Death Ray Vision - No Mercy From Electric Eyes

Review

Soundcheck Juni 2023# 14

Darf’s auch mal wieder Backenfutter der zünftigen, amerikanischen Art sein? DEATH RAY VISION, eine Band u. a. mit KILLSWITCH ENGAGE-DNA in Form von Mike D’Antonio liefern das – und noch mehr. Die Band aus Massachusetts, die sich erst 2022 mit Keith Bennett ihren neuen Sänger angelacht hat, spielt einen thrashigen Hardcore, der darüber hinaus gerne in mit Südstaaten-Flair unterfütterten Groove Metal übergeht. Das dritte Album „No Mercy From Electric Eyes“ folgt der Bandtradition, Alben im Fünf-Jahres-Takt zu veröffentlichen, was heuer sicher auch den übrigen Verpflichtungen der einzelnen Bandmitglieder und sicher auch einer gewissen Pandemie geschuldet ist. Was kann aber dieses verflixte dritte Album?

Der dritte Streich von DEATH RAY VISION

Was „No Mercy From Electric Eyes“ auszeichnet ist eine recht grobkörnige Attitüde, die trotz moderner, klarer Produktion durchscheint. Ein ähnliches Kunststück gelang vor nicht allzu langer Zeit den Spaniern ANGELUS APATRIDA mit ihrem Selbstbetitelten, wobei die hier gegenständlichen US-Amerikaner insgesamt doch etwas rockiger und punkiger unterwegs sind. Das hält sie nicht davon ab, einige stramme Midtempo-Grooves zu schnüren wie bei „Reaper“ oder „Praise The War Machine“, die beide ordentlich in die Nackengegend fahren. Speziell letzteres wartet im letzten Drittel des Songs mit simplen aber nichtsdestotrotz epischen Gitarrenläufen auf, begleitet durch eine der cleaneren Hooks.

Diese sind, wenn sie zum Einsatz kommen, tatsächlich auch ziemlich stark, beispielsweise auch wunderbar in „In Unholy Water“ und ganz besonders in „Crawl Forth The Cowards“ nachzuhören. Letzteres mutiert dank seiner großartigen Hook auch prompt zum Albumhighlight, Bennett schwingt sich hier zu wahrhaft hymnischen Höhen auf, während die Melodieführung fast etwas Melancholisches in den Sound hinein bringt. Benetts übrige Gesangsdarbietung hütet sich glücklicherweise vorm heiseren wie klischeebehafteten Hardcore-Brüller der modernen Schule und raunzt, bellt und schimpft mit markanter Reibeisenstimme dass es eine wahre Freude ist, bestenfalls dann noch mit markigen Gangshouts begleitet. Es passt definitiv wunderbar zu dem mit südstaatlichem Flair gewürzten Klangbild.

„No Mercy From Electric Eyes“ profitiert von seiner songschreiberischen Pfiffigkeit

Das funktioniert auf die Distanz des Albums auch recht gut. Es wirkt an einigen Stellen so, als hätte „No Mercy From Electric Eyes“ etwas mehr Straffheit vertragen können, aber diese Entscheidung ergibt ob des Rock-Aspektes schon Sinn. Und straffes Gethrashe schafft es in Form von „From The Rafters“ oder „Iron Age“ oft genug in den Sound hinein. Viel wichtiger ist, dass das Songwriting durchgehend pfiffig ist und sich vor allzu eklatanten Wiederholungen hütet. Da begegnet dem Hörer dann durchaus mal ein aggressiver Blastbeat in „Broken Hands Of God“ oder „Iron Age“, gar schwarzmetallisch anmutende Raserei in „Behead The King“ oder mit „Armageddon Is The Answer“ ein Song, der den Rock n‘ Roll-Aspekt auf die Spitze treibt. Da darf es dann auch mal mit „Premature Evisceration“ in Form eines Vierzigsekünders richtig hart aufs Fressbrett geben.

„No Mercy From Electric Eyes“ ist ein richtig gutes Brett geworden, bei dem Hardcore und Thrash wunderbar miteinander vereint werden. Innovationen sucht man hier natürlich vergeblich, aber DEATH RAY VISION wissen glücklicherweise, wie man knackige Songs zu schreiben hat. Und sie gestikulieren in ihren trashigen Momenten auch gerne mal in Richtung Bay Area. Dass „No Mercy From Electric Eyes“ nicht so straff gezogen wurde, ist langfristig gesehen definitiv ein Vorteil und wirkt sich positiv auf die Halbwertszeit der Platte aus. Das Album macht einfach nur von vorn bis hinten Spaß und geht direkt ins Blut. Da kann man nur hoffen, dass sich die Herren nicht schon wieder fünf Jahre Zeit lassen bis zur nächsten Platte.

05.07.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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