Alarm!-Club in Zwickau
Zerquetscht und zerrieben!

News

Nach dem zweiten Geburtstag im November herrscht jetzt im „Alarm!“-Club Zwickau Katerstimmung. Die Konzerthalle für harte und dunkle Musik muss ab Januar eine Zwangspause einlegen – ob nur für kurze Zeit oder für immer ist ungewiss. „Wir können die anstehenden Sicherheitsauflagen der Stadt im Bereich Brandschutz oder Lüftung nicht mehr erfüllen“, sagt Peter Jacobi von der Betreiberfirma des „Alarm!“. Bis zum 1. Januar soll laut einem Bescheid des Zwickauer Bauordnungsamts unter anderem eine automatische Brandmeldeanlage mit 24-Stunden-Verbindung zur Feuerwehr installiert werden. Außerdem ist eine neue Entrauchungsanlage fällig. „Das ist unmöglich für uns, die nötigen 100000 Euro besitzen wir nicht“, erklärt Jacobi die deshalb fällig werdende Schließung des Clubs und wehrt sich gegen die Auflagen: „Viele Forderungen aus dem Amt sind für uns schlicht nicht nachvollziehbar.“ Und tatsächlich: Vergleichbare Konzertsäle in Sachsen brauchen zum Beispiel keine kostspielige Direktleitung zur Feuerwehr. Der Streit zwischen dem Bauordnungsamt und dem „Alarm!“ schwelt schon seit der Eröffnung. In dem Gebäude des „Alarm!“ war vorher eine Disko untergebracht, die weniger Sicherheitsauflagen erbringen musste. Volker Lippmann, Chef im Zwickauer Bauordnungsamt, rechtfertigt sich: „Die Disko war nur für 300 Personen ausgelegt, der Club für 800. Deshalb musste alles neu genehmigt und überprüft werden.“ Die Kosten für die Umbauten trugen bisher die Betreiber um Jacobi. Jetzt ist aber das Geld alle. „Wir sehen da auch unseren Vermieter in der Pflicht, doch der zuckt sich nicht“, ärgert sich Jacobi. Das ist nicht alles: Als die „Alarm!“-Macher das Gebäude 2000 als Konzerthalle mieteten, merkten sie erst zu spät, dass nach den Notausgängen Schluss war – das angrenzende Gelände gehört der ZKZ Verwaltungs-AG. Denn die Stadt Zwickau hatte bei einer Grundstücksteilung die Grenze des „Alarm!“-Gebäudes als Grundstücksgrenze gesetzt. Dennoch fordert die Stadt von dem Club, das Wegerecht jetzt verbindlich zu klären, etwa über Anmietung oder Kauf. „Unser Vermieter konnte auch hier noch kein Ergebnis präsentieren“, meint Jacobi. Der mögliche Grund: Das Gebäude des Clubs ist ein Insolvenzfall. Der Münchner Anwalt Manfred Barzen wurde zwangsweise als Vermieter eingesetzt, der ursprüngliche Eigentümer des Bauwerks ist längst pleite. „Natürlich besteht da kein Interesse, uns bei den Kosten entgegenzukommen und uns zu helfen“, meint Jacobi. Ein Gerichtsverfahren, um das Geld für die nötigen Umbauten einzuklagen, würde zu lang dauern, so Jacobi weiter: „Schon ein halbes Jahr ohne Konzerte wäre der Tod für den Club.“ So liegen die Hoffnungen im Entgegenkommen des Zwickauer Bauordnungsamtes. Dessen Chef Lippmann legt sich fest: „Die Auflagen sind rechtskräftig.“ Nicht ganz so hoffnungslos sieht Wilfied Stoye, Chef im Zwickauer Kulturamt, die Lage: „Der Club ist für die Stadt sehr wichtig, allerdings können wir keine finanzielle Förderung geben. Aber wenn sich alle Beteiligten nochmal an einen Tisch setzen, sollte eine Einigung möglich sein.“ Mit dem eventuellen Ende des „Alarm!“ käme auch der Rock-Life Verein in Schwierigkeiten, der seit zehn Jahren in ganz Sachsen Metal-Konzerte organisiert. „Der Club ist für uns eine zweite Heimat geworden“, sagt Rock-Life Organisator Roland Ritter, „Es gibt nirgendwo anders so gute Bedingungen für uns und die Fans.“ Auch der Chefredakteur des größten deutschen Metal-Magazins „Rock Hard“, Götz Kühnemund, ist entsetzt: „Sowohl bei den Künstlern als auch unter Tourneeveranstaltern gilt dieser Club als besonders professionell und liebevoll geführt. Eine Schließung hätte überregionale Folgen und würde einen Schaden in der Infrastruktur der deutschen Konzertszene nach sich ziehen, der nicht wieder gutzumachen wäre.“ (thx to Henri Kramer)

WordPress › Fehler

Es gab einen kritischen Fehler auf deiner Website.

Erfahre mehr über die Problembehandlung in WordPress.