Discard - Carrion

Review

Man sieht bzw. hört nur mit dem Herzen gut. Der Kleine Prinz, Ray Charles und Heino wussten es schon immer. Wir stören uns also nicht an dem hässlichen Cover (So stelle ich mir Bill Kaulitz‘ Autopsiefoto vor) des DISCARD-Debüts und sind gespannt, was die Finnen so zu bieten haben.

Außer diversen Blackmetalbands und weichgeheulten Düstervögeln wie HIM hat das Land der Mitternachtssonne bisher mit wenigen bemerkenswerten musikalischen Exporten geglänzt. DISCARD wollen das mit „Carrion“ ändern. Der vom Quintett aus dem östlichen Joensuu (gemeint ist der Osten Finnlands) angekündigte „pure Death-Fucking-Thrash’n’Roll mayhem“ erfüllt meine aufgrund dieser Selbsttitulierung hohen Erwartungen jedoch nur teilweise. Denn das „-’n’Roll“ fehlt auf „Carrion“. Die Finnen hauen uns ein knüppelhartes, präzise eingespieltes und auch bei hoher Lautstärke schepperfreies Stück Thrash auf’s Toupet, wie wir das von THE HAUNTED oder TERROR 2000 gewöhnt sind. Wer sich also wie ich auf dampfhammergroovendes Gepröttel à la RAISE HELL, KONKHRA oder gar ENTBOMBED gefreut hat, wird -wie ich auch- von „Carrion“ enttäuscht sein.
Allerdings nicht lange, denn ansonsten handelt es sich hier um ein sehr ausgereiftes Erstwerk einer gänzlich unbekannten Band. Okay, AMORPHIS-Tomi Joutsen hat bei verschiedenen, etwas deplaziert wirkenden melodischen Parts am Mikro ausgeholfen, aber sonst haben wir es durchweg mit Neulingen im harten Profigeschäft zu tun. Und da Professionalität im Thrash zum Großteil mit Geschwindigkeit einhergeht, haben DISCARD die elf Titel von „Carrion“ in rekordverdächtigen 40 Minuten eingehackt. Respekt! Ebenso profimäßig ist das Gekeife von Heikki Miettinen (Keine Angst, der Mann sieht nicht so süß aus wie sein Vorname vermuten lässt). Von dem, was er so von sich gibt, versteht man kein Wort. Macht aber nix, denn alle Texte sind im Booklet abgedruckt. Neben sehr coolen Zeichnungen der fünf Protagonisten, auf denen diese als Counterstrike-SWAT-Robocop-Abrisskommando mit großkalibrigen Bleipumpen posieren. Geilomat!

DISCARD erfinden weder den Death- bzw. Trash’n’Roll noch den Thrash neu, allerdings vermitteln ihr Album, Songwriting, Produktion und Booklet einen sehr professionellen Eindruck. Die erwähnten, oft sehr hoch intonierten Gesangsmelodien stören zwar, machen „Carrion“ aber nicht wirklich schlecht.
Thrashfans alter (SLAYEEER) und neuer (s.o.) Schule dürften die Platte mögen. Als anspieltipps empfehle ich den Öffner „Bleeding Lead“, „The True Northern Mindset“
und „Fiend“.

15.04.2008

Shopping

Discard - Carrionbei amazon35,33 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36673 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Discard - Carrion

  1. Anonymous sagt:

    Die Parts von Tomi Joutsen sind alles andere als deplatziert! Sicher sind sie nicht im Stil von Amorphis, aber zu Discard passt auch kein Amorphis. Wenigstens jubelt der Rezensent Joutsen’s Teilnahme nicht bis zum Himmel, denn "Carrion" kickt so oder so, mit oder ohne seine Parts.

    10/10