Year Of The Goat
"Hab ich das wirklich gesagt? Das war ja großartig!"

Interview

Über sechs Jahre banges Warten – so viel Zeit ist tatsächlich zwischen dem Release von „Trivia Goddess“ und dem direkten Vorgänger „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ vergangen. Wir schnappten uns mal wieder Gründungsmitglied, Songwriter und Mellotronist Pope, um mit ihm zu klären, was eigentlich so lange los war bei YEAR OF THE GOAT. Natürlich war es das noch nicht, ganz nebenbei geht es auch um Musikgeschichte, das Gefühl lebendig begraben zu werden und MARRRRDUK. (Bandfoto: Kim Vestbrandt)

Hey Pope! Erst einmal: Vom zwölften auf den neunten Platz in unserem Soundcheck für „Trivia Goddess“. Juhu! Das Album ist jetzt seit einigen Wochen draußen, bist Du bislang soweit zufrieden?

Ja, es geht aufwärts für uns in der Welt (lacht). Es fühlt sich so an, als würden wir ein paar mehr Menschen erreichen und das ist immer schön, wenn man Musik macht. Du möchtest, dass mehr Leute sie hören. Es ist etwas schwierig wirklich zu fassen zu bekommen, was gerade abgeht, aber wir hatten einige Shows in Schweden. Wir dachten irgendwie, dass mehr Leute mitgesungen haben als sonst. Das war ein schönes Gefühl. Es wurde sogar getanzt. Wir müssen wohl ziemlich swinglasting gewesen sein. Nicht gerade sehr üblich in der Metalszene.

Lass uns kurz über das offensichtliche sprechen: Vier Jahre zwischen Album zwei und drei, jetzt sechs Jahre. Wir müssen also acht Jahre bis zum nächsten warten?

Ja, ich glaube das war auch unsere Planung (lacht). Aber im Ernst, was ist passiert? „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ wurde im Herbst 2019 veröffentlicht. Wir hatten eine Tour mit LUCIFER geplant – der Band, nicht dem Typen. Dann schlug das COVID-Ding ein. Wir waren für einige Festivals gebucht, Shows wurden verschoben, also dachten wir: „OK, lass uns das nächstes Jahr machen“. Außerdem hatten wir unseren Schlagzeuger nur sechs Monate vor Release des Albums verloren. Wir probten mit einem neuen Drummer, dann verloren wir unseren Bassisten. Ich glaube das war bereits nach der Veröffentlichung. Also haben wir für die Konzerte mit einem neuen Bassisten geprobt. Dann wurden sie verschoben und wir haben einen Gitarristen verloren. Nach einer Weile, in der wir die Konzerte immer weiter verschoben hatten, ich glaube es war 2022, sagten wir: „OK, fuck it, das wird wohl nicht passieren“. Einige Shows kamen letztlich doch zustande, ich glaube wir haben auf ein paar Festivals gespielt. Nachdem wir diese absolviert hatten, haben wir begonnen am neuen Album zu arbeiten.

Wir waren absolut bereit, mit dem letzten Album rauszugehen. Wir fanden, dass wir ein wirklich großartiges Album hatten, aber nichts passierte. Also fingen wir letztlich an, Songs für das neue zu schreiben. Wir haben dann das Angebot erhalten, den Film-Soundtrack für „Heavier Trip“ zu machen, einen finnischen Film. Deshalb haben wir die Aufnahmen für das Album mehrfach unterbrochen. Wir bekamen einen Teil des Drehbuchs, machten eine kleine Pause, checkten das Skript und begannen für eine Weile Zeug für den Film zu schreiben. Dann machten wir weiter mit den Album-Aufnahmen, usw. Ich denke es war ein insgesamt zweijähriger Prozess für den Film, in dem wir hin und her wechselten. Im Februar 2024 lieferten wir alles für „Heavier Trip“ und wir konnten WIRKLICH anfangen, am Album zu arbeiten. Wenn uns also jemand fragt, warum es sechs Jahre gedauert hat, denken wir uns immer: „Echt, sechs Jahre?“ (lacht). Wir waren die ganze Zeit beschäftigt.

Vielleicht gab es eine kurze Zeit, 2020 oder 2021, als wir ein wenig den Covid-Blues fühlten, also sind wir einfach ins Studio unseres damaligen Bassisten gegangen und haben zwei Songs aufgenommen, mehr oder weniger wie eine Jam-Session. Sie sind auf einer der exklusiven Versionen von „Trivia Goddess“ enthalten. Wir haben sie einfach zum Spaß aufgenommen, weil wir sie cool fanden. Es war eine schöne Sache, rauszugehen und so etwas zu machen. Ich glaube aber, dass das die einzige Zeit war, in der wir uns nicht beschäftigt fühlten. Wir haben darüber nachgedacht, sie direkt zu veröffentlichen, aber es kam damals nicht dazu.

Ähnlich wie „The Unspeakable“ ist die neue Platte wieder eine Pause von der „großen Trilogie“, die Ihr auf „Angel’s Necropolis“ gestartet und auf „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ weiter geführt habt. Warum dachtet Ihr, dass es wieder Zeit dafür ist? Ich dachte ein bisschen: „Sie haben auf dem ersten Album Gott getötet, auf dem zweiten seinen Sohn auf dem Höllenthron installiert, was soll denn jetzt noch kommen?“

Oh, da gibt es noch einige Dinge zu tun. Wir sind gerade erst bei der neuen Weltordnung. Wir haben die Plätze von Satan und Jesus vertauscht, jetzt müssen wir sehen ob sie nur die Rollen getauscht haben oder ob das System von Anfang an kaputt war. Vielleicht ist das die Frage für das nächste Album. Für das erste der Trilogie war John Miltons „Paradise Lost“ eine riesige Inspiration, aber dieses Mal hat Luzifer gewonnen. Für die neue Weltordung auf „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ haben wir viel in Dante Alighieris „Inferno“ gelesen. Wir haben die neun Kreise der Hölle und auf dem Album gibt es neun Songs, die zwar nicht wirklich direkt die Kreise repräsentieren, aber der Name des ersten Songs „Subortus“ bedeutet Wiedergeburt. Es ist also die Wiedergeburt von Christus auf der Erde, nachdem er vertrieben wurde, wie Luzifer in Jesaja (im Buch Jesaja in der Bibel wird Luzifer auf die Erde verbannt, Anmerk. d. Verf.). Die Bibel ist also auf eine gewisse Weise natürlich auch darin enthalten. Von Dante haben wir also die neun Kreise der Hölle, die Todsünden – die Wiedergeburt am Anfang und die sieben Todsünden im neunten Song „Subicio“, was „Unterwerfung“ bedeutet, als Jesus aufgibt und letztlich den geringeren Thron annimmt, der ihm auf „Angel’s Necropolis“ angeboten wurde.

Der dritte Teil wird auch auf einem Buch basieren. Aber ja, wir haben dieses Mal eine Pause gemacht. Wir hatten eine Idee, aber sie war noch nicht ganz ausgearbeitet, als wir mit diesem Album begannen. Allerdings begann die Idee für die nächste Platte sich nebenbei zu entwickeln, während wir an „Trivia Goddess“ arbeiteten. Wir hatten ein paar Heureka-Momente. Aber für dieses gab es absolut keinen Plan. Auf „The Unspeakable“ dachten wir immerhin: „OK, lasst uns eine Pause machen, damit die Hauptgeschichte weiter wachsen kann und wir schauen, wie wir darauf aufbauen können“. Also entschieden wir uns, einfach dieses Lovecraft-Ding zu machen. Wir haben 2013 auf Tour eine Menge Hörbücher gehört, viel davon auch in Deutschland. Ein berühmter schwedischer Schauspieler hat eine Menge dieser Geschichten gelesen, wir haben sie im Tourbus gehört und dachten: „Hey, das könnte ein Song sein, das hier auch.“

Für „Trivia Goddess“ brauchten wir wieder eine Pause, weil wir an dem Soundtrack arbeiteten. Der enthält zwar einiges aus unserem bisherigen Material, aber alles musste ziemlich genau in einen Rahmen passen, weshalb wir ein wenig die Nase voll von Rahmen hatten. Wir begannen also einfach Musik zu machen, ohne irgendein zugrundeliegendes Thema. Das einzige Thema war: Es ist YEAR OF THE GOAT. Wir hatten praktisch alle Songs komplett fertiggestellt, bevor wir begannen, uns über Lyrics Gedanken zu machen. Die ersten Songs, für die wir dann die Lyrics schrieben gingen in unterschiedliche Richtungen. In einem ging es darum, lebendig begraben zu werden, ein anderer handelte von Sektenführern und Selbstmordkulten, wie Jim Jones und David Koresh. Der dritte Song war dann „Alucarda“ und ebnete auf eine gewisse Weise den Weg zu feminineren Themen. Wir sprachen mehr und mehr über die patriarchalen Strukturen in abrahamitischen Religionen. Die Themen der Songs gingen danach also immer mehr in eine feminine Richtung. Am Ende konnten wir es also mit einem Gesamtthema doch nicht ganz lassen, aber es ist kein komplettes Konzept, es ergab sich einfach nach zwei oder drei Songs.

Pope in seinem Element auf Tour 2025

In unserem letzten Interview sagtest Du: „Jehova, der Sohn des nun toten Gottes ist der König des Thrones in der Hölle. Alles wurde verdreht und ins Gegenteil verkehrt und nun wurde enthüllt, wo das wahre Böse liegt. Man muss nur die Bibel lesen um Sachen zu finden wie Sklaverei, Frauen wie Vieh zu behandeln und andere offensichtlich schlimme Dinge.“ War das auch in einer Weise ein Grund, um dort anzuknüpfen und sich jetzt etwas eingehender mit diesem Thema zu beschäftigen?

Ja, vermutlich. Ich denke diese Gedanken und Ideen sind durchaus darin enthalten. Vielleicht ist das ein Weg, keine komplette Auszeit zu nehmen, sondern etwas tiefer in einige Aspekte des großen Ganzen einzutauchen. Vielleicht werden wir uns auf dem Album nach dem dritten aus der Trilogie noch einmal näher mit einigen anderen Teilen der Ungerechtigkeit befassen. Aber ganz davon abgesehen: Hab ich das wirklich gesagt? Das war ja großartig (lacht). Du musst etwas damit gemacht haben, damit es großartig klingt.

Lass uns ein bisschen mehr ins Detail des neuen Albums gehen. „Mét Agwe“ ist vermutlich mein Lieblingssong darauf. Kannst Du uns etwas mehr darüber erzählen, wie er sich entwickelt hat und was die genaue Story dahinter ist?

Das ist der zweite Song, für den wir Texte geschrieben haben. Er passt also nicht in das feminine Thema. Thomas (Sabbathi, Gesang/Gitarre, Anmerk. d. Verf.) hat schon seit langem eine Faszination für Voodoo. Er hat vermutlich den Film „Angel Heart“ oder so gesehen, damals. Es gab noch einen anderen Film, ich habe seinen Namen vergessen, in dem Menschen „zombifiziert“ wurden und dann lebendig begraben. Wie Kids saßen wir also herum und begannen, darüber zu sprechen, wie es wohl ist, wenn man lebendig begraben wird, was mit einem passiert, und so weiter. Wir begannen von da aus, uns um das Thema herum zu bewegen und irgendetwas in der Musik fühlte sich ein wenig haitianisch an. Der Klang der Gitarren in dem Song, das Gefühl am Anfang, besonders wenn Du Dir den Gesangsstil von Thomas genauer anhörst. Als wir ihn aufnahmen hatten wir noch viel mehr Hall auf den Vocals, als in der eigentlichen Albumversion. Wir fanden, es fühlte sich ein wenig so an, als würde es in eine Dub- oder Reggae-Richtung gehen. Wenn wir die Gitarren in einen Backbeat versetzt hätten, würde es vermutlich auf eine gewisse Weise ein bisschen nach Reggae oder so klingen.

Wir hörten uns also die Musik an und meinten: „Hey, das ist, wo Du dein altes Voodoo-Thema endlich mal einbauen kannst“. Dann lachten wir und begannen zu schreiben. Es ist also ziemlich genau so, wie kleine Jungs, die darüber diskutieren, wie es wäre, Zombie-Puder zu bekommen. Wenn Du genauer auf die Lyrics achtest, wirst Du feststellen, dass es darum geht, lebendig an einem Flussufer begraben zu werden. Mét Agwe ist der Neptun oder Poseidon des Voodoo-Pantheon. Ansonsten gibt es keine tiefere Bedeutung. Es gibt diese Zeile: „Time’s running out my dear and so is the air my love“, die einfach das Gefühl beschreibt, in diesem Sarg zu liegen. Es geht um jemanden, der lebendig begraben wird, aber nicht, weil er es so will, jemand anderes hat ihm das angetan, um ihn als Zombie zu behalten, oder so etwas in der Art.

Auf „Novis Orbis Terrarum Ordinis“ hatten besonders die Background-Chöre eine Menge Gospel-Vibes, die ganze Platte hatte so ein gewisses Südstaaten-Feeling. Dieses Mal klingt es immer noch klerikal, aber eher etwas klassischer, in gewisser Weise ein bisschen mittelalterlich. Ich vermute das ist Absicht, aufgrund des Themas, das Ihr behandelt?

Wir begannen ein wenig mehr mit dieser ganzen polyphonen Geschichte zu experimentieren, also hier die eine und da eine weitere Melodie zu haben. In den dunklen, den mittelalterlichen Zeiten wurde meistens nur monophones Zeug benutzt. Alle sangen die gleiche Melodie, die Instrumente spielten ebenfalls die gleiche Melodie. Am Ende des Mittelalters, in der Renaissance haben sie vielleicht gesagt: „Nunja, Ihr singt alle nur eine Melodie, wir haben aber das Schreiben von Musik weiter entwickelt und können jetzt verschiedene Dinge ausprobieren“. Warum eine Melodie spielen, wenn man ALLE Melodien zur gleichen Zeit spielen kann?

Ich denke, wir haben uns davon einiges ausgeborgt. Wir haben ein wenig Thomas Tallis und Pierluigi da Palestrina gehört, beide Komponisten aus der Renaissance. Wir haben sie nicht wirklich ausgiebig studiert und natürlich haben Pop- und Rockmusik das schon vorher eingebaut. Ich habe aber einiges von diesem Zeug gehört und nicht wirklich darüber nachgedacht, aber als wir begannen, das in unsere Musik zu packen, dachte ich: „Hey, das ist ein bisschen wie dieses Thomas-Tallis-Ding, cool“. Vielleicht hat uns das geöffnet, neue Dinge auszuprobieren. Ich höre Musik aus ganz unterschiedlichen Zeiten und Epochen, nicht nur Rock.

Nicht, weil ich versuche, darin etwas zu finden, ich muss das für meine Arbeit tun. Ich unterrichte Musik, darin sind auch einige Teile Musikgeschichte enthalten. Ich mache das schon eine ganze Weile, ich habe also mittlerweile eine Menge unterschiedlichster Musik gehört. Jeden Tag eine Inspiration, wenn man so will. Es ist aber nicht so, wie das ernsthaft zu studieren, einfach nur eine interessante Sache. Als ich Musik studiert habe, dachte ich dieses ganze theoretische Zeug muss man eben machen, es gehört dazu und man muss es hinter sich bringen. Eine sehr clevere Person sagte mir aber damals: „Du lernst es, dann vergisst Du es und dann machst Du es einfach“. Genau so fühle mich heutzutage. Ich schreibe nie irgendwelche Noten auf. Zum Beispiel sind alle Background-Vocals einfach aus dem Hören, Ausprobieren und Hinzufügen von Ideen entstanden, nur mit unseren Stimmen, unserem Verstand und unseren Gefühlen. Ich habe keine Ahnung, was wir da singen. Wenn ich das wissen wollen würde, müsste ich mir jeden einzeln anhören und versuchen es zu transkribieren, um dann sagen zu können: „Oh hey, das ist ein D-Moll-Akkord, cool“. Das ist irgendwie befreiend, denke ich und macht auch noch verdammt viel Spaß.

Ihr seid jetzt eine Band aus sieben Mitgliedern, oder sollte ich eher Kollektiv sagen? Für mich sieht es so aus, wie eine Gruppe alter Freunde aus der Norrköping-Metal-Szene, ein Kollektiv aus Menschen, die der Band auf die ein oder andere Weise verbunden sind. Beschreibt es das korrekt, oder wie würdest Du es charakterisieren?

Ich denke, das war eigentlich immer schon so, obwohl es eigentlich nicht wirklich nur Norrköping ist. Wir kennen Leute aus anderen Gegenden, unser Bassist ist beispielsweise aus Malmö, für ihn ist es also eine fast dreistündige Zugfahrt, zwei Leute leben in Stockholm und kommen ursprünglich eigentlich auch aus dem südlichen Teil von Schweden. Also ja, ich denke wir sind sieben Leute, manchmal. Wir waren acht auf unserer Release-Show, da Rickard (Larsson, Anmerk. d. Verf.), der Background-Vocals auf allen Alben beigesteuert hat, in einer sehr frühen Version von YEAR OF THE GOAT, so etwa 2006 oder 2007, Bass spielte und jetzt auf „Trivia Godess“ erneut den Bass eingespielt hat, da wir keinen Bassisten hatten, als wir alles aufgenommen haben. Unser neuer Bassist kam erst dazu, als das Album bereits im Kasten war. Wir fragten Rickard, ob er das übernehmen kann, denn der ist ein großartiger Bassist. Ich glaube wir hatten zwei Abende und er hat alle Bassspuren fertig eingespielt.. Thomas und ich sagten ihm nur „Kannst Du das probieren? Kannst Du dies probieren?“. Er probierte alles und hat es wirklich exzellent gemacht.

Er hat einige Shows mit uns gespielt und ich glaube da waren wir acht Personen. Dann gibt es noch eine zweite Frauenstimme, Maria (Eriksson, Anmerk. d. Verf.), auf diesem Album, da wir die stärkere feminine Seite natürlich auch im Sound haben wollten. Die weiblichen Stimmen nehmen dieses Mal mehr Raum im Mix ein. Sie war aber bei keinem der Konzerte dabei. Außerdem kommen auch manchmal Leute zurück. Unser Drummer, den wir auf allen Alben vor diesem hatten (Fredrik Hellerström, Anmerk. d. Verf.) fängt langsam an uns zu vermissen, denke ich, da er von Zeit zu Zeit in unserem Probe-Studio auftaucht. Das ist sehr schön, denn wir vermissen ihn auch. Vielleicht werden wir eines Tages eine Show mit zwei Schlagzeugern spielen, wer weiß?

Wir haben auch noch andere Leute in unserem Umfeld. Ich weiß nicht, ob Du die Band MARDUK (betont den Namen mit rollendem R) kennst?

Selbstverständlich.

Einer ihrer Bassisten, Devo Andersson, wird im Dezember eine Show mit uns in Hamburg spielen, da unser Bassist beschäftigt ist und nicht mitkommen kann. Also fragten wir ihn und er sagte: „Ja, klar mache ich das“. Er und ich haben zusammen in einer Band gespielt als wir so etwa 15 Jahre alt waren, haben aber seitdem nicht mehr zusammen gespielt. Wir kennen uns und er hat ein Studio, in dem wir zusammen an Projekten gearbeitet haben, aber es wird das erste mal seit einer sehr langen Zeit sein, dass wir tatsächlich zusammen spielen.

Ich bin also nicht sicher, alles kann passieren. Vielleicht sind wir sieben. Bei vielen Konzerten – wir touren bald durch Deutschland, Österreich und Polen – werden wir sechs sein. Das ist eine logistische Sache und natürlich auch eine ökonomische. Wir würden uns wünschen, wir könnten alle früheren Mitglieder mitnehmen aber das wären dann um die 20 Leute auf der Bühne. Das würde trotzdem Spaß machen.

Ich bin ehrlich: Als ich „Alucarda“ das erste Mal hörte, mochte ich ihn gar nicht. Ich hatte sogar fast ein bisschen Angst, dass mich Euer neues Album enttäuschen könnte. Nun, das ist absolut nicht der Fall und jetzt, im Kontext des Albums, mag ich den Song sogar richtig gerne. Kannst Du das nachvollziehen und hast Du vielleicht Beispiele, wo es Dir mit einer Deiner Lieblingsbands ähnlich ging?

Tatsächlich verstehe ich Dich komplett. In den frühen Stadien der Entwicklung dieses Albums, mochte ich diesen Song wirklich nicht besonders. Ich fand, er fühlte sich etwas kitschig an, konnte das aber nicht wirklich erklären. Dann begannen wir, ihn aufzunehmen und ich verstand diese „Alucarda“-Sache, ein Song mit einem Titel aus einem interessanten Film, aber ich dachte: „Können wir uns nichts eigenes ausdenken?“. Aber dann, nach einer Weile, als wir begannen, die Texte zu schreiben, beschäftigten wir uns damit, es mehr als Symbol für andere Dinge zu verwenden. Frauen in der Religion, wie sie beschrieben werden, die meiste Zeit als besessen von Dämonen, leichter zugänglich für die Mächte des Bösen, den verdammten Apfel im Garten zu essen und all das. Als wir ihn am Ende komplett aufgenommen hatten, dachte ich: „OK, das könnte funktionieren.“ Als ich später den fertigen Mix mit allem anderen hörte, begann ich ihn richtig zu mögen. Auf eine gewisse Art hatte ich also die gleiche Erfahrung wie Du.

Das ist mir bestimmt auch schon mal mit anderer Musik passiert, die ich mir angehört habe. Ich kann mich gerade nicht wirklich an einen bestimmten Song erinnern, aber ich denke es gibt ein paar. Vielleicht vom DEEP-PURPLE-Album „Perfect Strangers“. Da gab es einen Song, ich weiß nicht mehr welcher, der sich falsch anfühlte, aber als ich ihn mir mal konzentriert anhörte fühlte er sich plötzlich richtig an.

Vielen Dank für Deine Zeit, Pope. Es macht immer wieder Spaß, sich mit Dir zu unterhalten.

Es war schön Dich wiederzusehen. Bye!

Quelle: Interview mit Pope / Year Of The Goat
16.11.2025

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

Exit mobile version