Tempest
Politischer als je zuvor

Interview

Kommen wir mal zum Titel der Platte. Worauf genau bezieht sich „Point Of No Return“?

Der Titel hat eine vielschichtige Bedeutung. Zum einen gibt es natürlich die offensichtliche gesellschaftliche Bedeutung des Titels, der hinterhältige russische Angriffskrieg auf die Ukraine, Klimawandel, das traurige Comeback des Nationalismus, all diese Dinge drängen einem das Gefühl der Ohnmacht auf, und dass man da nicht mehr lebend rauskommt. Ursprünglich war das auch mein Leitgedanke bei diesem Titel. Allerdings handelt der Song selbst von einem persönlichen Schluss, einer Grenze, die in meinem Leben von jemandem überzogen wurde, von der es kein Zurück mehr gibt. Und dann gibt es natürlich noch die bandbezogene Interpretation, die Trennung von Marco als Gründungsmitglied und, gemeinsam mit mir, kreativer Kopf der Band, der Umzug der Band, die Neuausrichtung, das alles hatte sich sehr nach einem „Point Of No Return“ angefühlt. Und entgegen einiger Kommentare hatte es nichts mit HAVOK zu tun! Ich Eumel hatte überhaupt nicht mehr auf dem Schirm, dass es die legendäre, gleichnamige EP von HAVOK gab.

Das Cover zeigt ein Szenario von nuklearer Eskalation. War das als Querverweis auf den Zeitgeist der 80er gedacht? Wie sehr ihr damit beim Erscheinen der Platte am Puls der Zeit sein würdet, habt ihr während der Entstehung ja vermutlich nicht geahnt, oder?

Das Cover war ursprünglich einfach ein kokettes Spiel mit dem Albumtitel, und wir wollten eine coole Szenerie dazu haben, natürlich mit einer Prise Zeitgeist. Wie nahe wir einer solchen Situation wirklich kommen würden, war uns überhaupt nicht bewusst, als wir Naufal Alwy, dem Künstler des Bildes, unsere Vision für das Cover mitgeteilt haben. Das ist wirklich ein wenig gruselig, wie sehr wir auf Messers Schneide tanzen und wie nahe wir wirklich einem nuklearen Genozid sind.

TEMPEST stehen gegen nationalistische Aufstachelung

Worum geht es in „Through The Pain“? Ich persönlich musste bei dem Titel an persönliche Verluste oder auch Mental-Health-Probleme denken.

Das ist total interessant, was teilweise für Interpretationen zustande kommen, und Danke für die spezielle Erwähnung dieses Songs! Bei „Through The Pain“ hatte ich als Vision tatsächlich einen Kampfeinsatz im Sinn, wo alle Soldaten bis auf den Gruppenleiter, und zeitgleich Protagonist des Liedes, ihr Leben lassen. Mein ursprünglicher Gedanke war eher der krasse Gegensatz zu der heroisierten Darstellung des Militärs in US-amerikanischen Medien in Kontrast zu den tatsächlichen Ereignissen in solchen Kampfeinsätzen. Aber der Songtext greift letztendlich unbewusst Referenzen zu Dingen wie PTSD und Flashbacks auf, und passt somit auf ziemlich gut zu deiner Interpretation

Und was verbirgt sich hinter der „UltraNation“? Geht es darin um die steigenden nationalistischen Tendenzen in weiten Teilen der Welt?

Das ist auf jeden Fall das große Thema des Songs. Der Song entstand als Reaktion auf die massiven Spannungen zwischen Nordkorea und den USA in den späten 2010ern unter Trumps Präsidentschaft. Es gab in den USA Gerüchte und Gespräche über einen nuklearen Präventivschlag, und viele US-Amerikaner waren nationalistisch aufgestachelt und mal wieder ready for war. Aber im Zuge des Einzuges von rechtem Gesocks in das europäische Parlament, der Aufweichung der Haltung gegenüber Ultranationalisten weltweit, durch die Bank und der Normalisierung von Hassrede und rassistischer Ausgrenzung ist „UltraNation“ eine traurige Kritik an den aktuellen Zeitgeist.

Ballern muss sein!

Dann mal vielen Dank für deine Zeit. Magst du eventuell schon etwas über die Zukunftspläne von TEMPEST verraten?

Erstmal vielen Dank für deine Mühen, für das Review und dieses Interview, es hat mich sehr gefreut! TEMPEST werden in der kommenden Woche einen Supportgig für TANKARD spielen, was eine große Ehre für uns ist und sinnbildlich aufzeigt, dass wir nun das nächste Level anpeilen. Wir wollen in erster Linie so viele Gigs wie irgendwie möglich spielen, haben da auch schon einige Pläne für ein paar selbstorganisierte Dinger. Wir wollen unseren Ruf als professionelle, energetische Thrash-Metal Band weiter ausbauen, coole neue Songs schreiben, ein paar haben wir bereits geschrieben, und einfach mal schauen, was das Jahr für uns bereithält. Falls also jemand jemanden kennt, der was gigmäßig organisiert, melden! Ansonsten bleibt mir nur, diese Gelegenheit mal dreist auszunutzen, um uns bei allen Fans sowie der Presse als Gesamtes für ein fantastisches 2022 zu bedanken. Die Reaktionen auf unser Album waren wirklich grandios und herzerwärmend, der Support bei unseren Konzerten war absolut nicht zu toppen. Danke für alles, und während wir ins neue Jahr schauen, nicht vergessen zu Ballern!

Galerie mit 22 Bildern: Tempest - Clubtour 2024 in Übach-Palenberg

Seiten in diesem Artikel

123
25.12.2022

"Irgendeiner wartet immer."

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36749 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare