Carcass - Despicable

Review

CARCASS melden sich ziemlich genau sechs Jahre nach ihrer EP “Surgical Remission / Surplus Steel” mit einer neuen EP zurück. Die enthält vier neue Tracks und trägt den Titel “Despicable”, zu Deutsch etwa “abscheulich”, “verachtenswert” oder “ekelhaft”. Wer sich jetzt Gedanken macht, ob damit die Musik an sich gemeint ist oder doch eher ein Hinweis auf die Texte erfolgt, sollte einen Blick auf die Songtitel werfen: Da rotieren die Skalpelle, da versammeln sich die lebenden Toten in Manchesters Leichenhalle, da wird gemetzgert. Also all das, was Hobbypathologen heute von CARCASS erwarten dürfen.

CARCASS lassen die Skalpelle rotieren

Auf die vier Tracks auf “Despicable” wiederum trifft eher das Attribut “umständlich” zu. Sie nehmen lange Anlauf, wirken anfangs etwas wirr, um sich nach ein paar Hördurchgängen doch noch alles zu recht passablen Songs zusammenzufügen. Der Opener “The Living Dead At The Manchester Morgue” ist so ein Fall: Das Stück beginnt mit einem zweistimmigen Gitarrenlead, um sich dann etwas behäbig durch die Strophe zu schleppen und schließlich Fahrt aufzunehmen. Das klingt zunächst reichlich beliebig und unstrukturiert, fängt dann aber irgendwann im Kopf des Hörers zu flirren. Und ja, das Stück hat was.

Wie eigentlich jedes der vier Stücke: Egal, ob es jetzt die bekannten zweistimmigen Gitarrenleads sind, die sich in den Ohren festsetzen, oder ob es die dumpf grollenden Riffs sind, die mit dem wie gewohnt Abscheu ausdrückenden, extrem tonlosen Gesang von Frontmann Jeff Walker eine unschöne Verbindung eingehen. Aber etwas ‘Schönes’ erwartet der CARCASS-Fan ja auch nicht. So gesehen klingt das abschließende “Slaughtered In Soho” sogar unpassend positiv.

„Despicable“ klingt zunächst umständlich

Unterm Strich findet sich auf “Despicable” sicherlich kein neuer Klassikersong, aber “The Living Dead At The Manchester Morgue” und “Under The Scalpel Blade” rollen nach einer Einhörungsphase ganz angemessen und bieten einige nette Hooks. Für Stücke, die CARCASS “offcuts” nennt, “Reststücke” aus den Aufnahmen zum neuen Album „Torn Arteries“, ist das gar nicht so verkehrt. Und da sich die Tracklists offensichtlich nicht überschneiden werden, sollte man als Fan in diese EP zumindest mal reinhören.

11.11.2020

- Dreaming in Red -

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