Fear Factory - Genexus

Review

Die Mensch-Maschine ist wieder da. Drei Jahre nach „The Industrialist“ sind FEAR FACTORY mit „Genexus“ zurück. Wieder mal geht es um den ewigen Kampf zwischen natürlicher und künstlicher Intelligenz, diesmal habe die Maschine aber „ziemlich menschliche Qualitäten“. Klingt ein bisschen nach Alexander Garlands KI-Kammerspiel „Ex Machina“, fraglich nur, ob man diese winzige Variation des bekannten FEAR-FACTORY-Leitmotivs auf „Genexus“ auch wirklich hört.

Etwas, das man schon einmal nicht heraushört, ist die Tatsache, dass die Drums diesmal wieder von einem Menschen (Mike Heller) eingetrommelt wurden. Ich persönlich habe den Einsatz einer Drum Machine in Anbetracht des Bandkonzeptes eigentlich immer nur für konsequent gehalten (Dino Cazares auch, wie er uns im Interview verraten hat), letzten Endes hört man den Unterschied aber einfach kaum. Dino Cazares‘ tiefer gestimmte Single-Tone-Riffs grooven wie eh und je und bilden zusammen mit dem sterilen Schlagwerk die Grundlage für die kalte Soundästhetik der Band. Über all das singt Burton C. Bell einmal mehr seine emotionsbefreiten, aber irgendwie doch atmosphärischen Refrains, die dem Geknüppel immer zum richtigen Zeitpunkt Einhalt gebieten.

So funktionieren „Autonomous Combat System“, „Anodized“ und „Dielectric“ zu Beginn vor allem deshalb hervorragend, weil Bell dem recht monotonen Riffing und Gebrüll direkt zu Anfang drei starke Refrains entgegensetzt. Sobald sein Klargesang eingesetzt fühlt man sich zurück in den 90ern und ziemlich schnell wird einem wieder klar: Niemand klingt so wie FEAR FACTORY. Der Death Metal der Anfangstage der Band wird nicht zurückkehren, das ist klar, aber die Kombination aus maschineller Präzision, brutaler Härte und den fragilen Refrains steht nach wie vor für sich.

Erfreulich ist zudem, dass Cazares und Co. es dieses Mal geschafft haben, elektronische und orchestrale Elemente wieder so zu dosieren, dass sie wirklich Sinn ergeben. So baut das Intro von „Autonomous Combat System“ eine majestätisch-beklemmende Atmosphäre auf, „Dielectric“ startet mit Streichern und das abschließende, neunminütige Opus „Expiration Date“ kommt über weite Strecken sogar ganz ohne Gitarren aus.

Auf die gesamte Albumspielzeit gesehen gibt es allerdings auch ein paar störende Momente. Das Djent-Riffing in „Soul Hacker“ orientiert sich für meinen Geschmack beispielsweise zu stark an den heutigen Vertretern jener Spielart, die FEAR FACTORY ja eigentlich selbst mitbegründet haben. Auf Dauer führen – und das ist kein wirklich neues Problem – zudem die immergleichen Bell-Vocals in Kombination mit der durchgetretenen Double Bass in den Strophen zu gewissen Ermüdungserscheinungen. Insgesamt gerät „Genexus“ aber ein gutes Stück zugänglicher und abwechslungsreicher als „The Industrialist“ und verfügt vor allem über die besseren Songs.

31.07.2015
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