Wayne Hussey (The Mission)
Wayne Hussey (The Mission)

Interview

Wayne Hussey auf Solo-Tour – ein Gothic-Held oder wie ein Journalist einer Zeitschrift so schön sagte "the godfather of goth" auf seinem Weg von Stadt zu Stadt in ganz Europa. Nachdem er mit The Mission seit einem Jahr fast ohne Pause auf den Bühnen der Welt zu sehen war, spielt er nun in kleineren Clubs, sitzt alleine auf einem Stuhl auf der Bühne, nur seine Gitarre in der Hand oder die Tasten des elektrischen Pianos bearbeitend. Hussey spielt alles, was die Fans hören wollen: Alte und neue The Mission Songs und auch einige Coversongs wie "Never let me down" von Depeche Mode oder den Elvis-Titel "Can’t help falling in love". Auch in Hamburg hat er schon Halt gemacht und den Besuchern des Logos zwei Stunden mit extrem guter Musik beschert. Aber es war nicht nur seine Musik, die begeisterte: Hussey sprach nicht nur zum Publikum, sondern ebenso mit ihm. Es schien eigentlich wie ein Treffen mit einem guten, alten Freund – eine familiäre Atmosphäre. Hussey in Hamburg, die neue Platte "Aural Delight" wird Ende November veröffentlicht, die limitierte Version ist schon zu haben (allerdings nur im Netz bestellbar, s.u.)… – es war definitiv an der Zeit, mit ihm über Akkustik-Gigs, die Zukunft, all das, was nach der Bandreunion geschehen ist und über einiges mehr zu reden…

Wayne Hussey (The Mission)Es sieht so aus, also ob Du seit einem Jahr nichts anderes machst, als überall auf der Welt live zu spielen: erst mit H.I.M., dann Eure eigene Europa-Tour, anschließend ging es nach Süd Amerika, es kamen Festivalauftritte, Solo-Gigs und die US-Tour. Gab es also irgendetwas anderes für Dich, außer Konzerte und Interviews zu geben?

Nicht wirklich. Als wir im Sommer des letzten Jahres die Platte fertig hatten, sind wir mit H.I.M auf Tour gegangen und danach hatten wir ein paar Monate frei, ehe die nächste Tour beginnen sollte. Ich bin in der Zeit hauptsächlich ins Studio zurückgegangen und habe ein paar B-Seiten und Extra-Tracks für „Aural Delight“ fertig gestellt. Und dann ging es auf Tour – da hast Du recht. Vorher bin ich noch über Weihnachten nach Brazilien geflogen, weil meine Frau von dort kommt. Ich habe Weihnachten und Sylvester da verbracht und bin zurückgekommen. Die Tour begann und ich bin bis jetzt auf Tour – mit The Mission oder auch alleine.

Wie hart ist diese Programm? Du musst auf vieles verzichten…

Wir leben hauptsächlich aus dem Koffer, haben kein Zuhause zur Zeit. Ich habe ein Haus in Kalifornien, welches wir vermieten. Wir leben dort also im Moment nicht. So lange, wie wir keinen wirklichen Platz zum leben haben, bleiben wir bei Freunden, bei meinen oder Cynthias Eltern oder in Hotels. Es war wirklich ein hartes Jahr. Ich denke, dass wir am Ende des Jahres zur Weihnachtszeit nach Brasilien gehen werden. Sich einfach ein wenig Zeit nehmen und Entspannen… entscheiden, wo wir leben möchten…

Es ist etwa ein Jahr her, dass Ihr mit H.I.M als deren Special Guest auf Tour ward. Was für eine Erfahrung war das?

Es war gut. Wirklich. Es war eine lange Zeit her, dass wir eine Tour als Support-Band gemacht hatten. Wir haben es letztes Jahr wirklich genossen. Alle haben uns gut aufgenommen und es war gut für uns vor einem Publikum zu spielen, dass zum größten Teil nicht wegen uns da war und auf uns wartete. Es war natürlich auch hart, weil es viele junge Mädchen gab, die sich nicht für uns interessiert haben. Es ist aber unser Job, raus auf die Bühne zu gehen und ihr Interesse zu wecken. Ich finde, dass es alles in allem eine gute Erfahrung war und ich glaube, dass es uns beim Verkauf von „Aura“ sehr geholfen hat.

1999 war die Bandreunion – was hast Du gefühlt, als Du Dich für den Schritt entschieden hast? Warst Du einfach nur glücklich oder spielte da auch Angst und Nervosität mit?

Ein bisschen von allem. Es war ziemlich aufregend. Es war etwas, dass wir über lange Zeit getan hatten, aber ich habe eine Weile gebraucht, bis ich meine Selbstsicherheit zurückgewonnen hatte… nach vier oder fünf Jahren wieder auf der Bühne zu stehen… Wir haben es gemacht und es genossen und haben uns dann gedacht: Lasst uns mehr machen! Das ist es im Grunde, was passierte. Wir haben einfach weitergemacht.

Das erste Konzert, nachdem sich The Mission wiedergefunden hatten – die Nervosität war wahrscheinlich recht groß, oder?

Oh ja, das war sie wirklich.

…so dass Du immer wieder die Toilette gesucht hast?

Jeden Abend. Sogar heute… es ist immer noch das gleiche. Aber sieh dich doch mal um, hier drinnen gibt es keine Toilette, oder? Ich muss wohl nach draußen gehen. Es ist aber wirklich war, sogar heute bin ich vor dem Gig nervös.“

Euer Comeback wurde als eines der großartigsten überhaupt betitelt, Ihr ward auf so gut wie jedem Cover der großen Musikmagazine zu sehen, die Reviews waren voll von Lob – hast Du mit dieser Reaktion gerechnet?

Nein, eigentlich nicht. Wir haben wirklich nicht gewusst, was wir erwarten sollten. Ich glaube, „Aura“ war hier Deutschland erfolgreicher als überall sonst, aber da bin ich mir nicht sicher. Es hat sich nicht wie ein Comeback angefühlt. Wir haben es einfach gemacht und es hat uns gefallen. Wir haben uns gesagt: Lasst uns weitermachen, warum nehmen wir kein neues Album auf?

Wenn Du an die Zeit denkst, seitdem „Aura“ auf dem Markt ist: Was ist Dein Fazit? Würdest Du es wieder machen?

Ja, das würde ich! Dieses Jahr war hart, sowohl aus Sicht der Band als auch aus persönlicher Sicht. Leute der Plattenfirma sind in die Arbeit an deinem neuen Album involviert, du bist unter Druck usw. … Ich hatte fast vergessen, dass diese Sachen ein Großteil dazu beigetragen hatten, dass ich aufgehört hatte. Ich glaube, wir sind jetzt durch das Gröbste durch. Aber es gab Momente, in denen ich mich selbst gefragt habe: warum machst Du das? Aber live zu spielen bringt Spaß, Musik zu machen bringt Spaß. Es gibt immer etwas, mit dem Du klarkommen musst.

Du hast dieses Jahr bereits einige Solo-Auftritte gemacht: im Juli und August in Italien und England und während der Süd Amerika Tour im Frühjahr – gut, das war nicht geplant, aber wir kennen ja den Grund (für alle, die das nicht wissen, schaut ans Ende des Interviews). Kannst Du Dich aber noch an das erste Mal erinnern, als Du alleine mit Deiner Gitarre vor einem Publikum gespielt hast?

Ich glaube, das war in einer Kirche, als ich ein Kind war. Ich habe bei einem Musikwettbewerb mitgemacht, bei dem ich meine Akkustikgitarre dabei hatte und einen Song gesungen habe, den ich selbst geschrieben hatte. Ich habe verloren. Der Grund, weshalb ich anfing, meine eigenen Lieder zu schreiben, war, dass ich keine anderen spielen konnte. Ich finde es einfacher, meine eigenen Songs zu schreiben und dann zu spielen.

Wann war Dein erster Akkustik-Auftritt seit es The Mission gibt?

Ich glaube, das erste Mal, dass wir so etwas mit The Mission gemacht haben, war in England. Irgendetwas war mit dem Equipment passiert und der Rest der Band ging von der Bühne und ließ mich dort allein. Ich nahm also meine Akkusitikgitarre und habe einige Songs gespielt. Und es funktionierte! Ich glaube, dass ich es im Zusammenhang mit einer The Mission Show immer gemacht habe. Ich meine, es gab fast immer Augenblicke, in denen ich alleine mit meiner Gitarre auf der Bühne war und etwas gesungen habe. In diesem Zusammenhang ist so etwas immer gut, weil es eine gute Dynamik mit sich bringt. Erst hast du die ganze Band und die volle Lautstärke, dann bekommst du einen ruhigen Song nur mit der Akkustikgitarre. Die Band kommt zurück: Der „Lärm“ ist wieder da.

Was ist der Grund für diese Solo-Akkustik-Tour?

Spaß! Hauptsächlich Spaß! …was geschah – nun ja, du hast bereits die Süd Amerika Tour erwähnt, wo ich einige Shows alleine spielen musste. Ich habe es tatsächlich genossen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich immer geweigert, diese Art von Shows zu spielen. Freunde von mir aus anderen Bands machen das, aber ich habe es für langweilig gehalten. Lorenzo, ein Freund von mir aus Italien, hat jahrelang versucht mich zu überzeugen, dorthin zu kommen und Solo Gigs zu machen. Schließlich habe ich gesagt: Lass es uns machen! All der Kram mit The Mission, der nichts mit Musik zu tun hat, der Druck… ich wollte etwas machen, dass einfach nur Spaß bringt. Es ist sehr locker und angenehm, die Songs zu spielen, die alle aus dem Publikum kennen, vielleicht einige der Tracks, die The Mission nie live spielen konnten wie „heaven on earth“ oder „black mountain mist“. All das, was wir nie live gespielt haben, kann ich hier machen.

Was bringt an diesen Auftritten so viel Spaß? Ist es die Nähe zum Publikum?

Es hilft, wenn ich die Leute sehen kann. Für diese Art von Shows ist es natürlich besser, nahe beim Publikum zu sein. Du kannst diese Show aber nicht auf einem Festival bringen.

Wenn Du alleine auf der Bühne bist, hast Du dann eine feste Trackliste?

Nein. Ich schreibe mir zwar einige Songs auf, aber ich halte mich nie daran. Ich habe einen festen Song, mit dem ich beginne und einen, mit dem ich das Konzert beende.

Du hast bereits „Aural Delight“ erwähnt. Erzähl mir doch etwas über die Songs, die auf der Platte zu finden sind.

Es sind hauptsächlich all die Tracks, die wir als B-Seiten und Extra-Tracks produziert haben und die nicht auf dem Album – also auf „Aura“ – zu finden sind. Einige der Songs wie „Amelia“ und „Never again“ sind rerecorded – all so etwas. Es gibt eine Coverversion eines Depeche Mode Songs. Es ist kein Album wie „Aura“, welches eine zusammenhängende Platte ist. Auf „Aural Delight“ sind Tracks drauf, die nicht auf „Aura“ kommen konnten. Es gibt einige Aspekte, welche die neue Scheibe sehr interessant machen, da du zum Beispiel wie bei „Amelia“ irgendwie so etwas wie einen Piano & Voice Song hast.

Es gibt eine limitierte Version des Albums, die 16 Tracks enthält. Vier Akkustik-Versionen sind hier zu finden. Diese limitierte Auflage ist nur über das Internet (www.themissionuk.com) erhältlich. Die Bestellung ging bis September, es ist also fraglich, ob noch welche der CDs erhältlich sind.

Gibt es irgendwelche Zukunftspläne mit The Mission?

Wenn das Jahresende naht, werde ich mir eine Auszeit nehmen und darüber nachdenken, was ich tun werde, ich werde versuchen, einige neue Songs zu schreiben und vielleicht enthalten diese selbst die Antwort, ob es ein Mission Song oder irgendetwas anderes sein soll. Ich weiß es nicht. Wir werden hier und da immer mal wieder etwas machen, aber ich bin mir nicht sicher, ob es so regelmäßig sein wird, wie es war.

Es gibt also die Chance, Euch nächstes Jahr auf einem Festival zu sehen?

Ich hoffe es. Wir haben bei so etwas immer Spaß.

Arroganz…

Arroganz… Arroganz… ein bisschen Arroganz ist in Ordnung, aber eingebildet zu sein, ist etwas anderes.

Liebe…

Liebe ist es, die uns oder mich stärkt. Die Liebe, Musik zu machen, Liebe für bestimmte Menschen in meinem Leben. Wenn es nicht darum geht,… ich weiß nicht, was es dann sein sollte.

Hass…

Es ist etwas, dass ich versuche, nicht zu fühlen, aber manchmal ist das Gefühl da – in bestimmten Situationen auf bestimmte Menschen. Es ist negativ.

Leben…

Es ist eine Straße mit vielen Kurven. Manchmal nimmst Du die falsche, aber diese falsche Kurve kann dich am Ende zu einem guten Ort führen. Wir müssen aber dennoch auch durch schlechte hindurch.“

Musik…

Es ist eine Weltsprache. Jeder mag Musik. Jeder hat eine bestimmte Art von Musik, die er liebt, einen Song, der ihm etwas Besonderes bedeutet. Jeder.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören Dir!

Macht Euch keine Sorgen um The Mission. Irgendetwas wird passieren. Aber wann… Ich weiß es nicht.

Kurze Information über die Süd Amerika Tour, bei der Wayne einige Solo Gigs spielte:

The Mission starteten ihre Tour mit vier Konzerten in Brasilien – als Band – und wollten die komplette Tour auch als Band beenden. Zitat Wayne: „Craig announced that he wanted to leave the band and return home to England, for personal reasons“ (The Mission World Information Centre , Wayne Hussey, May 02). Da sie Craig nicht ersetzen konnten, entschieden sie, dass Wayne alleine nach Argentinien fahren sollte, um die Promoter zu informieren und sie dann entscheiden lassen, ob die Tour gecancelled werden soll oder ob Wayne die Tour alleine mit seiner Akkustikgitarre zu Ende bringen sollte. Und die Tour ging weiter.

Ein weiteres Zitat von Wayne (The Mission World Information Centre, May 2002): „Craig’s departure will be felt deeply and after 18 years or so of him and I working together I would like to say that I wish him all the best and I love him and will miss him.“

06.11.2002

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