Dream Evil - SIX

Review

Mit „The Book Of Heavy Metal“ hatten sie einen Überhit und ein Quasi-Überalbum, danach glänzten die schwedischen Mal-mehr-Heavy-mal-mehr-Power-Metaller DREAM EVIL in erster Linie dadurch, dass sie eben jene Qualität nicht mehr erreichten. Und natürlich dadurch, dass sie nach „In The Night“ von 2010 mal schlappe sieben Jahre komplett die Füße stillhielten. Nun jedoch steht mit „SIX“ das neue und, wer hätt’s gedacht, sechste Album der Göteborger an – und damit legen DREAM EVIL definitiv nicht das Album hin, das Fans nach so vielen Jahren der Vorbereitung hätten erwarten können.

„SIX“: munteres Zitateraten

Denn sein wir ehrlich: „SIX“ klingt weitestgehend wie von der schwedischen Power-Metal-Stange, erweitert um Zitate aus der Geschichte der Rockmusik. Beispiele gefällig? Da wird in „Sin City“ nicht nur namentlich klassischer Rock zitiert. Da präsentieren DREAM EVIL mit „Creature Of The Night“ eine heavy Rockballade, wie sie in den Achtzigern noch cool gewesen wäre. Und da verneigen sie sich in „Hellride“ ganz, gaaaaaanz tief vor BLACK SABBATHs „War Pigs“ – und „verneigen“ ist die wohlwollende Lesart. „How To Start A War“ ist dann an die NWoBHM angelehnt, „Too Loud“ ist klassischer Hard Rock aufs Wesentliche reduziert. Und in „Broken Wings“ und „We Are Forever“ dürfen sich IRON MAIDEN-Fans über Twingitarren freuen.

Im Norden nichts Neues

Im Norden nichts Neues also. Immerhin ruhen sich DREAM EVIL auf „SIX“ nicht nur auf den Lorbeeren aus, die sich andere Bands über die Jahrzehnte verdient haben: Mit dem selbstbetitelten Opener „Dream Evil“ schreiben sie sich nicht nur auf Album numero sechs auch endlich die eigene Bandhymne, nein, sie liefern auch das ab, was der Titel verspricht. Das heißt: Kräftiger, mächtiger, heavy Power Metal mit all den Trademarks, welche die frühen DREAM EVIL-Alben ausmachen, dessen Refrain sicherlich nicht ohne Hintergrund an den von „The Book Of Heavy Metal“ erinnert. Jungs, ihr scheint doch zu wissen, was eure Stärke ist. Warum nicht daran halten?

„Dream Evil“ rettet das Album

Denn so selbstbewusst „Dream Evil“ auch das Album einleitet, und so witzig das Anleihen-Finden beim ersten Durchlauf von „SIX“ noch ist: Nach spätestens zwei weiteren Durchgängen durch die heimische Anlage nerven die ständigen Zitate und das ständige Davonlaufen vor dem eigenen Stil. Und so gibt es auf diesem Album genau einen Song, der wohl längerfristig im Hirn und auf den Live-Setlists bleiben wird – der heißt eben „Dream Evil“. Der Rest des Albums ist nett bis durchwachsen, womit „SIX“ wertungstechnisch im Mittelfeld stecken bleiben. Nach sieben Jahren Wartezeit hätten Fans auf jeden Fall mehr erwarten dürfen als diese halbherzige Zitatesammlung mit Ausreißern nach oben.

13.06.2017
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