Anti-Flag - Lies They Tell Our Children
Jannik Kleemann
Soundcheck Januar 2023# 5
Galerie mit 19 Bildern: Anti-Flag - Greenfield Festival 2023
ANTI-FLAG waren schon immer eine Band, die ihren Finger in die Wunde großer existenzieller und politischer Themen gelegt hat. Dabei hatten die US-Amerikaner insbesondere während der Präsidentschaft Donald Trumps leichtes Spiel, neue Songs zu kreieren, was in dem vor drei Jahren erschienenen „20/20 Vision“ mündete. Doch die Punk-Rock-Band braucht keine durchgeknallte Zitrusfrucht, um Material für Songs zu finden und so beschäftigt sich der neue Output „The Lies They Tell Our Children“ mit den ganz großen Themen unter dem Überbegriff der sozialen Ungerechtigkeit.
ANTI-FLAG gegen die Ungleichheit in der Welt
„The Lies They Tell Our Children“ ist das erste richtige Konzeptalbum in der Geschichte der Pittsburgher Band, es geht in allen Songs darum, dass der finanzielle Profit über die Menschen als solche gestellt wird. Dabei werden Themen wie allgemeine Gesundheitsversorgung (ja, das ist in den USA bekanntlich ein noch größeres Problem als hier, Stichwort Obamacare) und die Erhaltung der Umwelt behandelt.
Für dieses Unterfangen haben sich ANTI-FLAG dieses Mal eine ganze Reihe an Gästen herangeholt, um mit ihnen zusammen zu musizieren. „Modern Meta Machine“ hat Jesse Leach von KILLSWITCH ENGAGE am Mikrofon, „Laugh. Cry. Smile. Die.“ bringt ein Feature von Shane Told von SILVERSTEIN mit sich und bei „The Fight For Our Lives“ geben sich Tim McIlrath von RISE AGAINST und Brian Baker von BAD RELIGION die Ehre.
Ashrita Kumar von PINKSHIFT ist bei „Imperialism“ dabei, auf „Victory Or Death (Give ‚Em Hell)“ finden wir ein Feature von Campino von den TOTEN HOSEN. „Shallow Graves“ hat den Musiker Tré Burt dabei und „NVREVR“ bringt Stacey Dee von BAD COP/BAD COP mit.
Ist „The Lies They Tell Our Children“ mehr als Namedropping?
Musikalisch kann die Marschrichtung immer noch in Richtung Punk Rock verortet werden, dieses Mal schlägt allerdings auch der Alternative- und Indierock mehr durch als noch auf dem Vorgänger. Die Texte mögen gewohnt hochpolitisch und kritisch sein, die Musik ist aber ein Stück handzahmer geworden. Viele Stücke bewegen sich im Midtempo und sind kleine, in sich geschlossene Hymnen. Die ungezügelte, punkige Schnelligkeit ist hier eher seltener zu finden.
Damit ist ANTI-FLAG sicherlich erneut ein wichtiges Werk gelungen, das musikalisch aber hinter seinem sehr starken Vorgänger zurück bleibt. Die Featuregäste verleihen dem ganzen eine gewisse Würze, fallen aber auch nicht so stark ins Gewicht, dass sich die Band auf sie verlassen muss. Insgesamt wird „The Lies They Tell Our Children“ bei der Fan-Zielgruppe sicherlich Gefallen finden.
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