English Dogs - The Thing With Two Heads

Review

ENGLISH DOGS veröffentlichen nach langer Pause ihr neues Album „The Thing With Two Heads“. Fans von feinem und ansprechendem Artwork müssen mal wieder ganz tapfer sein, denn ästhetisch sieht definitiv anders aus. Dafür gibt es jetzt was für die Sammler von Musikfakten: Was haben ENGLISH DOGS mit SLAYER und THE PRODIGY gemeinsam? Das erste Demo der englischen Thrash-Hardcore-Punk-Truppe trug den Namen „Show No Mercy“ (erschien bereits 1981) und Gizz Butt, der ehemalige Klampfer von ENGLISH DOGS, spielte eine nennenswerte Zeit lang bei THE PRODIGY. Mit dem vorliegenden Werk hat dies insofern zu tun, dass es nach vorne gespielte knarzige Thrash-Riffs gibt, Soli die auch von SLAYER stammen könnten und dank einiger eingängigen Momente richtig gute Partystimmung entsteht, die ordentlich die Tanzbeine anregen.

Da ENGLISH DOGS eigentlich für Crossover stehen, könnte man den Engländer gleich mal vorwerfen, dass es auf „The Thing With Two Heads“ auch sehr viel entweder/oder und wenig echte Fusion gibt. Allerdings kann man dies auch freundlich überhören und ein schnell gespieltes Punk-Riff unterscheidet sich manchmal nur marginal von einem gemütlichen Thrash-Riff. Was alle elf Stücke der Platte gemeinsam haben, ist die ironische Note, die den aufmerksamen Hörer häufig grinsen lässt und über die ein oder andere schiefe Kleinigkeit hinweghören lässt. Die spaßigen Songs „Freak Boy“ und „Hate Song“ machen schlichtweg gute Laune und ziehen gleich mit. Wenn der Sänger Wakey noch etwas abgehackt und schon beinahe rappend krächzt, ist der Groove unschlagbar und überzeugt umgehend. In solchen Momenten könnte man meinen, ein gut abgehangener Klassiker würde im Player rotieren. Bei der langen Bandgeschichte braucht man aber kein Mathe-Abi, um ausrechnen zu können, dass die Mitglieder nicht mehr ganz taufrisch sind. Das hängermäßige Saufgesinge von „Up From The Depths“ nimmt man ihnen also einerseits sofort ab (und schon gleich in Kombination mit dem aktuellen gruseligen Bandfoto…), ist aber überrascht über die kernigen Sing-a-Longs in so manch anderem Track. Das klingt so gar nicht eingerostet und macht richtig Druck, so manche Neustarter singen deutlich uninspirierter.

Und manche Vorzeige-Punk-Größen können sich wiederum von einem Song wie „Planet Of The Living Dead“ mal was abhorchen. So spielt man melodischen Punk Rock, der einerseits modern und mitreißend ist, aber andererseits auch einfach nur dem Punk Rock-Standard folgt. Die Erfolgskurve geht aber nicht stetig steil nach oben und die Platte hat auch einige Schwächen – zu lang, zu kurz, zu einfach, zu harter Stilbruch – aber die Defizite in den einzelnen Stücken sind so minimal, dass sie den Lauf der Platte kaum stören und das Hörvergnügen kaum beeinträchtigen. Auch wenn Lieder wie „Rectify“ trotz beeindruckender Gitarren-Soli nicht perfekt sind, die Leidenschaft, die hier mitschwingt, veredelt den Song und macht ihn besser und spannender. Gleiches gilt für das mit Akustikgitarre startende, langsam Fahrt aufnehmende und fast zehn Minuten (!) lange „Down With The Underdogs“. Hier steckt richtig Herzblut drin! So überraschen ENGLISH DOGS zum Ende hin mit einem sehr ausladenden und mutigen Song, der die Ernsthaftigkeit dann doch doppelt und dreifach unterstreicht – TENACIOUS D. wären wohl ähnlich vorgegangen. Hier wird auch wieder daran erinnert, dass ENGLISH DOGS sich zwischenzeitlich mal ausschließlich dem Heavy Metal gewidmet haben.

Wenn sich eine Band seit 1981 drei Mal trennt und drei Mal wieder zusammenfindet, dann stellt sich die Frage nach dem eigentlich Antrieb nicht mehr. Dass man mit „The Thing With Two Heads“ und Songzeilen wie „wawawa one, two, fuck you“ keine Charts stürmen kann, dürfte klar sein. Nein, die englischen Urgesteine haben einfach seit 1981 immer wieder Bock, Musik zu machen, auf die Kacke zu hauen und Riffs zu zocken. Das hört man und die ungebrochene Spielfreude, gepaart mit viel Erfahrung und Können, steckt einfach an. „The Thing With Two Heads“ spricht Freunde viele Spielarten an. Reinhören!

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09.07.2014

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