
Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.
Obwohl technisch bzw. geographisch gesehen nicht aus New Orleans stammend, hatte Pepper Keenan geholfen, den ikonischen NOLA-Sound im Lineup von DOWN in Form zu gießen. Angesichts dieser Vita wundert es daher wenig, dass diese musikalische DNA bei Keenans eigentlicher Band CORROSION OF CONFORMITY gelegentlich durchscheinen würde, wobei die in North Carolina ansässige Kapelle um das einzig konstante Mitglied, Chefklampfer Woody Weatherman, gerne markante Hardcore-Einflüsse in ihren Sound einbindet. Aber mit ihrem 2005er Werk „In The Arms Of God“ setzten Keenan, Weatherman und Co. dem Sound, den sie mit „Deliverance“ und „Wiseblood“ in Stein meißelten, die Krone auf – die nahezu perfekte Verschmelzung aus Sludge, Southern Metal und Stoner Rock.
Der Sound von dicken, verschwitzten Klöten
Die Band legte vor und nach Veröffentlichung von „In The Arms Of God“ jeweils Pausen ein, wobei Keenan im Anschluss an das gegenständliche Album erst 2014 zu den Live-Aktivitäten zurückkehren und albumtechnisch 2018 auf „No Cross No Crown“ zu hören sein sollte. Generell scheint es, als wären die einzelnen Mitglieder der Band oftmals in andere Projekte involviert gewesen, sodass diese Pausen meist mit diesen Arbeiten zusammenhingen. Oder zumindest finden sich wenige Hinweise auf etwaiges, personelles Drama innerhalb des Bandgefüges wieder. Glaubt man entsprechend den zeitgenössischen Berichten, so schien die Rückkehr Keenans auf durchweg warme Resonanz gestoßen zu sein.
Natürlich kann es auch einfach sein, dass es sich hier um eine der Bands handelt, die ihre interpersonellen Uneinigkeiten nicht in die Öffentlichkeit herausträgt. In jedem Falle wollten CORROSION OF CONFORMITY nach den beiden Comeback-Scheiben in Folge der 2010er Reunion, die mehr den punkigen Hardcore-Wurzeln Tribut zollten, wieder zum Sound zurückkehren, der sie in die Ohren der Öffentlichkeit brachte mit Alben wie „Deliverance“ und „Wiseblood“ und natürlich Hits der Marke „Albatross“. Aber den perfekten, angenehm komplexen, wirklich angepisst und durchweg maskulin klingenden Wurf legten sie mit „In The Arms Of God“ hin, ein vor allem im Vergleich zum Vorgänger „America’s Volume Dealer“ von 2000 ausgesprochen vielschichtiges Werk.
„In The Arms Of God“ ist ein massiver Southern Metal-Brocken
Und viel hat damit zu tun, dass sich CORROSION OF CONFORMITY hier einfach so dynamisch, dreckig und impulsiv präsentieren. „Stonebreaker“ ist halt auch der perfekte Opener. Eröffnet wird mit einem Solo unter Hammond-Klängen, das so richtig nach einem Bourbon-Bad nach einer Session Holzhacken klingt, ehe der Song mit ultraschweren Bierkastenriffs beherzt losmarschiert. Keenan klingt richtig angepisst am Mikrofon, sein Schimpfgesang leistet hervorragende Arbeit darin, die Hook in Mark und Bein zu treiben. Das bleibt eine der zentralen Qualitäten der Platte, nicht nur im fast programmatisch alle Facetten der Platte abdeckenden Opener, sondern auch in anderen Cuts wie „Never Turns To More“ oder „The Backslider“.
Markante Jack Daniels-Licks schlängeln sich die Blues-Tonleiter rauf und runter, ohne jedoch in zu vorhersehbare Muster zu geraten. Irgendwie ist es den US-Amerikanern hier gelungen, aus diesem an sich recht beschränkten Baukasten eine breite Palette an Stimmungen und Riffs aufzufahren, die von atmosphärischen Kabinettstückchen wie dem großartigen „Rise River Rise“ hin zu aggressiven Brechern der Marke „Paranoid Opioid“ reichen. Das Zauberwort heißt eben „Impulsivität“ und die grobkantige Heaviness, mit der hier teilweise aufgestampft wird, lässt den Schritt auf Empfängerseite automatisch breitbeiniger werden – der Sound dicker, verschwitzter Klöten in Reinkultur. Man höre nur mal den abschließenden Titeltrack!
Mit grober Kante schufen CORROSION OF CONFORMITY ein denkwürdiges Album
Insgesamt klingen sie auf „In The Arms Of God“ etwas bluesiger, aber irgendwie auch ruppiger, voluminöser und urtümlicher als auf dem gern als Schlüsselalbum des Southern Metal-Sounds gehaltene „Wiseblood“. Darüber hinaus waren sie auf besagtem Album deutlich zugänglicher als auf diesem 2005er Werk, das trotz fülliger, selbst heute noch zeitgemäß klingender Produktion sperriger klingt. Es gibt durchaus Cuts wie „The Backslider“, die sicher noch auf einer älteren Veröffentlichung hätten Platz finden können (und möglicherweise sogar auf Ideen aus dieser Zeit zurückgehen), aber das Gros der Veröffentlichung setzt auf zünftige, gewichtige Songs, die man sich auf Hörerseite regelrecht verdienen muss.
„In The Arms Of God“ war seinerzeit ein kritischer Erfolg und schien in Sachen Chartperformance auf einem Level mit „Wiseblood“ zu sein – und das ohne eine „große“ Single. Es wurde „Stonebreaker“ ausgekoppelt, das aber nicht den Grad an Airplay eines „Albatross“ oder „Clean My Wounds“ erfuhr. „In The Arms Of God“ ist zudem das einzige Album, auf dem Ur-Drummer Reed Mullin nicht zu hören ist. Stanton Moore übernahm die Position hinter den Fellen und Kesseln für diese Platte und schnürte ein paar grobkantige Grooves, welche die zum Teil recht aggressiven Vibes der Platte wunderbar unterstrichen. Die Grooves eines „World On Fire“ fühlen sich durch seine Arbeit so richtig schön ungeschliffen an, was die grobe, maskuline Ästhetik der Veröffentlichung nur mehr in die Karten spielt.
Es ist schlicht ein Klassiker und einer von vielen Nachweisen dafür, dass sich CORROSION OF CONFORMITY ihren Platz im Stoner-/Sludge-Olymp mehr als verdient haben.

Michael































Also echt…wenn dieses album ne 10/10 bekommt müsste „blind“ ja ne 15/10 bekommen…
Ein gutes Album, aber nicht das beste von Corrosion of Conformity.