Borknagar - Empiricism

Review

Etwas mehr als ein Jahr hat Borknagars letztes Album „Quintessence“ mittlerweile auf dem Buckel. Nun liegt mit „Empiricism“ der Nachfolger vor und man merkt, dass sich einiges im Bandumfeld getan hat. Der bisherige Sänger ICS Vortex hat Borknagar gänzlich in Richtung Dimmu Borgir verlassen. Als Ersatz konnte man keinen geringeren als Vintersorg, der mittlerweile den dritten Sänger in der Bandgeschichte markiert, verpflichten. Dies war ein Griff, der sich absolut gelohnt hat, haben die Mannen um Chefkompositeur Oystein G. Brun doch im Vergleich zu „Quintessence“ einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht. Der Gesang Vintersorgs verleiht Borknagar ein neues, noch melodiöseres, epischeres Gesicht, das ihnen sehr gut steht. Die rasenden Black-Metal-Elemente kommen seltener zum Tragen als noch auf dem Vorgänger und sind im Zusammenspiel mit melodiös-verträumten, akustischen Teilen und ins Ohr gehenden Gitarrenharmonien gerade mal noch gleichberechtigt. Über allem thront jederzeit die majestätische Stimme des neuen Sängers, die sowohl gekreischt als auch clean vorgetragen absolut überzeugen kann. Hinzu kommen die von den Norwegern bekannten Folk-Einflüsse, die von einigen Streichinstrument-Parts unterstützt werden (z.B. bei „The Stellar Dome“). Also ist für Abwechslung und latentes Gänsehautfeeling gesorgt. Einzig „Matter & Motion“, das als ziemlich schräges, gegen Ende mit Gitarren versehenes Klavierstück daherkommt, fällt vom übrigen Niveau der Songs etwas ab, womit es den Ausfall dieses Silberlings markiert. Als Anspieltipps gebe ich den schnellen Opener der Platte, „The Genuine Pulse“, der vor allem durch Vintersorgs wechselnden Gesang und durch das Keyboardthema zu begeistern vermag, „Soul Sphere“, das sehr abwechslungsreich ausgefallen ist, und das balladeske „The View Of Everlast“ mit auf den Weg. Über die Produktion lässt sich auch kein negatives Wort verlieren. Diesmal haben Borknagar diesen Part sogar selbst in die Hand genommen (bei „Quintessence“ saß noch Herr Tägtgren an den Reglern) und ihren neuen Silberling soundtechnisch veredelt. Somit ist „Empiricism“ ein gutes, empfehlenswertes Album geworden, das abgesehen von dem einen Ausfall, keinen Schwachpunkt besitzt und mit Sicherheit noch einige Runden in meinem Player drehen wird.

18.11.2001
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