Candlemass - Candlemass

Review

Selbst wenn ich Millionär wäre, ich hätte keinen gottverdammten Cent darauf gewettet, dass CANDLEMASS nach ihrem ganzen Auflösungs- und Wiedervereinigungshickhack, der schon fast lächerliche Züge angenommen hatte, ein vernünftiges Album an den Start bringen würden. Und jetzt? Jetzt bin ich insofern schlauer, dass mir eine Menge Kohle durch die Lappen gegangen ist, aber auch auf eine gewisse Weise glücklich darüber. Geld ist vergänglich, dieses simpel „Candlemass“ betitelte Werk jedoch keinesfalls.

Die Großmeister des Doom haben es tatsächlich geschafft, an vergangene Großtaten anzuknüpfen, ihre Stärken zu bündeln und anno 2005 unerwartet einmal mehr zu beweisen, wer die Speerspitze dieses wegen seiner treuen Fangemeinde nicht tot zu kriegenden Genres ist.

Dabei startet alles mit einer faustdicken Überraschung, denn der superbe Opener „Black Dwarf“ hat so gar nichts mit schwerfällig schleppenden Lavaströmen in latent depressiven und epischen Klangfarben gemein. Hier brettern die Schweden im schwermetallischen Midtempo voran, dass der gewöhnliche Doomster an den Rand eines Herzinfarktes gebracht wird. Gut so, denn auf diese Weise verschafft der Fünfer seinem neuen Songmaterial eine ungewohnte Lockerheit, die dazu führt, dass der einzig wahre Kuttenträger, Messiah Marcolin, so befreit singt wie selten zuvor. Doch keine Angst, Ihr Freunde der in andere Sphären entführenden Schwerfälligkeit! Mit „Assassin Of The Light“, „Copernicus“, „Spellbreaker“ oder „The Day And The Light“ sind genug melodiöse, traditionelle Slo-Mo-Hymnen an Bord, um selig an alte „Nightfall“-Zeiten erinnert zu werden und sich zu freuen, dass selbige durch Songwriter Leif Edling annährend wiederbelebt werden.

Und hier sind wir beim einzigen Kritikpunkt von „Candlemass“ (wie Ihr gemerkt habt, lag im letzten Satz die Betonung auf „annährend“): Die „neuen“ CANDLEMASS haben sich zwar sehr stark von ihren Wurzeln beeinflussen lassen und sich an ihnen orientiert. Die unbeschreibliche Magie, die sie 1987 auf ihrer zweiten Platte kreierten, geht ihnen fast 20 Jahre später aber leider etwas ab, woran die sehr moderne Produktion sicher nicht ganz schuldlos ist. Einzig das intensive, fast schon schmerzhaft schöne „Seven Silver Keys“ hätte auf dem CANDLEMASS-Referenzwerk seinen gerechtfertigten Platz gefunden. Der Rest bewegt sich knapp unter diesem (eigentlich nicht mehr erreichbaren) Niveau.

Lassen wir für das Fazit Cover und Titel dieser Platte sprechen: Konzentriert auf das Wesentliche, in seiner konsequenten Schlichtheit meist geheimnisvoll fesselnd und doch nicht alles direkt preisgebend, spiegeln beide CANDLEMASS anno 2005 perfekt wieder. Ein Muss für alle alten Fans dieser Band, alle Doom-Jünger an sich und natürlich auch für die, die es noch werden wollen. „Candlemass“ ist beileibe nicht der schlechteste Einstieg!

13.04.2005
Exit mobile version