälde, die neue Optik wirkt kühl und metaltypisch und ist in auffallend hellen Farben gehalten. Was steckt dahinter?

Im Gegensatz zu den Vorgängeralben ist „Command To Charge“ lyrisch kein Konzeptalbum, also konnten wir nicht wie in der Vergangenheit ein Artwork kreieren, welches zum Gesamtkonzept paßt. Wir entschlossen uns also für ein Cover, welches die musikalische Atmosphäre des Albums widerspiegelt. Wenn die Leute das Cover sehen, sollen sie sich vorstellen können, was sie musikalisch auf „Command To Charge“ erwartet. So haben wir uns bewußt für die Chromfarbe entschieden, da sie den modernen Sound unterstreicht. Der Schädel besitzt keltische Ornamente, welche für die Folkeinflüsse in unserer Musik stehen!

Warum hat der Coverschädel eine Patrone zwischen den Zähnen?

Die Patrone ist so ziemlich der einzige Aspekt auf dem Cover, der eine Verbindung zum Militarismus hat. Es war eher eine spontane Idee, sie einzubauen ohne tieferen Hintergrund…

Eine nächste Neuerung: Ihr habt nicht mehr bei Andy Classen produziert, sondern beim wesentlich unbekannteren Martin Buchwalter. Gründe?

Gab es zwei. Zum einem haben wir 4 Jahre mit Andy Classen gearbeitet. Er hat auch klasse Arbeit geleistet und damals auch genau unseren Nerv getroffen, allerdings brauchten wir einen Tapetenwechsel. Nach so langer Zeit hatten wir das Gefühl, daß es kein Platz für Experimente gab und es trat so etwas wie Routine ein. Zum anderen konnten wir bei Martin mit dem gleichen Budget wie bei Andy 10 Tage länger aufnehmen, was natürlich dem Album zu Gute kam.

Im Line-up hat sich auch etwas getan. Aushilfsgitarrist Matthias ist fest eingestiegen. Inwieweit hat er zu neuen Orientierung beigetragen?

Insofern, daß er unserer Meinung nach eine kraftvolle, clean Stimme hat und wir gerade beim Songwriting mehr mit seiner Stimme arbeiten konnten ohne dabei, wie es in der Vergangenheit der Fall war, Gefahr zu laufen, die neuen Songs live nicht umsetzen zu können. Die verbesserten Möglichkeiten, mehr mit cleanem Gesang zu arbeiten, wirkte sich natürlich auf die Songstrukturen aus: die Songs sind durchdachter und eingängiger ausgefallen, ohne dabei an Frische und Abwechslungsreichtum einzubüßen.

Wie kamt ihr auf die Idee, „Moonlight Shadow“ zu covern? Auch wenn es nur ein Hidden Track ist, das Resultat ist gewöhnungsbedürftig.

Die Idee zu „Moonlight Shadow“ ist eher spontan auf dem Weg zu einem SuidAkrA-Gig entstanden. Wir hörten es im Auto und alle waren begeistert, weil wir es aus unserer Kindheit her kannten. So ist die Idee entstanden. Allerdings wurde es dann erst ernst, als wir die passende Sängerin dazu fanden, weil wir keine softe Within Temptation-Stimme wollten, sondern was Rockiges. Der Grund für den Hidden Track ist die Tatsache, daß der Song nicht wirklich zum Rest des Albums paßt. Aber ob es gewöhnungsbedürftig oder nicht ist, da gehen die Meinungen auseinander. Die einen finden es richtig cool, die anderen nicht. Ist wie mit allem im Leben, Geschmackssache.

In Kürze spielt ihr die Wacken Road Show mit anderen Bands, wie z.B. Illdisposed. Habt ihr euch schon auf die Trinkgelage mit den Dänen vorbereitet? Daß sie ordentlich was vertragen, konntet ihr auf dem letztjährigen Up From The Ground ja hautnah miterleben.

Ich muß gestehen, daß ich sie auf dem Up From The Ground leider verpaßt habe. Angst, sauftechnisch zu versagen haben wir nicht, da die Dänen einen eigenen Bus haben und wir zusammen mit Holy Moses fahren. Also, wie du siehst, wurde das Problem von vornherein gelöst…hahaha.

Was erwartet ihr euch sonst von der Tour?

Spaß und geile Gigs. Wir werden uns wie bei jedem SuidAkrA-Gig den Arsch aufreißen und alles geben, um uns und den Fans einen geilen Abend zu bescheren… Eins steht auf jeden Fall fest, egal was kommen mag: Wir werden jede Menge Spaß auf der Bühne haben.

Weitere Zukunftspläne?

Wir haben uns vorgenommen, uns in diesem Jahr mehr auf Konzerte im Ausland zu konzentrieren. Nach dem VegaRock Festival in Spanien sind für uns Metal Camp in Slowenien, Bloodstock Festival (UK), Devil Days in Österreich und Einzelshows in Frankreich, Schweiz, Belgien, Tschechien etc. bestätigt. Wird also live-mäßig ein aufregendes Jahr für uns! Alles andere wird sich dann im Laufe der Zeit zeigen.

Stimmt es eigentlich, daß Arkadius gar kein Pseudonym ist, sondern dein richtiger Vorname?

Das ist richtig. Arkadius ist mein richtiger Name. Er kommt, soweit ich weiß, aus dem griechischen und heißt grob übersetzt „Goldjunge“. Also nix mit Pseudonym, hahaha. Wäre ja auch lächerlich, wenn man bedenkt daß alle anderen Mitglieder keins haben.

Die letzten Worte gehören dir.

Erstmal möchte ich Dir und allen anderen, die SuidAkrA in den letzten 10 Jahren unterstützt haben, danken! Hört in unser neues Album „Command To Charge“ rein. Es gibt eine Vollversion des Songs „Reap The Storm“ auf unserer Webpage www.suidAkra.com zum Downloaden. Ansonsten sehen wir uns on the road. Keep it heavy!

01.05.2005
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