Coldsteel - American Idle

Review

Auch knapp mehr als zwanzig Jahre später bin ich immer noch davon überzeugt, dass die von der amerikanischen Ostküste stammenden COLDSTEEL mit etwas mehr Glück heutzutage mit zu den großen Namen im Thrash zu zählen wären, hatte doch „Freakboy“, das seinerzeit veröffentlichte Debütalbum, alles zu bieten, was man sich von einem amtlichen Thrash-Album gewünscht hatte.

Doch leider kam es für die Herrschaften völlig anders, denn ihr Label musste den Laden dicht machen und das kurz bevor man die Jungs auf Europa-Tournee schicken wollte. Dabei war es gerade Europa, das sich an dem mit einer ordentlichen Power Metal-Schlagseite versehenen und viel Melodie durchzogenen groovenden Thrash von COLDSTEEL ergötzen konnte. Doch schon davor, mit ihrem 1991 aufgelegten zweite Demo „Perfect Peace“ konnten sich die Burschen einen guten Namen machen, kein Wunder also, dass dieses Tape auch heute noch für Alarm im Underground sorgt, Dennoch aber schmissen die Amis schon 1993 – frustriert vom Business und von internen Querelen zerfleddert – das Handtuch und gaben ihre Auflösung bekannt, sehr zum Leidwesen ihrer Fans. Da man von den Musikern danach wenig bis gar nichts mehr vernehmen konnte, kam es umso überraschender als im letzten Jahr erst Gerüchte durchsickerten, dass sich COLDSTEEL reformiert hätten.

Offenbar initiiert von Band-Urgestein und Frontmann Troy Norr (der schon kurz nachdem die Truppe mehr oder weniger als Ableger von KRONIN gegründet wurde, mit dabei war) gab der Fünfer, zu dem aktuell sein langjähriger Sidekick Joe Shavel an der Gitarre und der nach den Aufnahmen des Debüts zum Quintett gestoßene Drummer Hal Aponte (der zwischenzeitlich auch mal bei ICE AGE anheuerte) sowie die beiden neuen Bandmitglieder Eddie Campbell (Gitarre) und ICE AGE-Bassist Doug Odell zählen, amtlich Gas, so dass wir dieser Tage nicht nur die Tatsache, dass COLDSTEEL wieder am Start sind bejubeln dürfen, sondern auch ihr Comeback-Album.

Zwar erweist man uns vorerst nur in Form einer EP die Ehre, doch schon der erste Höreindruck macht deutlich, dass jegliche Vorsicht – sollte es diese gewesen sein, die in einer EP resultierte – seitens der Truppe völlig fehl m Platz war und man gut und gerne noch viel mehr Exponate des Schaffens hätte anbieten können. Der Fünfer kommt nämlich auch zwanzig Jahre später mit amtlich krachendem Thrash Metal daher und lässt für Genre-Freak(boy)s kaum Wünsche offen.

Keine Ahnung, ob man uns auf „American Idle“ eventuell Songs, oder auch nur Fragmente aus der Band-Vergangenheit auftischt, oder aber doch brandaktuelles Material vorsetzt, die Band jedenfalls hat nichts von ihrer Klasse eingebüßt und einmal mehr die für sie typischen zwingende Grooves (OVERKILL lassen ab und an grüßen), das prägnante, teils technische, immerzu aber eingängige Riffing (diesbezüglich darf man mitunter auch an eine griffigere Variante von SACRED REICH denken) am Start und wird zumindest ihre Klientel sofort im Dreieck hüpfen lassen. Nichts verlernt scheint auch Troy zu haben, denn auch wenn seine Stimme mittlerweile ein Nuance dunkler und auch tiefer rüberkommt als in der Frühzeit, sein Timbre, das irgendwo auf halbem Weg zwischen James Hetfield und dem früheren XENTRIX-Sänger Chris Astley anzusiedeln ist, erweist sich immer noch als unverkennbar und auch seine Ausdruckskraft ist unwiderstehlich geblieben.

Ich persönlich drücke COLDSTEEL von nun an sämtliche Däumchen, dass ihnen zumindest ansatzweise etwas von ihrem längst verdienten Erfolg zuteil wird, bettle aber gleichzeitig auf meinen lädierten Knien rutschend darum, selbst bei Ignoranz seitens der „breiten Masse“ nicht erneut wieder abzutreten. Welcome back, COLDSTEEL!

09.02.2013

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